Page 446 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju

den heraus entwickelte sich dann der Reichtum des Theaterfundus‘ und
die konkrete Zusammensetzung eines Ensembles. Am Beispiel der Olmüt-
zer Opernszene zeigen wir, welche Bindungen Olmütz unterhielt; beson-
dere Aufmerksamkeit wird dabei den Verbindungen zwischen Olmütz,
Marburg und Laibach gewidmet. In den Biographien vieler Olmützer Di-
rektoren figurieren Laibach oder auch Marburg als Orte vorübergehender
Engagements am Theater: Olmütz wurde somit zu einer weiteren Umsteige-
station auf dem Weg zu bedeutenderen Direktorenposten in Deutschland.
So verhielt es sich etwa im Fall des Direktors Julius Fritzsche, der im Jahr
1878 von Laibach nach Olmütz gekommen war und dann direkt zu Ham-
burger und Berliner Theatern ging. Ebenso hatte sich Gustav Mahler vor
seinem kurzen Olmützer Engagement als Opernkapellmeister in Laibach
behauptet. Wir bieten außerdem zwei Einblicke in die Olmützer Stadtbüh-
ne in zwei Phasen ihrer Entwicklung. Der erste Beitrag untersucht die Situ-
ation, in welcher sich das Olmützer Theater mit dem Einfluss der tschechi-
schen Theater- bzw. Vereinsgesellschaften zurechtfinden musste, als auch
tschechische Werke in das Opernrepertoire des Theaters kamen, das sich in
einer Umgebung stark empfundenen großdeutschen Patriotismus‘ befand.
Olmütz kann in dieser Hinsicht als modellhaftes Beispiel der Entstehung
des tschechischen nationalen Theaters durch das österreichische Provinzt-
hetaer dienen. Doch ab den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts radikalisierten
sich die nationalen Zwistigkeiten zwischen der tschechischen Minderheit
und der deutschen Mehrheit in der Stadt. Für eine tschechische Produkti-
on im Stadttheater war bereits kein Platz mehr und die Tschechen bauten
ein alternatives tschechisches Theater auf, das zwar nicht vollkommen pro-
fessionell arbeitete, in dem jedoch tschechische Opern erklangen. Nun kam
es zu einer Situation, die sich zu den 50er und 60er Jahren des 19. Jahrhun-
derts umgekehrt verhielt. In Reaktion auf die Konkurrenz immer erfolgrei-
cherer tschechischer Produktionen und auf den erstarkenden Einfluss der
Olmützer Tschechen kam es zu einer Transformation des Stadttheaters mit
seinem bislang universalen Opernrepertoire auf der deutschen nationalen
Bühne, auf der nun vor allem deutsche Werke gespielt werden sollten.
Schlüsselwörter: Provinztheater, Olmütz, Beziehung, Marburg, Laibach

Primož Kuret
Season of Fritz Reiner in Ljubljana (1911–12)
As Talich went to study in Leipzig, a young conductor named Fritz Reiner
came to fill his place in Ljubljana in August, 1911. He took over the operas,

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