Page 75 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
P. 75
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-293-055-4.73-91
Der Kampf der Komponisten
der „heiteren Musik“ um Anerkennung
sowie um eine gerechte Abgeltung
ihrer Kunst1
Hartmut Krones
Univerza za glasbo in uprizoritveno umetnost na Dunaju
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Zunächst soll ein Zitat aus dem Jahre 1924 die allgemeine Stellung der Un-
terhaltungsmusik (bzw. der „heiteren Musik“, wie sie damals zumeist ge-
nannt wurde), im gesellschaftlichen Umfeld der 1920er Jahre beleuchten:
Eugen d ’Albe r t hat den Chefredakteur der „Allgemeinen Musik-
Zeitung“ Paul Schwe rs wegen Beleidigung verklagt. Diese Belei
digung erblickte der Privatkläger in zwei Notizen, deren erste lau
tete: „Eugen d’Alberts unermüdliche Feder kratzt wieder über das
geduldige Notenpapier: Jetzt arbeitet er an einer Operette.“ In der
zweiten heisst es: d’Albert arbeite an einer abendfüllenden Film
musik, deren Stoff einen Gotenfürsten mit zwölf Frauen behandle.
Das Berlin-Schöneberger Amtsgericht sah den Tatbestand der Be
leidigung erfüllt und verurteilte Schwers zu fünfhundert Goldmark
Geldstrafe, eventuell fünfzig Tagen Haft, sprach auch d’Albert das
Veröffentlichungsrecht des Urteils in der „Allgemeinen Musik-Zei
tung“ zu.2
Der „wahldeutsche“ britisch-schweizerische Komponist (und
Liszt-Schüler) Eugène (Eugen) d’Albert, der als Pianist umjubelt wurde,
1903 mit seiner im Prager Neuen Deutschen Theater uraufgeführten Oper
1 Angesichts der zahlreichen Zitate in alter Rechtschreibung folgt auch der Autor den
damaligen Regeln.
2 Signale für die Musikalische Welt 82, No. 45 (5. November 1924): 1717 (Sperrungen
original).
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Der Kampf der Komponisten
der „heiteren Musik“ um Anerkennung
sowie um eine gerechte Abgeltung
ihrer Kunst1
Hartmut Krones
Univerza za glasbo in uprizoritveno umetnost na Dunaju
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
Zunächst soll ein Zitat aus dem Jahre 1924 die allgemeine Stellung der Un-
terhaltungsmusik (bzw. der „heiteren Musik“, wie sie damals zumeist ge-
nannt wurde), im gesellschaftlichen Umfeld der 1920er Jahre beleuchten:
Eugen d ’Albe r t hat den Chefredakteur der „Allgemeinen Musik-
Zeitung“ Paul Schwe rs wegen Beleidigung verklagt. Diese Belei
digung erblickte der Privatkläger in zwei Notizen, deren erste lau
tete: „Eugen d’Alberts unermüdliche Feder kratzt wieder über das
geduldige Notenpapier: Jetzt arbeitet er an einer Operette.“ In der
zweiten heisst es: d’Albert arbeite an einer abendfüllenden Film
musik, deren Stoff einen Gotenfürsten mit zwölf Frauen behandle.
Das Berlin-Schöneberger Amtsgericht sah den Tatbestand der Be
leidigung erfüllt und verurteilte Schwers zu fünfhundert Goldmark
Geldstrafe, eventuell fünfzig Tagen Haft, sprach auch d’Albert das
Veröffentlichungsrecht des Urteils in der „Allgemeinen Musik-Zei
tung“ zu.2
Der „wahldeutsche“ britisch-schweizerische Komponist (und
Liszt-Schüler) Eugène (Eugen) d’Albert, der als Pianist umjubelt wurde,
1903 mit seiner im Prager Neuen Deutschen Theater uraufgeführten Oper
1 Angesichts der zahlreichen Zitate in alter Rechtschreibung folgt auch der Autor den
damaligen Regeln.
2 Signale für die Musikalische Welt 82, No. 45 (5. November 1924): 1717 (Sperrungen
original).
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