Page 109 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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operette trifft tonfilm
den Adaptation Studies Perspektiven entwickelt werden, welche Möglich-
keiten das bewusste Wahrnehmen der Wechselwirkungen beider Medien
für deren komplexe und intermediale Erscheinungsformen eröffnen kann
– schließlich gehörten Adaptionsprozesse in beiden Genres in diesem Zeit-
raum zur Regel.
Vor diesem Hintergrund wird zunächst der Schwerpunkt auf Tonfilm-
schlager, als transmediale Distributionsprodukte des Tonfilms, und deren
internationale Existenz in Verbindung mit dem Sprachversionsfilm gelegt,
wofür neben Ich und die Kaiserin vor allem die Tonfilmoperette Paprika
(Viktor Klein-Produktions-GmbH, Berlin 1932) und deren Verbindungen
zu Gruß und Kuß – Veronika (Viktor Klein-Produktions-GmbH, Berlin
1933) als Anschauungsbeispiele dienen sollen. Die Entscheidung für Pap
rika als zentrales Analyseobjekt wurde durch die Tatsache bestimmt, dass
der Film in drei unterschiedlichen Sprachversionen (deutsch, französisch,
italienisch) produziert wurde und er, zumindest in der deutschen Version,
die Kriterien einer Tonfilmoperette über ein zeitgenössisches Sujet erfüllt.
Bei Paprika handelt es sich zudem nicht um eine Ufa-Tonfilmoperette, son-
dern um eine Produktion einer kleineren Produktionsfirma, welche aber
die von der Ufa geschaffenen Genrekonventionen aufgreift. Somit illust-
riert das gewählte Beispiel auch die Bedeutung dieser Konvention für die
Filmproduktion der Zeit. Die Musik von Paprika wurde zudem transnati-
onal in der Form von Schlagern distribuiert. Diese letzte Tatsache in Be-
zug auf die komplexe Medialität von Paprika führte hier, wie zu sehen sein
wird, zum Vorhandensein von intertextuellen Referenzen, welche die Be-
deutung der Schlager als integralen Teil des Tonfilms – und nicht nur als
unbedeutendes Nebenprodukt – herausstreichen.
„Transmediale Vermarktung und Verwertung“15 kann als wesentlicher
Bestandteil der medialen Distribution von Operetten (wie auch von Wer-
ken des Musiktheaters im Allgemeinen) gesehen werden: Die Musik von
Operetten wurde nicht nur über die Aufführung des Bühnenwerks selbst
verbreitet, sondern auch über Musiknoten, Schallplatten und über das Ra-
dio.16 Anfang des 20. Jahrhunderts existieren unzählige Beispiele für Mu-
sikdrucke von Operetten- und Revueschlagern, wobei diese medialen
Transfers nicht nur innerhalb eines sprachlich homogenen Marktes erfolg-
ten, sondern – analog zu den bereits angesprochenen Transfers der Ope-
15 Wedel, „Musikfilm und Musiktheater“, 205.
16 Vgl. Scott, German Operetta on Broadway, 191–202 und Linhardt, „Musikalisches
Unterhaltungstheater“, 129.
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den Adaptation Studies Perspektiven entwickelt werden, welche Möglich-
keiten das bewusste Wahrnehmen der Wechselwirkungen beider Medien
für deren komplexe und intermediale Erscheinungsformen eröffnen kann
– schließlich gehörten Adaptionsprozesse in beiden Genres in diesem Zeit-
raum zur Regel.
Vor diesem Hintergrund wird zunächst der Schwerpunkt auf Tonfilm-
schlager, als transmediale Distributionsprodukte des Tonfilms, und deren
internationale Existenz in Verbindung mit dem Sprachversionsfilm gelegt,
wofür neben Ich und die Kaiserin vor allem die Tonfilmoperette Paprika
(Viktor Klein-Produktions-GmbH, Berlin 1932) und deren Verbindungen
zu Gruß und Kuß – Veronika (Viktor Klein-Produktions-GmbH, Berlin
1933) als Anschauungsbeispiele dienen sollen. Die Entscheidung für Pap
rika als zentrales Analyseobjekt wurde durch die Tatsache bestimmt, dass
der Film in drei unterschiedlichen Sprachversionen (deutsch, französisch,
italienisch) produziert wurde und er, zumindest in der deutschen Version,
die Kriterien einer Tonfilmoperette über ein zeitgenössisches Sujet erfüllt.
Bei Paprika handelt es sich zudem nicht um eine Ufa-Tonfilmoperette, son-
dern um eine Produktion einer kleineren Produktionsfirma, welche aber
die von der Ufa geschaffenen Genrekonventionen aufgreift. Somit illust-
riert das gewählte Beispiel auch die Bedeutung dieser Konvention für die
Filmproduktion der Zeit. Die Musik von Paprika wurde zudem transnati-
onal in der Form von Schlagern distribuiert. Diese letzte Tatsache in Be-
zug auf die komplexe Medialität von Paprika führte hier, wie zu sehen sein
wird, zum Vorhandensein von intertextuellen Referenzen, welche die Be-
deutung der Schlager als integralen Teil des Tonfilms – und nicht nur als
unbedeutendes Nebenprodukt – herausstreichen.
„Transmediale Vermarktung und Verwertung“15 kann als wesentlicher
Bestandteil der medialen Distribution von Operetten (wie auch von Wer-
ken des Musiktheaters im Allgemeinen) gesehen werden: Die Musik von
Operetten wurde nicht nur über die Aufführung des Bühnenwerks selbst
verbreitet, sondern auch über Musiknoten, Schallplatten und über das Ra-
dio.16 Anfang des 20. Jahrhunderts existieren unzählige Beispiele für Mu-
sikdrucke von Operetten- und Revueschlagern, wobei diese medialen
Transfers nicht nur innerhalb eines sprachlich homogenen Marktes erfolg-
ten, sondern – analog zu den bereits angesprochenen Transfers der Ope-
15 Wedel, „Musikfilm und Musiktheater“, 205.
16 Vgl. Scott, German Operetta on Broadway, 191–202 und Linhardt, „Musikalisches
Unterhaltungstheater“, 129.
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