Page 306 - Stati inu obstati, revija za vprašanja protestantizma, letnik IX (2013), številka 17-18, ISSN 1408-8363
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SYNOPSES, ZUSAMMENFASSUNGEN
UDK 261.8:27(430)″1933/1945″:322
Leon Novak
Bekennende Kirche
Nachdem die Nationalsozialisten die Herrschaft im Jahr 1933 übernommen
hatten, entstand auch in der Evangelischen Kirche Deutschland die Gefahr der
Gleichschaltung. Bereits im Jahr 1932 war es in der zersplitterten evangelischen
Kirche zur Bildung der Bewegung der Deutschen Christen gekommen. Sie wur-
de unter anderem auch von Mitgliedern der NSDAP gebildet, die dem Aufruf
von Gauleiter Kube folgten und sich in die Wählerlisten der Evangelischen Kirche
eintrugen. Am 23. Juli 1933 gewannen die Deutschen Christen mit der Hilfe
Adolf Hitlers die Kirchenwahlen und besetzten so die meisten und bedeutendsten
Ämter der Evangelischen Kirche. Mit der Übernahme der Macht sowohl auf
staatlicher als auch auf kirchlicher Ebene begannen die Deutschen Christen mit
der Ausführung von Programmen, wie z. Bsp. der Euthanasie, des Arierpa-
ragraphen und der Ausübung der Theologie des sogenannten Positiven Chris-
tentums, das sich der jüdischen Wurzeln entsagte. Dieser Prozess stieß bei einem
Teil der evangelischen Pfarrer (mehr als 7.000 im Jahr 1934) auf Missbilligung.
Auf der Synode, die vom 29. bis 31. Mai 1934 in Barmen stattfand, wurde die
Bekennende Kirche gegründet. Diese verweigerte der offiziellen Kirche der De-
utschen Christen den Gehorsam und sah sich als die alleinige gesetzmäßige
Evangelische Kirche in Deutschland. Das theologische Fundament bildeten die
Barmen- Thesen, die die Gleichschaltung der Evangelischen Kirche der Deut-
schen Christen mit dem NS-Regime wie auch die Entfremdung der christlichen
Lehre aufgrund der volksrassistischen Ideologie des Nationalsozialismus verwar-
fen. Die Bekennende Kirche war wegen ihrer abweisenden Haltung gegenüber
Hitlers Regierung und Ideologie unerwünscht und wurde vom nationalsoziali-
stischen Regime verfolgt. Die Pfarrer der Bekennenden Kirche wurden in Kon-
zentrationslagern inhaftiert, zum Frontdienst berufen oder unter Hausarrest
gestellt. Eine der schillerndsten Personen im Kirchenkampf gegen die Deutschen
Christen und das Hitler-Regime war Dr. Dietrich Bonhoeffer. Im Jahr 1940
schloss er sich der Widerstandbewegung um Generalmajor Hans Oster und
Admiral Wilhelm Canaris, deren Ziel die Eliminierung Hitlers war, an. Im April
1943 fand die Gestapo bei Bonhoeffers Schwager Hans von Dohnany Dokumen-
te, die auch Bonhoeffer belasteten. Er wurde im Gefängnis Berlin-Tegel inhaftiert.
Kurz vor Ende des Krieges, am 9. April 1945, wurde Bonhoeffer im KZ Flos-
senbürg zusammen mit den Verschwörern des misslungenen Attentates auf
Hitler, Admiral Canaris und Generalmajor Oster, erhängt.

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