Page 163 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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die ukrainische operette der 1920er und 1930er jahre ...
on Dollar vererbt, unter der Bedingung, dass er in der Heimat eine „echte
ukrainische Frau“ finden sollte. Die traurige Geschichte des Liedes fußt auf
dem traditionelles Liebesdreieck – ein junger Mann zwischen zwei Mäd-
chen. Die fröhliche und sorglose Operette hatte am Vorabend des Krieges
Premiere.
Leider wurden mit der Errichtung der Sowjetmacht im Jahre 1939 alle
Operetten von Barnytsch verboten, einschließlich Hutsulka Ksenia we-
gen ihrer patriotisch-nationalen Ideen. Während der deutschen Besatzung
(1941–1944) dirigierte Barnytsch an der Lemberger Oper. Vor der Ankunft
der „Zweiten Sowjets“26 musste er als anerkannter Dirigent und Komponist
zusammen mit einer beträchtlichen Anzahl anderer talentierter Künstler
die Heimat verlassen und ins Ausland gehen – zuerst nach Deutschland
(1944–1949) und später in die USA, wo er ihre musikalisch-pädagogischen
Aktivitäten fortsetzte. Besonders fruchtbar war die Tätigkeit des ukrai-
nischen Chors, der unter seiner Leitung mehrere Konzerte in den USA und
in Kanada gab. Wegen seiner Leistungen wurde Barnytsch zum Ehrenbür-
ger der Stadt Winnipeg ernannt. Zu seinem 70-jährigen Jubiläum gratu-
lierte ihm Papst Paulus VI persönlich. Auch seine Operetten wurden in den
Jahren 1950–1956 in mehreren Städten der USA und Kanadas aufgeführt.
Am 22 Januar 1956 fand die Premiere des Films Hutsulka Ksenya statt. Bar-
nytsch ist im Alter von 71 Jahren in Cleveland (USA) gestorben.27 Zusam-
menfassend lässt sich sagen, dass Barnytsch sein Leben in der Emigration
recht gut gemeistert hat.
Weniger gut stand es um das Schicksal seiner Werke in der sowje-
tischen Ukraine. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterlag Barnytschs Schaf-
fen, einschließlich seiner Operette, einem strengen Verbot. In der UdSSR
gab es drei Kategorien ukrainischer Autoren, die aus dem Kulturleben aus-
geschlossen waren und deren Werke nirgendwo aufgeführt wurden: die
sogenannten „Nationalisten“, also alle Mitglieder ukrainischer Militärab-
teilungen, die gleichzeitig gegen die Nazis und die Kommunisten kämpf-
ten, dazu die Mitglieder jedweder nationaler Vereine, darunter auch Chöre
und Amateurtheater; Künstler-Priester, überhaupt die gesamte nationale
Kirchenmusik, sowie Auswanderer. Da in Galizien mindestens 80 % der
26 So nannten die Lemberger die sowjetischen Okkupanten nach dem Zweiten Welt-
krieg – im Unterschied zu den „ersten Sowjets“ in den Jahren 1939–1941.
27 Ludomyr Filonenko, „Міф та реальність «Гуцулки Ксені»: Музикознавець про
Ярослава Барнича та його українське танго“ [Mythos und Realität von ‘Hutsulka
Ksenia’], Zachid-net, 6. März 2019, https://zaxid.net/mif_ta_realnist_gutsulki_kse-
nyu_n1476977.
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on Dollar vererbt, unter der Bedingung, dass er in der Heimat eine „echte
ukrainische Frau“ finden sollte. Die traurige Geschichte des Liedes fußt auf
dem traditionelles Liebesdreieck – ein junger Mann zwischen zwei Mäd-
chen. Die fröhliche und sorglose Operette hatte am Vorabend des Krieges
Premiere.
Leider wurden mit der Errichtung der Sowjetmacht im Jahre 1939 alle
Operetten von Barnytsch verboten, einschließlich Hutsulka Ksenia we-
gen ihrer patriotisch-nationalen Ideen. Während der deutschen Besatzung
(1941–1944) dirigierte Barnytsch an der Lemberger Oper. Vor der Ankunft
der „Zweiten Sowjets“26 musste er als anerkannter Dirigent und Komponist
zusammen mit einer beträchtlichen Anzahl anderer talentierter Künstler
die Heimat verlassen und ins Ausland gehen – zuerst nach Deutschland
(1944–1949) und später in die USA, wo er ihre musikalisch-pädagogischen
Aktivitäten fortsetzte. Besonders fruchtbar war die Tätigkeit des ukrai-
nischen Chors, der unter seiner Leitung mehrere Konzerte in den USA und
in Kanada gab. Wegen seiner Leistungen wurde Barnytsch zum Ehrenbür-
ger der Stadt Winnipeg ernannt. Zu seinem 70-jährigen Jubiläum gratu-
lierte ihm Papst Paulus VI persönlich. Auch seine Operetten wurden in den
Jahren 1950–1956 in mehreren Städten der USA und Kanadas aufgeführt.
Am 22 Januar 1956 fand die Premiere des Films Hutsulka Ksenya statt. Bar-
nytsch ist im Alter von 71 Jahren in Cleveland (USA) gestorben.27 Zusam-
menfassend lässt sich sagen, dass Barnytsch sein Leben in der Emigration
recht gut gemeistert hat.
Weniger gut stand es um das Schicksal seiner Werke in der sowje-
tischen Ukraine. Nach dem Zweiten Weltkrieg unterlag Barnytschs Schaf-
fen, einschließlich seiner Operette, einem strengen Verbot. In der UdSSR
gab es drei Kategorien ukrainischer Autoren, die aus dem Kulturleben aus-
geschlossen waren und deren Werke nirgendwo aufgeführt wurden: die
sogenannten „Nationalisten“, also alle Mitglieder ukrainischer Militärab-
teilungen, die gleichzeitig gegen die Nazis und die Kommunisten kämpf-
ten, dazu die Mitglieder jedweder nationaler Vereine, darunter auch Chöre
und Amateurtheater; Künstler-Priester, überhaupt die gesamte nationale
Kirchenmusik, sowie Auswanderer. Da in Galizien mindestens 80 % der
26 So nannten die Lemberger die sowjetischen Okkupanten nach dem Zweiten Welt-
krieg – im Unterschied zu den „ersten Sowjets“ in den Jahren 1939–1941.
27 Ludomyr Filonenko, „Міф та реальність «Гуцулки Ксені»: Музикознавець про
Ярослава Барнича та його українське танго“ [Mythos und Realität von ‘Hutsulka
Ksenia’], Zachid-net, 6. März 2019, https://zaxid.net/mif_ta_realnist_gutsulki_kse-
nyu_n1476977.
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