Page 85 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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musikausbildung im post-habsburger raum
noch vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1910 die Filiale in kleineren Städten
Galiziens, wie auch das Seminar für Musiklehrer. In 20er Jahren sind noch
die Opernschule und die dramatische Schule an diesem Institut geschaffen.
Die Leitidee des Musikinstituts war: „Innovation und Professionalismus”.
Frau Direktorin Niementowska noch im Jahr 1923 reiste nach USA, Frank-
reich, England und Schweiz, verblieb dort eineinhalb Jahre, um verschie-
dene neue musikpädagogische Systeme zu erforschen und in heimischer
Lehranstalt ihre werteste Elemente zu übernehmen.
Ganz gesetzmäßig wurde das Musikinstitut unter der Leitung von
Anna Niementowska im Jahr 1931 ins Lemberger Musikkonservatorium
„Karol Szymanowski” umgestaltet. Diese Ehre hat sie mit vollem Recht
verdient, weil hier sehr erfolgreich das symphonische Orchester und der
Chor der älteren Schüler, wie auch das Kinderorchester und der Kinder-
chor wirkten. Die Kinderkollektive bildeten die Zöglinge der sog. „Frö-
bel-Musikschule”, die sich als eine einzelne Abteilung bei der Schule von
Niementowska noch von 1910 entpuppte. Welch ein Niveau erreichte das
symphonische Orchester, zeugt z. B. das Programm eines Konzertes von
Jahr 1932, unter der Leitung des bekannten polnischen Komponisten und
Dirigenten Grzegorz Fitelberg: symphonische Dichtung „Till Eulenspiegel”
von Richard Strauss, die symphonische Episode „Die Eisengießerei“ von
Aleksander Mosolow, der zweite Teil des Balletts „Harnasi” von Karol Szy-
manowski, Sinfonia brevis und zwei Liederzyklen von Tadeusz Jarecki, wie
auch das Klavierkonzert f-Moll von Fryderyk Chopin14.
Sehr erfolgreich entwickelte sich das Hohe Musikinstitut (von 1912 –
das Hohe Musikinstitut „Mykola Lyssenko”), welches aufgrund des ukrai-
nischen Chorvereins „Bojan“15 und anderer ukrainischen Musikvereine im
Jahr 1903 gegründet wurde. In diesem Zusammenhang scheint sehr inter-
essant, daß der Begründer und erster Direktor Anatol Wachnianyn aus der
ukrainisch-tschechisch-österreichische Familie stammte, in Wien studier-
te, mit dem polnischen Musikverein „Laute“ (Lutnia) mitwirkte, parallel
mehrere ukrainische nationale Kultur- und Ausbildungsinstitutionen und
Vereinen ins Leben gerufen hat. Als erste Pädagoge des Instituts sind außer
den Ukrainern und Ukrainerinnen - Olena Jasenytska, Maria Krynytska
(Klavier) u. a., ein geborener Tscheche, der der polnischen Kultur sich wid-
mete, Jan Gall (Harmonie und Kontrapunkt), der österreichische Violinist
Otto Teitsch eingeladen. Obwohl die erste Periode seiner Tätigkeit ziem-
14 Mazepa und Mazepa, Der Weg zur Musikakademie, 206.
15 Bojan – ein legendärer altruthenischer Sänger.
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noch vor dem Ersten Weltkrieg im Jahr 1910 die Filiale in kleineren Städten
Galiziens, wie auch das Seminar für Musiklehrer. In 20er Jahren sind noch
die Opernschule und die dramatische Schule an diesem Institut geschaffen.
Die Leitidee des Musikinstituts war: „Innovation und Professionalismus”.
Frau Direktorin Niementowska noch im Jahr 1923 reiste nach USA, Frank-
reich, England und Schweiz, verblieb dort eineinhalb Jahre, um verschie-
dene neue musikpädagogische Systeme zu erforschen und in heimischer
Lehranstalt ihre werteste Elemente zu übernehmen.
Ganz gesetzmäßig wurde das Musikinstitut unter der Leitung von
Anna Niementowska im Jahr 1931 ins Lemberger Musikkonservatorium
„Karol Szymanowski” umgestaltet. Diese Ehre hat sie mit vollem Recht
verdient, weil hier sehr erfolgreich das symphonische Orchester und der
Chor der älteren Schüler, wie auch das Kinderorchester und der Kinder-
chor wirkten. Die Kinderkollektive bildeten die Zöglinge der sog. „Frö-
bel-Musikschule”, die sich als eine einzelne Abteilung bei der Schule von
Niementowska noch von 1910 entpuppte. Welch ein Niveau erreichte das
symphonische Orchester, zeugt z. B. das Programm eines Konzertes von
Jahr 1932, unter der Leitung des bekannten polnischen Komponisten und
Dirigenten Grzegorz Fitelberg: symphonische Dichtung „Till Eulenspiegel”
von Richard Strauss, die symphonische Episode „Die Eisengießerei“ von
Aleksander Mosolow, der zweite Teil des Balletts „Harnasi” von Karol Szy-
manowski, Sinfonia brevis und zwei Liederzyklen von Tadeusz Jarecki, wie
auch das Klavierkonzert f-Moll von Fryderyk Chopin14.
Sehr erfolgreich entwickelte sich das Hohe Musikinstitut (von 1912 –
das Hohe Musikinstitut „Mykola Lyssenko”), welches aufgrund des ukrai-
nischen Chorvereins „Bojan“15 und anderer ukrainischen Musikvereine im
Jahr 1903 gegründet wurde. In diesem Zusammenhang scheint sehr inter-
essant, daß der Begründer und erster Direktor Anatol Wachnianyn aus der
ukrainisch-tschechisch-österreichische Familie stammte, in Wien studier-
te, mit dem polnischen Musikverein „Laute“ (Lutnia) mitwirkte, parallel
mehrere ukrainische nationale Kultur- und Ausbildungsinstitutionen und
Vereinen ins Leben gerufen hat. Als erste Pädagoge des Instituts sind außer
den Ukrainern und Ukrainerinnen - Olena Jasenytska, Maria Krynytska
(Klavier) u. a., ein geborener Tscheche, der der polnischen Kultur sich wid-
mete, Jan Gall (Harmonie und Kontrapunkt), der österreichische Violinist
Otto Teitsch eingeladen. Obwohl die erste Periode seiner Tätigkeit ziem-
14 Mazepa und Mazepa, Der Weg zur Musikakademie, 206.
15 Bojan – ein legendärer altruthenischer Sänger.
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