Page 254 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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musica et artes
sen Entwurf dem Kunstbeirat. Vizebürgermeister Lahr, der Vorsitzende des
Kunstbeirates, lehnt diesen Entwurf ab. Nun nimmt Wotruba mit VBM
Lahr Fühlung – ohne Wissen des Komitées; Wotruba arbeitet ein neues Mo-
dell aus – ohne Wissen des Komitées – und leitet es über VBM Lahr an den
Kunstbeirat. Der Kunstbeirat erklärt durch seine Dienststelle, die Direkti-
on der Städt. Sammlungen, aus Verkehrsrücksichten die Aufstellung an der
Teilung Sandgasse-Grinzingerstrasse für unmöglich, auch in Anbetracht der
hohen Kosten für die Gemeinde, und verweist auf Bedenken gegen die Wot-
rubasche Skulptur. Auf eine Urgenz wurde nun mitgeteilt, dass das eingere-
ichte Modell unmöglich sei und daher kein neuer Bescheid zu erwarten, so-
lange nicht ein neuer Vorschlag vorgelegt werde. Ein neuer Entwurf ist aber
Sache des Komitées und nicht Popps oder Wotrubas.
Auf Grund dieser Tatsachen fand am 1.7.36 bei Fr. Mahler-Werfel eine
Besprechung statt, welche das Abgehen vom alten Plan beschloss; es war nun
die Frage, was zu unternehmen sei. Zunächst ist zu bedenken, dass es nicht
Aufgabe des Komitées ist, einen Platz zur Aufstellung eines Entwurfes Popp-
-Wotruba zu finden,24 sondern die, ein Gustav Mahler Denkmal zu erstellen,
unabhängig von etwa vorliegenden Entwürfen. Man entschloss sich daher,
zunächst nach einem neuen Platz zu suchen, sich dann um eine prinzipielle
Bewilligung zur Aufstellung zu bemühen, und dann erst neue Entwürfe der
zuständigen Behörde vorzulegen, um in absehbarer Zeit das Denkmal aufs-
tellen zu können. Er (Hollnsteiner) schlug daher im Einvernehmen mit Moll
den Burggarten vor; da aber dieser besonders exponierte Platz eine erhöhte
Kritik mit sich bringen würde, es auch der Regierung nicht gleichgiltig sein
kann, was man aufstellt, schlug er vor, nicht nur ein Gustav Mahler Den-
kmal zu errichten, sondern dadurch auch die österreichische Künstlerschaft
zu fördern, und zwar durch Ausschreibung eines Wettbewerbes. Ermäch-
tigt, diesbezüglich Fühlung zu nehmen, legte er dem Bundeskanzler die Fra-
ge vor, ob er geneigt sei, dem Gustav Mahler Denkmal Komitée einen Pla-
tz im Burggarten zur Errichtung eines Denkmals zur Verfügung zu stellen,
wenn damit eine Konkurrenz zur Förderung der österreichischen Künstler-
schaft verbunden werden könne. Der Bundeskanzler erteilte seine Zustim-
mung zu einem solchen Vorschlag. Wotruba machte anscheinend auch dem
Bundeskanzler Vorwürfe wegen dieser Konkurrenz; es sei aber ausdrücklich
festgestellt, dass der Bundeskanzler diese Konkurrenz nicht veranlangte, son-
dern man ihm sie selbst vorschlug. Wotruba hat von allem durch Moll Kenn-
tnis erhalten; so enstand auch der Brief der Frau Mahler-Werfel vom 22. Juli
24 Gestrichen: ersuchen.
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sen Entwurf dem Kunstbeirat. Vizebürgermeister Lahr, der Vorsitzende des
Kunstbeirates, lehnt diesen Entwurf ab. Nun nimmt Wotruba mit VBM
Lahr Fühlung – ohne Wissen des Komitées; Wotruba arbeitet ein neues Mo-
dell aus – ohne Wissen des Komitées – und leitet es über VBM Lahr an den
Kunstbeirat. Der Kunstbeirat erklärt durch seine Dienststelle, die Direkti-
on der Städt. Sammlungen, aus Verkehrsrücksichten die Aufstellung an der
Teilung Sandgasse-Grinzingerstrasse für unmöglich, auch in Anbetracht der
hohen Kosten für die Gemeinde, und verweist auf Bedenken gegen die Wot-
rubasche Skulptur. Auf eine Urgenz wurde nun mitgeteilt, dass das eingere-
ichte Modell unmöglich sei und daher kein neuer Bescheid zu erwarten, so-
lange nicht ein neuer Vorschlag vorgelegt werde. Ein neuer Entwurf ist aber
Sache des Komitées und nicht Popps oder Wotrubas.
Auf Grund dieser Tatsachen fand am 1.7.36 bei Fr. Mahler-Werfel eine
Besprechung statt, welche das Abgehen vom alten Plan beschloss; es war nun
die Frage, was zu unternehmen sei. Zunächst ist zu bedenken, dass es nicht
Aufgabe des Komitées ist, einen Platz zur Aufstellung eines Entwurfes Popp-
-Wotruba zu finden,24 sondern die, ein Gustav Mahler Denkmal zu erstellen,
unabhängig von etwa vorliegenden Entwürfen. Man entschloss sich daher,
zunächst nach einem neuen Platz zu suchen, sich dann um eine prinzipielle
Bewilligung zur Aufstellung zu bemühen, und dann erst neue Entwürfe der
zuständigen Behörde vorzulegen, um in absehbarer Zeit das Denkmal aufs-
tellen zu können. Er (Hollnsteiner) schlug daher im Einvernehmen mit Moll
den Burggarten vor; da aber dieser besonders exponierte Platz eine erhöhte
Kritik mit sich bringen würde, es auch der Regierung nicht gleichgiltig sein
kann, was man aufstellt, schlug er vor, nicht nur ein Gustav Mahler Den-
kmal zu errichten, sondern dadurch auch die österreichische Künstlerschaft
zu fördern, und zwar durch Ausschreibung eines Wettbewerbes. Ermäch-
tigt, diesbezüglich Fühlung zu nehmen, legte er dem Bundeskanzler die Fra-
ge vor, ob er geneigt sei, dem Gustav Mahler Denkmal Komitée einen Pla-
tz im Burggarten zur Errichtung eines Denkmals zur Verfügung zu stellen,
wenn damit eine Konkurrenz zur Förderung der österreichischen Künstler-
schaft verbunden werden könne. Der Bundeskanzler erteilte seine Zustim-
mung zu einem solchen Vorschlag. Wotruba machte anscheinend auch dem
Bundeskanzler Vorwürfe wegen dieser Konkurrenz; es sei aber ausdrücklich
festgestellt, dass der Bundeskanzler diese Konkurrenz nicht veranlangte, son-
dern man ihm sie selbst vorschlug. Wotruba hat von allem durch Moll Kenn-
tnis erhalten; so enstand auch der Brief der Frau Mahler-Werfel vom 22. Juli
24 Gestrichen: ersuchen.
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