Page 105 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
P. 105
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-293-055-4.103-126
Operette trifft Tonfilm: Mediale
Perspektiven auf die transnationale
Tonfilmoperette Anfang der 1930er Jahre
Ingeborg Zechner
Univerza Karla Franca v Gradcu
Karl-Franzens-Universität Graz
Die Operette fand in den 1920er und -30er Jahren durch ihre große Popula-
rität eine internationale Verbreitung. In vielen deutschsprachigen Theatern
machte die Operette (trotz der propagierten Krise) einen großen Anteil am
Gesamtspielplan aus.1 Gerade bei den für das Musiktheater im Allgemei-
nen typischen internationalen Transfers von Werken in differierende kul-
turelle Kontexte (u. a. den amerikanischen Broadway) war eine Adaption
der Werkgestalt in Bezug auf den neuen Aufführungskontext notwendig,
wobei diese Prozesse vielfach über eine reine Übersetzung des Textbuchs
hinausgingen, denn „it was necessary to capture the cultural meanings and
emotional nuances that resist direct translation, enabling them to be recog
nized in a new context“.2
Durch das Aufkommen der Stummfilmtechnologie vor dem Ersten
Weltkrieg stellte der Theaterbesuch nicht mehr die alleinige Möglichkeit
zur musiktheatralen Unterhaltung dar, sondern erhielt massive Konkur-
1 Vgl. dazu auch Marion Linhardt, „Musikalisches Unterhaltungstheater in der er-
sten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, in Musiktheater im 20. Jahrhundert, Hrsg. Sieg-
fried Mauser (= Geschichte der Oper 4) (Laaber: Laaber, 2006), 126–7. An den öster-
reichischen Stadttheatern dominierte die Operette zahlenmäßig über die Oper (vgl.
u. a. Ingeborg Zechner, „Alles nur Theater! Opernaufführungen in Graz, Innsbruck,
Klagenfurt und Linz zwischen 1869 und 1944“, in Geschichte der Oper in Wien: Von
1869 bis zur Gegenwart, Hrsg. Barbara Boisits, Clemens Hellsberg, Philipp Ther und
Susana Zapke (Wien [u. a.]: Molden, 2019), 60–93.
2 Derek Scott, German Operetta on Broadway and in the West End 1900–1940 (Cam-
bridge: Cambridge University Press, 2019), 55.
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Operette trifft Tonfilm: Mediale
Perspektiven auf die transnationale
Tonfilmoperette Anfang der 1930er Jahre
Ingeborg Zechner
Univerza Karla Franca v Gradcu
Karl-Franzens-Universität Graz
Die Operette fand in den 1920er und -30er Jahren durch ihre große Popula-
rität eine internationale Verbreitung. In vielen deutschsprachigen Theatern
machte die Operette (trotz der propagierten Krise) einen großen Anteil am
Gesamtspielplan aus.1 Gerade bei den für das Musiktheater im Allgemei-
nen typischen internationalen Transfers von Werken in differierende kul-
turelle Kontexte (u. a. den amerikanischen Broadway) war eine Adaption
der Werkgestalt in Bezug auf den neuen Aufführungskontext notwendig,
wobei diese Prozesse vielfach über eine reine Übersetzung des Textbuchs
hinausgingen, denn „it was necessary to capture the cultural meanings and
emotional nuances that resist direct translation, enabling them to be recog
nized in a new context“.2
Durch das Aufkommen der Stummfilmtechnologie vor dem Ersten
Weltkrieg stellte der Theaterbesuch nicht mehr die alleinige Möglichkeit
zur musiktheatralen Unterhaltung dar, sondern erhielt massive Konkur-
1 Vgl. dazu auch Marion Linhardt, „Musikalisches Unterhaltungstheater in der er-
sten Hälfte des 20. Jahrhunderts“, in Musiktheater im 20. Jahrhundert, Hrsg. Sieg-
fried Mauser (= Geschichte der Oper 4) (Laaber: Laaber, 2006), 126–7. An den öster-
reichischen Stadttheatern dominierte die Operette zahlenmäßig über die Oper (vgl.
u. a. Ingeborg Zechner, „Alles nur Theater! Opernaufführungen in Graz, Innsbruck,
Klagenfurt und Linz zwischen 1869 und 1944“, in Geschichte der Oper in Wien: Von
1869 bis zur Gegenwart, Hrsg. Barbara Boisits, Clemens Hellsberg, Philipp Ther und
Susana Zapke (Wien [u. a.]: Molden, 2019), 60–93.
2 Derek Scott, German Operetta on Broadway and in the West End 1900–1940 (Cam-
bridge: Cambridge University Press, 2019), 55.
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