Page 52 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo
Unabhängig davon erlebten Männerchöre wie der „Wiener Männerge-
sangverein“, weiters der 1858 von Couleur-Studenten gegründete, „nur aus
Hörern der Universität und Polytechnik“ und deren Absolventen bestehende
„Akademische Gesangverein“13 sowie der 1863 zunächst als „Lehrersänger-
chor Schubertbund“ gegründete „(Wiener) Schubertbund“ in der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts einen großen, auch gesellschaftlichen Aufschwung.14
Letztlich riefen auch zahlreiche Interessensgemeinschaften bzw. Berufs-
vereinigungen, ja selbst Handwerkerzünfte Männerchöre ins Leben, abge-
sehen von den allgemeinen bürgerlichen Chören in nahezu allen Bezirken
Wiens: So gab es (nach dem Sitz des Probenlokals gezählt) 1876 (neben den
drei genannten, im 1. Bezirk ansässigen Chören) im 1. und 12. Bezirk (noch)
jeweils 7 (gemeldete) Chöre, im 6. und 7. Bezirk jeweils fünf Chöre, im 4.
Bezirk vier Chöre, im 2., 16., 19. und 21. Bezirk jeweils zwei Chöre sowie im
3., 9., 10., 11., 15., 17. und 18. Bezirk jeweils einen (Männer-)Chor, im Schnitt
mit 25 bis 40 aktiven Mitgliedern.15
Daneben existierten 1876 in Wien „offiziell“ (laut Fromme) bereits
zwei Arbeitersänger-Vereinigungen (de facto aber mehr) sowie drei natio-
nale tschechische Chöre: „Slawoy“, „Spŏvácký spolek slowanský“ und „Sy-
rene“.16 „Informell“ wirkten aber bereits um 1862/63 der „Slawische Ge-
sangsverein“, der am 8. September 1863 „offiziell“ gegründete Chor des
Vereins „Pokrok“ sowie der am 18. Februar 1865 gegründete tschechische
Chor „Lumír“.17 1890 gab es laut „Frommes musikalische Welt“18 auch ei-
Deutschösterreichs an das Deutsche Reich als notwendigen Abschluß der nationalen
Revolution von 1918. Sie erstrebt mit friedlichen Mitteln den Anschluß an die Deutsche
Republik.“ Zit. nach Walter Kleindel, Österreich. Zahlen. Daten. Fakten, hrsg., bear-
beitet und ergänzt von Isabella Ackerl und Günter K. Kodek (Salzburg: A&M, 2004),
331f. Vgl. Hartmut Krones, „12. Februar 1934 bis 27. April 1945. 4092 Tage Ächtung,
Verbot, Vertreibung und Ermordung österreichischer Musik(er)“, in Geächtet – ver
boten – vertrieben. Österreichische Musiker 1934 – 1938 – 1945 [= Schriften des Wis
senschaftszentrums Arnold Schönberg, Band 1], Hrsg. Hartmut Krones (Wien, Köln,
Weimar: Böhlau, 2013), 13–27, hier 20f.
13 Er brachte „jedoch, wenn interessante musikalische Objecte vorliegen, in seinen Con
certen auch grosse Tonwerke für gemischten Chor und Orchester“ zur Aufführung.
Frommes Musikalische Welt, Notiz-Kalender für 1876, Erster Jahrgang, redigirt von
Dr. Theodor Helm (Wien: Carl Fromme, 1875), 79.
14 Vgl. Krones, „Das Aufblühen“, 197f.
15 Frommes Musikalische Welt [1876], 79–83.
16 Ibid., 83.
17 Viktor Velek, Lumír 150 [Musica Bohemica Viennensia I] (Třebič, Wien: Apis, 2016),
33–8.
18 Frommes Musikalische Welt, Notiz-Kalender für das Jahr 1890, Fünfzehnter Jahr-
gang, redigirt von Dr. Theodor Helm (Wien: Carl Fromme, 1889), 200.
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Unabhängig davon erlebten Männerchöre wie der „Wiener Männerge-
sangverein“, weiters der 1858 von Couleur-Studenten gegründete, „nur aus
Hörern der Universität und Polytechnik“ und deren Absolventen bestehende
„Akademische Gesangverein“13 sowie der 1863 zunächst als „Lehrersänger-
chor Schubertbund“ gegründete „(Wiener) Schubertbund“ in der 2. Hälfte
des 19. Jahrhunderts einen großen, auch gesellschaftlichen Aufschwung.14
Letztlich riefen auch zahlreiche Interessensgemeinschaften bzw. Berufs-
vereinigungen, ja selbst Handwerkerzünfte Männerchöre ins Leben, abge-
sehen von den allgemeinen bürgerlichen Chören in nahezu allen Bezirken
Wiens: So gab es (nach dem Sitz des Probenlokals gezählt) 1876 (neben den
drei genannten, im 1. Bezirk ansässigen Chören) im 1. und 12. Bezirk (noch)
jeweils 7 (gemeldete) Chöre, im 6. und 7. Bezirk jeweils fünf Chöre, im 4.
Bezirk vier Chöre, im 2., 16., 19. und 21. Bezirk jeweils zwei Chöre sowie im
3., 9., 10., 11., 15., 17. und 18. Bezirk jeweils einen (Männer-)Chor, im Schnitt
mit 25 bis 40 aktiven Mitgliedern.15
Daneben existierten 1876 in Wien „offiziell“ (laut Fromme) bereits
zwei Arbeitersänger-Vereinigungen (de facto aber mehr) sowie drei natio-
nale tschechische Chöre: „Slawoy“, „Spŏvácký spolek slowanský“ und „Sy-
rene“.16 „Informell“ wirkten aber bereits um 1862/63 der „Slawische Ge-
sangsverein“, der am 8. September 1863 „offiziell“ gegründete Chor des
Vereins „Pokrok“ sowie der am 18. Februar 1865 gegründete tschechische
Chor „Lumír“.17 1890 gab es laut „Frommes musikalische Welt“18 auch ei-
Deutschösterreichs an das Deutsche Reich als notwendigen Abschluß der nationalen
Revolution von 1918. Sie erstrebt mit friedlichen Mitteln den Anschluß an die Deutsche
Republik.“ Zit. nach Walter Kleindel, Österreich. Zahlen. Daten. Fakten, hrsg., bear-
beitet und ergänzt von Isabella Ackerl und Günter K. Kodek (Salzburg: A&M, 2004),
331f. Vgl. Hartmut Krones, „12. Februar 1934 bis 27. April 1945. 4092 Tage Ächtung,
Verbot, Vertreibung und Ermordung österreichischer Musik(er)“, in Geächtet – ver
boten – vertrieben. Österreichische Musiker 1934 – 1938 – 1945 [= Schriften des Wis
senschaftszentrums Arnold Schönberg, Band 1], Hrsg. Hartmut Krones (Wien, Köln,
Weimar: Böhlau, 2013), 13–27, hier 20f.
13 Er brachte „jedoch, wenn interessante musikalische Objecte vorliegen, in seinen Con
certen auch grosse Tonwerke für gemischten Chor und Orchester“ zur Aufführung.
Frommes Musikalische Welt, Notiz-Kalender für 1876, Erster Jahrgang, redigirt von
Dr. Theodor Helm (Wien: Carl Fromme, 1875), 79.
14 Vgl. Krones, „Das Aufblühen“, 197f.
15 Frommes Musikalische Welt [1876], 79–83.
16 Ibid., 83.
17 Viktor Velek, Lumír 150 [Musica Bohemica Viennensia I] (Třebič, Wien: Apis, 2016),
33–8.
18 Frommes Musikalische Welt, Notiz-Kalender für das Jahr 1890, Fünfzehnter Jahr-
gang, redigirt von Dr. Theodor Helm (Wien: Carl Fromme, 1889), 200.
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