Page 28 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
P. 28
glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo
druckte Quellen und Publikationen in Deutschland und sollen dazu anre-
gen, das Thema auch aus anderen Perspektiven, vor allem aus Österreich,
aber auch aus der Schweiz, in den Blick zu nehmen.
In der Geschichte der Sängerbewegung im 19. Jahrhundert stellt die
Gründung des Deutschen Sängerbundes (DSB) 1862 in Coburg eine musik-
politische Wegmarke dar. Zu den Gründungsmitgliedern zählten auch De-
putierte des Niederösterreichischen Sängerbundes, des Oberösterreichischen
Sängerbundes und sowie des Salzburger Sängerbundes, von denen der Hof-
und Gerichtsadvokat Dr. Josef Bauer aus Wien in den Gesamtausschuss
des DSB gewählt wurde.3 Eine wesentliche Änderung des Satzungsentwurfs
sollte für die künftige Entwicklung der DSB-Mitgliedsverbände und der
mit dem Deutschen Sängerbund kooperierenden Chorverbände bis in das
20. Jahrhundert hinein eine entscheidende Rolle spielen, da die vom Sän-
gertag beschlossene Fassung, wie 1912 festgestellt wurde, „vor allem an dem
unsicheren oder, richtiger gesagt, damals mehr denn unsicheren Ausdrucke
Deutschland, belastet mit der Zwitterstellung Österreichs,“ litt.4
Im Folgenden soll auf dieses wirkungsmächtige „Österreich-Problem“
in drei Schritten näher eingegangen werden, indem erst die folgenreichen
Beschlüsse aus der Perspektive des Großen Deutschen Sängerfestes in Nürn-
berg 1861 in den Blick genommen werden, um dann die problematischen
Formulierungen und Satzungsänderungen näher zu betrachten und ab-
schließend weitere Forschungsperspektiven aufzuzeigen.
Das Große Deutsche Sängerfest in Nürnberg 1861
Wenige Wochen nach dem Ersten Deutschen Turn- und Jugendfest am 17.–
19. Juni 1860 in Gotha fand in Coburg nach zwei Sängertagen 1851 und 1855
nuar 2021, https://www.youtube.com/watch?v=B5rM7dQBlk0. Zusammenfassungen
der Vorträge über die Sänger- und die Schützenbewegungen sind bereits erschienen:
Friedhelm Brusniak, „‚Zum großen Bau der deutschen Einigkeit sei dieses Fest ein
Stein!‘ Zum Einheitsgedanken der deutschen Sänger vom ‚Großen Deutschen Sän-
gerfest‘ in Nürnberg 1861 bis zur Reichsgründung 1871“, Jahn-Report 52 [Ausgabe
Juni] (2021), 28–32; Stefan Grus, „,Üb Aug und Hand fürs Vaterland!‘ Die Haltung der
Schützen zur Reichsgründung von 1871“, Jahn-Report 53 [Ausgabe Dezember] (2021):
22–6. Der Vortrag von Josef Ulfkotte, „,… daß alle sich fühlen als Brüder, als Kämp-
fer für eine große Sache, für’s Vaterland …‘ Der Einheitsgedanke in der Turnbewe-
gung des 19. Jahrhunderts bis zur Reichsgründung (1870/71)“ ist noch unpubliziert.
3 Otto Elben, Protokoll des ersten deutschen Sängertags zu Coburg am 21. September
1862 (s. l.: Deutscher Sängerbund, 1862), 21, 23.
4 Gesamtausschuß des Deutschen Sängerbundes, Hrsg., Der Deutsche Sängerbund
1862–1912 (s. l.: Deutscher Sängerbund, 1912), 38.
26
druckte Quellen und Publikationen in Deutschland und sollen dazu anre-
gen, das Thema auch aus anderen Perspektiven, vor allem aus Österreich,
aber auch aus der Schweiz, in den Blick zu nehmen.
In der Geschichte der Sängerbewegung im 19. Jahrhundert stellt die
Gründung des Deutschen Sängerbundes (DSB) 1862 in Coburg eine musik-
politische Wegmarke dar. Zu den Gründungsmitgliedern zählten auch De-
putierte des Niederösterreichischen Sängerbundes, des Oberösterreichischen
Sängerbundes und sowie des Salzburger Sängerbundes, von denen der Hof-
und Gerichtsadvokat Dr. Josef Bauer aus Wien in den Gesamtausschuss
des DSB gewählt wurde.3 Eine wesentliche Änderung des Satzungsentwurfs
sollte für die künftige Entwicklung der DSB-Mitgliedsverbände und der
mit dem Deutschen Sängerbund kooperierenden Chorverbände bis in das
20. Jahrhundert hinein eine entscheidende Rolle spielen, da die vom Sän-
gertag beschlossene Fassung, wie 1912 festgestellt wurde, „vor allem an dem
unsicheren oder, richtiger gesagt, damals mehr denn unsicheren Ausdrucke
Deutschland, belastet mit der Zwitterstellung Österreichs,“ litt.4
Im Folgenden soll auf dieses wirkungsmächtige „Österreich-Problem“
in drei Schritten näher eingegangen werden, indem erst die folgenreichen
Beschlüsse aus der Perspektive des Großen Deutschen Sängerfestes in Nürn-
berg 1861 in den Blick genommen werden, um dann die problematischen
Formulierungen und Satzungsänderungen näher zu betrachten und ab-
schließend weitere Forschungsperspektiven aufzuzeigen.
Das Große Deutsche Sängerfest in Nürnberg 1861
Wenige Wochen nach dem Ersten Deutschen Turn- und Jugendfest am 17.–
19. Juni 1860 in Gotha fand in Coburg nach zwei Sängertagen 1851 und 1855
nuar 2021, https://www.youtube.com/watch?v=B5rM7dQBlk0. Zusammenfassungen
der Vorträge über die Sänger- und die Schützenbewegungen sind bereits erschienen:
Friedhelm Brusniak, „‚Zum großen Bau der deutschen Einigkeit sei dieses Fest ein
Stein!‘ Zum Einheitsgedanken der deutschen Sänger vom ‚Großen Deutschen Sän-
gerfest‘ in Nürnberg 1861 bis zur Reichsgründung 1871“, Jahn-Report 52 [Ausgabe
Juni] (2021), 28–32; Stefan Grus, „,Üb Aug und Hand fürs Vaterland!‘ Die Haltung der
Schützen zur Reichsgründung von 1871“, Jahn-Report 53 [Ausgabe Dezember] (2021):
22–6. Der Vortrag von Josef Ulfkotte, „,… daß alle sich fühlen als Brüder, als Kämp-
fer für eine große Sache, für’s Vaterland …‘ Der Einheitsgedanke in der Turnbewe-
gung des 19. Jahrhunderts bis zur Reichsgründung (1870/71)“ ist noch unpubliziert.
3 Otto Elben, Protokoll des ersten deutschen Sängertags zu Coburg am 21. September
1862 (s. l.: Deutscher Sängerbund, 1862), 21, 23.
4 Gesamtausschuß des Deutschen Sängerbundes, Hrsg., Der Deutsche Sängerbund
1862–1912 (s. l.: Deutscher Sängerbund, 1912), 38.
26