Page 56 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo

des 70. Geburtstages von Primož Kuret).33 Als dann Dezember 1891 der
„Verband der Arbeiterchor-Vereine Niederösterreichs“ (samt Wien) ge-
gründet wurde, gab es bereits sowohl zahlreiche gemischte Chöre als auch
Frauenchöre.34 Und bei der Gründung des „Verbandes der Arbeiter=Ge-
sangvereine Oesterreichs“ vom 1. September 1901 stellte der Bundeschor-
leiter des Verbandes Josef Scheu voll Stolz fest, daß in den 37 Vereinen Nie-
derösterreichs (samt Wien) bereits 20 gemischte Chöre existierten. Und im
Gegensatz zu den Funktionären der frauenlosen bürgerlichen Chöre unter-
strich er: „im allgemeinen ist die Form des gemischten Chores [...] zur Lösung
künstlerischer Aufgaben mehr geeignet als der Männerchor.“35

Einige schöne Namen von Arbeiterchören mögen das Referat abrun-
den: „Arbeiter-Gesangsverein ,Liederkranz‘ der Locomotivfabrik Wien XXI.
Bezirk“ (1882) [hier gab es ein „bürgerliches Pendant“, den ebenfalls 1882
gegründeten „Männergesangsverein ,Liederkranz‘ der Wiener Locomo-
tivfabrik“], dann „Gesangsverein der Hutarbeiter- und arbeiterinnen in
Wien“ (1886) oder „Arbeiter-Sängerchor ,Metallklang‘ des österreichischen
Fischerei-Verbandes“ (1890).36 Und wie bei den „bürgerlichen“ Chören ist
auch hinter diesen Namen jeweils die politische Gesinnung verborgen,
sehr oft aber geben sie auch Auskunft zum jeweilige Beruf bzw. zur Zuge-
hörigkeit der Chormitglieder zu speziellen, und auch hier oft politischen
Interessensgemeinschaften.

Bibliographie

Archivquellen
AUFSTELLUNG. ARCHIV DER REPUBLIK:
Flugblatt. Archiv des Österreichischen Volksliedwerks.

33 Hartmut Krones, „Zur Geschichte des Arbeiter=Gesangvereines ‚Vorwärts‘ in Lai-
bach“, in Glasbeno-Pedagoški Zbornik Akademije za glasbo v Ljubljani, ur. Darja
Koter (Ljubljana: Akademija za glasbo Univerze v Ljubljani, 2005), 95–104.

34 Siehe Hartmut Krones, „‚Wir gestehen den Frauen dieselben Rechte wie den Män-
nern zu.‘ Arbeiterinnengesang in Österreich“, in Frauen hör- und sichtbar machen ...
20 Jahre „Frau und Musik“ an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
[Festschrift Elena Ostleitner], Hrsg. Sarah Chaker und Ann-Kathrin Erdélyi (Wien:
Institut für Musiksoziologie, 2010), 85–105.

35 Josef Scheu, „Der gemischte Chor“, Oesterreichische Arbeiter=Sängerzeitung II, Nr. 2
(1. Februar 1903): 1.

36 Die Namen sind gemäß der Liste von Heinz Placz (Anm. 19) zitiert.

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