Page 33 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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die gründung des deutschen sängerbundes (dsb) 1862 und das „österreich-problem“ ...
dung eines „allgemeinen deutschen Sängerbundes“ erscholl, war es ausge-
rechnet der später als „deutscher Sängervater“ bezeichnete Karl Pfaff (1795–
1866) aus Esslingen, der vorschlug, noch ein Jahr abzuwarten, damit mehr
regionale Sängerbünde gebildet werden sollten.20
Wie bereits beim 1. Allgemeinen deutschen Sängerfest in Würzburg
1845, bei dem der Wiener Männergesang-Verein (gegr. 1843) mit einer Ab-
ordnung, darunter der Gründer August Schmidt (1808–1891) selbst, vertre-
ten war und mit dieser politischen Botschaft Aufsehen erregt hatte,21 war es
1861 erneut der Wiener Männergesang-Verein, der nun unter seinem Chor-
meister Johann Herbeck (1831–1877) mit seinen Darbietungen für Furore
sorgte und den Ehrenpreis, einen Silberpokal der Deutschen in Bern, zuer-
kannt bekam.22
Die Gründung des Deutschen Sängerbundes in Coburg 1862
Am 21. September 1862 gründeten 68 Delegierte von 41 einzelnen Sänger-
bünden mit insgesamt etwa 45.000 Mitgliedern in der herzoglichen Reit-
halle in Coburg unter dem Protektorat von Herzog Ernst II. den Deutschen
Sängerbund als größten nationalen Dachverband der Sänger nicht nur im
deutschsprachigen Raum, sondern in der Welt.23 Der Jurist sowie Haupt-
schriftleiter und Verleger des Schwäbischen Merkur Otto Elben aus Stutt-
gart wurde als Präsident des Schwäbischen Sängerbundes und damit des
fünfköpfigen Geschäftsführenden Ausschusses auch Vorsitzender des ins-
gesamt aus 25 Persönlichkeiten bestehenden DSB-Ausschusses und damit
erster Präsident des Deutschen Sängerbundes.24 Elben selbst erklärte 1887
rückblickend, die Einigung habe „in aller Willen“ gelegen, nur die Form
20 Karl Pfaff, „Das deutsche Sängerwesen in der neuesten Zeit“, in Taschenbuch für
Deutsche Sänger, Hrsg. Eduard Kral (Wien: Hoffmann & Ludwig, 1864), 307; Karl
Pfaff, „Erinnerungen aus meinem Sängerleben“, in Zur Erinnerung an Karl Pfaff,
Hrsg. Ausschuß des Schwäbischen Sängerbundes und Ausschuß des Eßlinger Lie-
derkranzes (Eßlingen: F. J. Schreiber, 1867), 104; Elben, Der volksthümliche deutsche
Männergesang, 169–70; Otto Borst, Karl Pfaff, der deutsche Sängervater (Esslingen:
Bechtle, 1966), 109.
21 Brusniak, Das große Buch, 59–60.
22 Friedhelm Brusniak, „‚Es lebe die freie Schweiz, im Guten unser Vorbild!‘ Schwei-
zerische Impulse für die Entwicklung der Sängerbewegung im deutschsprachigen
Raum von den Anfängen um 1800 bis in die 1860er Jahre“, Schweizer Jahrbuch für
Musikwissenschaft. Neue Folge 34/35 (2014/2015 [2017]), 182.
23 Elben, Der volksthümliche deutsche Männergesang, 171–6.
24 Arnold Elben, Hrsg., Dr. Otto Elben. Lebenserinnerungen 1823–1899 (Stuttgart: W.
Kohlhammer, 1931), 269–71.
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dung eines „allgemeinen deutschen Sängerbundes“ erscholl, war es ausge-
rechnet der später als „deutscher Sängervater“ bezeichnete Karl Pfaff (1795–
1866) aus Esslingen, der vorschlug, noch ein Jahr abzuwarten, damit mehr
regionale Sängerbünde gebildet werden sollten.20
Wie bereits beim 1. Allgemeinen deutschen Sängerfest in Würzburg
1845, bei dem der Wiener Männergesang-Verein (gegr. 1843) mit einer Ab-
ordnung, darunter der Gründer August Schmidt (1808–1891) selbst, vertre-
ten war und mit dieser politischen Botschaft Aufsehen erregt hatte,21 war es
1861 erneut der Wiener Männergesang-Verein, der nun unter seinem Chor-
meister Johann Herbeck (1831–1877) mit seinen Darbietungen für Furore
sorgte und den Ehrenpreis, einen Silberpokal der Deutschen in Bern, zuer-
kannt bekam.22
Die Gründung des Deutschen Sängerbundes in Coburg 1862
Am 21. September 1862 gründeten 68 Delegierte von 41 einzelnen Sänger-
bünden mit insgesamt etwa 45.000 Mitgliedern in der herzoglichen Reit-
halle in Coburg unter dem Protektorat von Herzog Ernst II. den Deutschen
Sängerbund als größten nationalen Dachverband der Sänger nicht nur im
deutschsprachigen Raum, sondern in der Welt.23 Der Jurist sowie Haupt-
schriftleiter und Verleger des Schwäbischen Merkur Otto Elben aus Stutt-
gart wurde als Präsident des Schwäbischen Sängerbundes und damit des
fünfköpfigen Geschäftsführenden Ausschusses auch Vorsitzender des ins-
gesamt aus 25 Persönlichkeiten bestehenden DSB-Ausschusses und damit
erster Präsident des Deutschen Sängerbundes.24 Elben selbst erklärte 1887
rückblickend, die Einigung habe „in aller Willen“ gelegen, nur die Form
20 Karl Pfaff, „Das deutsche Sängerwesen in der neuesten Zeit“, in Taschenbuch für
Deutsche Sänger, Hrsg. Eduard Kral (Wien: Hoffmann & Ludwig, 1864), 307; Karl
Pfaff, „Erinnerungen aus meinem Sängerleben“, in Zur Erinnerung an Karl Pfaff,
Hrsg. Ausschuß des Schwäbischen Sängerbundes und Ausschuß des Eßlinger Lie-
derkranzes (Eßlingen: F. J. Schreiber, 1867), 104; Elben, Der volksthümliche deutsche
Männergesang, 169–70; Otto Borst, Karl Pfaff, der deutsche Sängervater (Esslingen:
Bechtle, 1966), 109.
21 Brusniak, Das große Buch, 59–60.
22 Friedhelm Brusniak, „‚Es lebe die freie Schweiz, im Guten unser Vorbild!‘ Schwei-
zerische Impulse für die Entwicklung der Sängerbewegung im deutschsprachigen
Raum von den Anfängen um 1800 bis in die 1860er Jahre“, Schweizer Jahrbuch für
Musikwissenschaft. Neue Folge 34/35 (2014/2015 [2017]), 182.
23 Elben, Der volksthümliche deutsche Männergesang, 171–6.
24 Arnold Elben, Hrsg., Dr. Otto Elben. Lebenserinnerungen 1823–1899 (Stuttgart: W.
Kohlhammer, 1931), 269–71.
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