Page 53 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
P. 53
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-7055-86-3.51-58
Alte und Neue Musik in Praxis und Lehre
an der Universität und Musikhochschule
in Freiburg im Breisgau
Peter Andraschke
Univerza Justusa Liebiga v Giessnu
Justus-Liebig-Universität Giessen
Die Einflüsse der Leipziger Musiktradition auf die Initiativen der histo-
rischen Musikwissenschaft und Praxis in Freiburg i. Br. sind unverkenn-
bar. Von der Universität und der Musikhochschule in Freiburg gingen aber
zahlreiche eigene Anregungen für die Musik des Mittelalters, des Barock
und für die Neue Musik im 20. Jahrhundert aus. Das möchte ich an einigen
Beispielen darstellen, die belegen, daß für ein Studium der Musik die wis-
senschaftliche Seite nicht eine ausschließliche Domäne der Universität sein
sollte und die Praxis nur eine der Musikhochschulen bzw. Konservatorien.
1457 gründete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich in Freiburg, das
damals zu Vorderösterreich gehörte, die heutige Albrecht-Ludwigs-Univer-
sität, die damit nach Wien die zweite habsburgische Gründung ist. Als Frei-
burg mit dem Breisgau 1805 an Baden fiel, sicherte der Großherzog Ludwig
von Baden ihren Erhalt und wurde als zweiter Name aufgenommen.
Wilibald Gurlitt (1889–1963), Sohn des Kunsthistorikers Cornelius
Gurlitt, promovierte 1914 bei Hugo Riemann in Leipzig mit einer Arbeit
über Michael Praetorius (1560–1629). Er kam 1918 als Lektor an die Frei-
burger Universität und gründete 1920 das Musikwissenschaftliche Semi-
nar. Sein Interesse galt einer praxisorientierten Ausrichtung des Fachs. So
gehörte zu seinen Aktivitäten auch das Sammeln historischer Musikins-
trumente.1 Das von ihm ins Leben gerufene Collegium musicum machte
1 Markus Zapf, „’Das Orchester des 16. und 17. Jahrhundert in seinem originalen
Klangwesen erwecken’. Die Sammlung der historischen Musikinstrumente des Mu-
sikwissenschaftlichen Seminars Freiburg im Breisgau“, in Musik in Baden-Württem-
51
Alte und Neue Musik in Praxis und Lehre
an der Universität und Musikhochschule
in Freiburg im Breisgau
Peter Andraschke
Univerza Justusa Liebiga v Giessnu
Justus-Liebig-Universität Giessen
Die Einflüsse der Leipziger Musiktradition auf die Initiativen der histo-
rischen Musikwissenschaft und Praxis in Freiburg i. Br. sind unverkenn-
bar. Von der Universität und der Musikhochschule in Freiburg gingen aber
zahlreiche eigene Anregungen für die Musik des Mittelalters, des Barock
und für die Neue Musik im 20. Jahrhundert aus. Das möchte ich an einigen
Beispielen darstellen, die belegen, daß für ein Studium der Musik die wis-
senschaftliche Seite nicht eine ausschließliche Domäne der Universität sein
sollte und die Praxis nur eine der Musikhochschulen bzw. Konservatorien.
1457 gründete Erzherzog Albrecht VI. von Österreich in Freiburg, das
damals zu Vorderösterreich gehörte, die heutige Albrecht-Ludwigs-Univer-
sität, die damit nach Wien die zweite habsburgische Gründung ist. Als Frei-
burg mit dem Breisgau 1805 an Baden fiel, sicherte der Großherzog Ludwig
von Baden ihren Erhalt und wurde als zweiter Name aufgenommen.
Wilibald Gurlitt (1889–1963), Sohn des Kunsthistorikers Cornelius
Gurlitt, promovierte 1914 bei Hugo Riemann in Leipzig mit einer Arbeit
über Michael Praetorius (1560–1629). Er kam 1918 als Lektor an die Frei-
burger Universität und gründete 1920 das Musikwissenschaftliche Semi-
nar. Sein Interesse galt einer praxisorientierten Ausrichtung des Fachs. So
gehörte zu seinen Aktivitäten auch das Sammeln historischer Musikins-
trumente.1 Das von ihm ins Leben gerufene Collegium musicum machte
1 Markus Zapf, „’Das Orchester des 16. und 17. Jahrhundert in seinem originalen
Klangwesen erwecken’. Die Sammlung der historischen Musikinstrumente des Mu-
sikwissenschaftlichen Seminars Freiburg im Breisgau“, in Musik in Baden-Württem-
51
