Page 480 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo
masters, strived to achieve the highest possible level of reproducing cho-
ral, chamber, orchestral and band music, and to establish professional mu-
sic education. The National Reading Society, the Musikverein and the Ptuj
boys’ craft school were the leaders of public music education, with a long-
term impact on its development post-WWI, as embodied by the Ptuj Glas-
bena Matica music school (1922). The music school continued the work of its
predecessors and was not a branch of the Ljubljana Glasbena Matica, as was
common practice in the Slovenian environment. However, despite this for-
mal independence it modelled itself on the Ljubljana Glasbena Matica’s pri-
mary tasks and goals, especially in the professionalism of educational and
reproduction activities.
Keywords: National Reading Society Ptuj, Männergesang Verein Pettau,
Pettauer Musikverein, City Band, Glasbena matica Ptuj
Hartmut Krones
„Linke“ und „rechte“ Amateurchöre im Wien
des 19. Jahrhunderts und ihre politischen Zielsetzungen
Das Wiener Amateurchorwesen war im 19. Jahrhundert in vielerlei Hin-
sicht von politischen Zielsetzungen bestimmt. So setzten sich die (trotz der
von Willkür und diktatorischen Maßnahmen bestimmten Zensur-Tätig-
keit der Metternichschen Diktatur) bereits im Zuge der Revolution von
1848 mehrfach entstehenden Arbeiterchöre für soziale Gerechtigkeit und
politisch-gesellschaftliche Freiheit ein, während etwa die Chöre der Bur-
schenschaften vor allem deutschnationale Interessen verfolgten. „Nationa-
le“ Interessen waren aber auch Triebfedern der von Mitgliedern ethnischer
Minderheiten gebildeten Chöre, deren Konzerttätigkeit nicht selten das
deutschsprachige Repertoire ganz oder weitgehend ausschloss. Selbst Chö-
re von Arbeitsverbänden, Betrieben, Berufsgruppen oder religiösen Verei-
nigungen verfolgten politische oder zumindest gesellschaftliche Ziele, wie
oft schon ihre (bisweilen durchaus humoristisch wirkenden) Namen be-
zeugen. Von Interesse ist noch, daß bei den „Arbeitersängern“ von Beginn
an auch gemischte und Frauenchöre existierten, während die „bürgerliche“
Chorvereinigung Frauen bis 1933 ausschloss. Aufgabe des Referates ist es,
diese Vielfalt in ihren Grundzügen darzustellen und einige ihrer Entwick-
lungen beispielhaft zu beleuchten.
Schlüsselwörter: Wiener Chorszene, Wiener Musikleben, Arbeitergesang,
Revolution 1848
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masters, strived to achieve the highest possible level of reproducing cho-
ral, chamber, orchestral and band music, and to establish professional mu-
sic education. The National Reading Society, the Musikverein and the Ptuj
boys’ craft school were the leaders of public music education, with a long-
term impact on its development post-WWI, as embodied by the Ptuj Glas-
bena Matica music school (1922). The music school continued the work of its
predecessors and was not a branch of the Ljubljana Glasbena Matica, as was
common practice in the Slovenian environment. However, despite this for-
mal independence it modelled itself on the Ljubljana Glasbena Matica’s pri-
mary tasks and goals, especially in the professionalism of educational and
reproduction activities.
Keywords: National Reading Society Ptuj, Männergesang Verein Pettau,
Pettauer Musikverein, City Band, Glasbena matica Ptuj
Hartmut Krones
„Linke“ und „rechte“ Amateurchöre im Wien
des 19. Jahrhunderts und ihre politischen Zielsetzungen
Das Wiener Amateurchorwesen war im 19. Jahrhundert in vielerlei Hin-
sicht von politischen Zielsetzungen bestimmt. So setzten sich die (trotz der
von Willkür und diktatorischen Maßnahmen bestimmten Zensur-Tätig-
keit der Metternichschen Diktatur) bereits im Zuge der Revolution von
1848 mehrfach entstehenden Arbeiterchöre für soziale Gerechtigkeit und
politisch-gesellschaftliche Freiheit ein, während etwa die Chöre der Bur-
schenschaften vor allem deutschnationale Interessen verfolgten. „Nationa-
le“ Interessen waren aber auch Triebfedern der von Mitgliedern ethnischer
Minderheiten gebildeten Chöre, deren Konzerttätigkeit nicht selten das
deutschsprachige Repertoire ganz oder weitgehend ausschloss. Selbst Chö-
re von Arbeitsverbänden, Betrieben, Berufsgruppen oder religiösen Verei-
nigungen verfolgten politische oder zumindest gesellschaftliche Ziele, wie
oft schon ihre (bisweilen durchaus humoristisch wirkenden) Namen be-
zeugen. Von Interesse ist noch, daß bei den „Arbeitersängern“ von Beginn
an auch gemischte und Frauenchöre existierten, während die „bürgerliche“
Chorvereinigung Frauen bis 1933 ausschloss. Aufgabe des Referates ist es,
diese Vielfalt in ihren Grundzügen darzustellen und einige ihrer Entwick-
lungen beispielhaft zu beleuchten.
Schlüsselwörter: Wiener Chorszene, Wiener Musikleben, Arbeitergesang,
Revolution 1848
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