Page 82 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
P. 82
konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela
das Hohe Musikinstitut (Вищий Музичний Інститут). Sein erstes Studi-
enjahr begann 10 Oktober 1903.9
In diesem Kontext muß man auch die Begründung der Musikschule
von Anna Niementowska im Jahr 1902 erwähnen, die später im Jahr 1932
zum Szymanowski Konservatorium umgestaltet wurde.
1912 begann seine fruchtbare etwa 30-jährige Tätigkeit das Lehrstuhl
für Musikwissenschaft oder, wie es öfter genannt wurde, Musikwissen-
schaftliche Lehranstalt (Zakład Muzykołogiczny) an der Lemberger Uni-
versität unter der Leitung von bedeutendem polnischem Musikforscher
Professor Adolf Chybiński.
Also vor dem Ersten Weltkrieg wirkten in der Stadt vier Musikaus-
bildungsinstitutionen höherer Stufe, dazu 63 Musikschulen verschiedener
Spezialisierung, von mehrdimensionalen Lehranstalten mit der imponie-
renden Zahl von Zöglingen und mit der staatlichen Subvention - bis zu
kleinen privaten Schulen, wo nur ein Musikfach geübt wurde.10
Die dritte spezifische Eigenschaft des österreichischen Modells der
Musikausbildung besteht darin, daß alle derartige Institutionen meistens
sehr eng mit den Anfragen und Bedürfnissen der Gesellschaft verbunden
waren, da meistens mit den verschiedenen musikalischen Amateur-Verei-
nen, also sozial gerichteten Vereinigungen verbunden sind. Dementspre-
chend entfalteten die Aktivitäten der Musikschulen und Konservatori-
en strikt an einem konkreten Ort und zu einem konkreten Zeitpunkt, in
voller Übereinstimmung mit den sozialen Anforderungen – davon wur-
de doch ihre finanzielle Lage abgehängt. Denn der Anteil der Pädagogen
und Studenten im offenen Musikleben sollten volens nolens sehr aktiv sein,
auf die Anfrage der Gesellschaft mußte man immer sehr aufpassen, da-
durch die Beziehung zwischen den Musiker-Liebhabern – professionel-
len Musikern und der übrigen Gesellschaft war immer sehr intensiv und
wechselwirkend.
Wichtige Konzertveranstalter (auch für Abendunterhaltungen)
wurden in der Folge die Musikvereine. Stand zunächst noch das ge-
meinsame Musizieren der Mitglieder im Vordergrund und bildeten
9 Dieses Datum findet man im Bericht von der Entwicklung der Hohen Musikinstitut
[Звіт з розвою Висшого Музичного Інститута. Lemberg Львів, 1904, 1]. Die
Lemberger Zeitung „Die Sache” („Діло”) von 3(16). Х. 1903 р. gab das Datum 1 Ok-
tober. Zit. nach: Leszek Mazepa, „Allgemeine Übersicht“, 124.
10 Lemberg zählte zu dieser Zeit za. 200 Tausend Einwohner und war die vierte von der
Größe Stadt des Österreiches – nach Wien, Budapest und Prag.
80
das Hohe Musikinstitut (Вищий Музичний Інститут). Sein erstes Studi-
enjahr begann 10 Oktober 1903.9
In diesem Kontext muß man auch die Begründung der Musikschule
von Anna Niementowska im Jahr 1902 erwähnen, die später im Jahr 1932
zum Szymanowski Konservatorium umgestaltet wurde.
1912 begann seine fruchtbare etwa 30-jährige Tätigkeit das Lehrstuhl
für Musikwissenschaft oder, wie es öfter genannt wurde, Musikwissen-
schaftliche Lehranstalt (Zakład Muzykołogiczny) an der Lemberger Uni-
versität unter der Leitung von bedeutendem polnischem Musikforscher
Professor Adolf Chybiński.
Also vor dem Ersten Weltkrieg wirkten in der Stadt vier Musikaus-
bildungsinstitutionen höherer Stufe, dazu 63 Musikschulen verschiedener
Spezialisierung, von mehrdimensionalen Lehranstalten mit der imponie-
renden Zahl von Zöglingen und mit der staatlichen Subvention - bis zu
kleinen privaten Schulen, wo nur ein Musikfach geübt wurde.10
Die dritte spezifische Eigenschaft des österreichischen Modells der
Musikausbildung besteht darin, daß alle derartige Institutionen meistens
sehr eng mit den Anfragen und Bedürfnissen der Gesellschaft verbunden
waren, da meistens mit den verschiedenen musikalischen Amateur-Verei-
nen, also sozial gerichteten Vereinigungen verbunden sind. Dementspre-
chend entfalteten die Aktivitäten der Musikschulen und Konservatori-
en strikt an einem konkreten Ort und zu einem konkreten Zeitpunkt, in
voller Übereinstimmung mit den sozialen Anforderungen – davon wur-
de doch ihre finanzielle Lage abgehängt. Denn der Anteil der Pädagogen
und Studenten im offenen Musikleben sollten volens nolens sehr aktiv sein,
auf die Anfrage der Gesellschaft mußte man immer sehr aufpassen, da-
durch die Beziehung zwischen den Musiker-Liebhabern – professionel-
len Musikern und der übrigen Gesellschaft war immer sehr intensiv und
wechselwirkend.
Wichtige Konzertveranstalter (auch für Abendunterhaltungen)
wurden in der Folge die Musikvereine. Stand zunächst noch das ge-
meinsame Musizieren der Mitglieder im Vordergrund und bildeten
9 Dieses Datum findet man im Bericht von der Entwicklung der Hohen Musikinstitut
[Звіт з розвою Висшого Музичного Інститута. Lemberg Львів, 1904, 1]. Die
Lemberger Zeitung „Die Sache” („Діло”) von 3(16). Х. 1903 р. gab das Datum 1 Ok-
tober. Zit. nach: Leszek Mazepa, „Allgemeine Übersicht“, 124.
10 Lemberg zählte zu dieser Zeit za. 200 Tausend Einwohner und war die vierte von der
Größe Stadt des Österreiches – nach Wien, Budapest und Prag.
80