Page 162 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
nenblasorchesters. Das sind zusammen 384 Orchestermitglieder. Zum Kol-
lektiv des Mariinski-Theaters gehören insgesamt mehr als 3000 Personen
(1000 Künstler und ca. 2000 Servicekräfte) in Sankt Petersburg und circa
5000 mit der Filiale in Wladiwostok und Wladikawkas.
Natürlich kann man diese kolossale Masse nur durch strengste Kon-
trolle und exakte Organisation der Arbeitsabläufe gewältigen. Dafür gibt es
am Theater eine Opern- (15 Regisseure und ihre Assistenten, 6 Verwaltungs-
mitarbeiter) und eine Ballettabteilung (mit der gleichen Anzahl an Mit-
arbeitern). Das Wichtigste ist aber, dass Valeri Gergijew alles unter seiner
ständigen Kontrolle behält. Aufgrund seines außerordentlichen Gedächt-
nisses kann er zu jedem beliebigen Zeitpunkt namentlich die An- oder Ab-
wesenheit eines Künstlers bei den Proben kontrollieren, Verspätungsgrün-
de und Ursachen für Krankmeldungen usw. herausfinden. Dies kann er
auch tun, wenn er sich am anderen Ende von Europa oder in Amerika auf-
hält. Zweifellos ist das zurzeit am Mariinski-Theater herrschende System
weit von der Demokratie entfernt. Aber anders wäre eine effektive Arbeit
des gesamten Theatermechanismus´ unter den russischen Bedingungen
kaum möglich.
Über die Bezahlung der Arbeit. Der Staat deckt einen Teil des Bud-
gets, der für die Zahlung der Arbeitslöhne (das Durchschnittsgehalt eines
Künstlers am Mariinski-Theater beträgt ca. 2000 Euro monatlich) und bis
zu einem gewissen Maß für neue Inszenierungen verwendet wird. Das sind
circa 4 Milliarden Rubel (57 Millionen Euro). Die restlichen Mittel erarbei-
tet sich das Theater selbst. Außerdem beschafft es Sponsorengelder aus ver-
schiedenen Fonds, nutzt die direkte Unterstützung russischer und auslän-
discher Unternehmen usw. Nach der Höhe der Steuerzahlungen belegt das
Mariinski-Theater einen der ersten Plätze in der Stadt, in der viele der größ-
ten Werke und Fabriken konzentriert sind, welche die unterschiedlichsten
Produkte für zivile oder militärische Zwecke herstellen [1].
Bis Ende der 1990er Jahre gab es am Mariinski ein Angestelltenver-
hältnis, was noch von der Sowjetmacht übriggeblieben ist. Dieses wurde
durch ein Vertragsverhältnis abgelöst, wobei mit jedem Mitarbeiter ein be-
fristeter Arbeitsvertrag abgeschlossen wurde, der nach dem Ablauf ver-
längert (oder auch nicht verlängert) wurde. Das gestattete, verschiedene
Niveaus an Interpretationspraktiken zu vereinen, insbesondere für Einzel-
stücke mit der Bezahlung nach dem Auftritt jener Solisten, die ständig in
führenden Welttheatern tätig sind (die Sänger Anna Netrebko, Olga Boro-
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nenblasorchesters. Das sind zusammen 384 Orchestermitglieder. Zum Kol-
lektiv des Mariinski-Theaters gehören insgesamt mehr als 3000 Personen
(1000 Künstler und ca. 2000 Servicekräfte) in Sankt Petersburg und circa
5000 mit der Filiale in Wladiwostok und Wladikawkas.
Natürlich kann man diese kolossale Masse nur durch strengste Kon-
trolle und exakte Organisation der Arbeitsabläufe gewältigen. Dafür gibt es
am Theater eine Opern- (15 Regisseure und ihre Assistenten, 6 Verwaltungs-
mitarbeiter) und eine Ballettabteilung (mit der gleichen Anzahl an Mit-
arbeitern). Das Wichtigste ist aber, dass Valeri Gergijew alles unter seiner
ständigen Kontrolle behält. Aufgrund seines außerordentlichen Gedächt-
nisses kann er zu jedem beliebigen Zeitpunkt namentlich die An- oder Ab-
wesenheit eines Künstlers bei den Proben kontrollieren, Verspätungsgrün-
de und Ursachen für Krankmeldungen usw. herausfinden. Dies kann er
auch tun, wenn er sich am anderen Ende von Europa oder in Amerika auf-
hält. Zweifellos ist das zurzeit am Mariinski-Theater herrschende System
weit von der Demokratie entfernt. Aber anders wäre eine effektive Arbeit
des gesamten Theatermechanismus´ unter den russischen Bedingungen
kaum möglich.
Über die Bezahlung der Arbeit. Der Staat deckt einen Teil des Bud-
gets, der für die Zahlung der Arbeitslöhne (das Durchschnittsgehalt eines
Künstlers am Mariinski-Theater beträgt ca. 2000 Euro monatlich) und bis
zu einem gewissen Maß für neue Inszenierungen verwendet wird. Das sind
circa 4 Milliarden Rubel (57 Millionen Euro). Die restlichen Mittel erarbei-
tet sich das Theater selbst. Außerdem beschafft es Sponsorengelder aus ver-
schiedenen Fonds, nutzt die direkte Unterstützung russischer und auslän-
discher Unternehmen usw. Nach der Höhe der Steuerzahlungen belegt das
Mariinski-Theater einen der ersten Plätze in der Stadt, in der viele der größ-
ten Werke und Fabriken konzentriert sind, welche die unterschiedlichsten
Produkte für zivile oder militärische Zwecke herstellen [1].
Bis Ende der 1990er Jahre gab es am Mariinski ein Angestelltenver-
hältnis, was noch von der Sowjetmacht übriggeblieben ist. Dieses wurde
durch ein Vertragsverhältnis abgelöst, wobei mit jedem Mitarbeiter ein be-
fristeter Arbeitsvertrag abgeschlossen wurde, der nach dem Ablauf ver-
längert (oder auch nicht verlängert) wurde. Das gestattete, verschiedene
Niveaus an Interpretationspraktiken zu vereinen, insbesondere für Einzel-
stücke mit der Bezahlung nach dem Auftritt jener Solisten, die ständig in
führenden Welttheatern tätig sind (die Sänger Anna Netrebko, Olga Boro-
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