Page 56 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

Vorarbeit, deren festes Fundament über die anfangs recht erhebli-
chen Widerstände hinwegzutragen vermochte, der Boden zum er-
stenmal bereitet; und als dann 1924 ein junger und selbst von den
Ideen der neuen Kunst erfüllter Kapellmeister, Ewald Lindemann,
zum musikalischen Oberleiter des Theaters und der Stadt berufen
wurde, da ergab es sich sehr bald, daß eine Verbindung entstand,
deren Produkt die Freiburger ‚Arbeitsgemeinschaft für Neue Mu-
sik’ wurde.4
Für die Musikpflege an den Universitäten sind auch die verschiedenen
Orchester und Chöre wichtig. Besonders in Leipzig hat die Universitäts-
musik eine lange Tradition, die bis zu ihrer Gründung im Jahre 1409 zu-
rückreicht. So wurden im 16. Jahrhundert Vorlesungen und Übungen von
Kantoren der Thomas- und Nikolaikirche zur Ausbildung von praktischen
Musikern durchgeführt. Im 17. Jahrhundert kam es zur Bildung einzelner
studentischer Instrumentalmusikensembles, sogenannten Collegia musi-
ca. Ein solches gründete z.B. 1701 der damalige Jurastudent Georg Philipp
Telemann. In dieser Tradition stand Hugo Riemanns 1908 mit der Grün-
dung des Musikwissenschaftlichen Instituts Collegium musicum. Die Tra-
dition der Chor- und Orchesterpflege an der Universität Freiburg setzte
erst spät ein. Heute existieren mehrere instrumentale Gruppen und Chö-
re, deren anfangs private Initiativen später häufig von der Universitätsver-
waltung unterstützt wurden. Ein Beispiel ist der Russische Chor, der von
dem 1897 im damaligen Sankt Petersburg geborenen Alexander Kressling
1930 gegründet wurde und bis heute aktiv ist. Sein Repertoire sind Lie-
der aus dem alten Russland und das Liedgut der Altgläubigen. Kressling
kam 1917 als Emigrant nach Freiburg und wurde Lektor für Russisch. Heu-
te existiert eine breite Palette von Chor- und Instrumentalensembles an der
Universität.
Ein Konservatorium gab es in Freiburg seit 1898. Erst nach dem 2.
Weltkrieg wurde von Gustav Scheck (1901–1984) in Verbindung mit Gur-
litt die Musikhochschule gegründet: 1946 zunächst städtische Einrichtung,
wurde sie 1948 vom Staat übernommen. Schwerpunkte waren die Ver-
mittlung zeitgenössischer Musik und die Pflege einer historisch fundier-
ten Aufführungspraxis. Das zeigt bereits die Berufung des ersten Lehrkör-
pers. Die folgenden Beispiele beschränken sich auf die Zeit bis etwa Mitte
der 1970er Jahre.

4 Ibid., 7f. Die unterstrichenen Wörter sind im Original gesperrt gedruckt.

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