Page 445 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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summaries

die „große“, aber erneut oft national ausgerichtete Oper, bis das Haus durch
die nachkriegsbedingte Inflation in finanzielle Schwierigkeiten geriet und
Juli 1928 geschlossen wurde. Der spätere Hollywood-Regisseur Otto Pre-
minger sorgte dann ab Herbst 1929 für einen erneuten Aufschwung, doch
nach der Okkupation Österreichs durch Nazi-Deutschland und der Entlas-
sung aller unerwünschten (vor allem jüdischen) Mitarbeiter übernahm die
Stadt Wien das Theater und verwendete es u. a. als Spielstätte der national-
sozialistischen Organisation „Kraft durch Freude“. In den letzten Jahren
des Zweiten Weltkrieges, als alle Theater geschlossen wurden, fungierte das
Haus dann als Kino, nach dem Krieg war es zunächst Ersatzquartier für die
zerstörte Wiener Staatsoper, ehe es ab der Saison 1946/47 wieder selbstän-
dig wurde. Allerdings war es etliche Jahre (unter gemeinsamer Führung)
auch eine Art Dependance der Wiener Staatsoper. 1998 endgültig eigenver-
antwortlich, erfuhr die Volksoper in der Folge eine betont „wienerische“
Ausrichtung, pflegte dadurch auch in besonders prononcierter Weise die
Gattung der Operette und besitzt somit erneut eine speziell bodenständige,
wenn nicht „nationale“ (jetzt allerdings österreich-bezogene) Ausrichtung.
Schlüsselwörter: Wiener Volksoper, Antisemitismus, Kaiser=Jubiläums=
=Stadttheater Wien

Lenka Křupková, Jiří Kopecký
Das Olmützer Provinztheater und seine Beziehung
an Marburg und Laibach. Das Olmützer Operntheater
als Modell zur Herausbildung eines nationalen Theaters
im Rahmen der Österreichischen Monarchie
Das Olmützer Operntheater als Modell zur Herausbildung eines nationalen
Theaters im Rahmen der Österreichischen MonarchieDas Provinztheater
in Olmütz war Bestandteil eines dichten Netzes aus Theatern, in denen die
Künstler der Habsburger Monarchie während einer Zeit von mehr als hun-
dert Jahren umherreisten. Obwohl sich die Theatergesellschaft mit ihrem
Theaterdirektor bzw. –unternehmer an der Spitze in dem betreffenden stei-
nernen Stadttheater beinahe alle sechs Jahre - in Krisenzeiten auch noch
häufiger – veränderte, handelte es sich meistens um keinen grundsätzlichen
Wandel, und zwar gerade dank der einzigartigen Organisation der öster-
reichischen Theater im mitteleuropäischen Raum. Die Provinzbühnen ver-
fügten über eine ähnliche Ensemblezusammensetzung und boten ein ähn-
liches Repertoire an. Dabei lag es ganz an den Bedingungen der Stadt, zu
denen sie einen fähigen Direktor anlocken konnte. Aus diesen Umstän-

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