Page 145 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
P. 145
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-7055-50-4.143-153
Oper als Markt:
Opernaufführung als Marketing-Trick
Luba Kijanovska
Univerza v Lvovu
Universiät Lwiw
Die Oper als Gattung hat in den über 400 Jahren ihres Bestehens eine er-
staunliche Anziehungskraft und die Anpassung in jeder historischen Epo-
che an soziale Anfragen, Bedürfnisse und Vorstellungen des ästhetischen
Absoluten und an die Funktionen der Kunst in der Gesellschaft gezeigt.
Sie wurde zu einem gefragten Kunstwerk in der Geschichte der Kultur und
ließ in jeder nächsten Epoche neue verborgene Sinne und Symbole entste-
hen, die gerade dann als die wichtigsten geistigen Werte für diese oder jene
Gesellschaft verstanden wurden. Zweifellos, ohne die Oper würde die Welt
der europäischen Musikkunst in der modernen Zeit viel ärmer und ober-
flächlicher sein. Keine andere Gattung musste in demselben europäischen
ästhetischen und philosophischen Raum so schwere Vorwürfe und Be-
schuldigungen erdulden als diese Entdeckung des späten 16. Jahrhunderts.
Heute schreibt man über die Oper häufig nicht nur in den ernsthaften mu-
sikhistorischen oder ästhetischen Forschungen, sondern auch in den Zei-
tungen, z. B. wie folgt:
Der Kunsthistoriker Oskar Bie apostrophierte die Gattung Oper als
das „unmögliche Kunstwerk“ schlechthin. Und der Literaturpapst
der Aufklärung Johann Christoph Gottsched schimpfte sie als „das
unnatürlichste und ungereimteste Werk, das der menschliche Ver-
stand jemals erfunden hat“. Kurz: Die Oper ist die üppigste, maß-
143
Oper als Markt:
Opernaufführung als Marketing-Trick
Luba Kijanovska
Univerza v Lvovu
Universiät Lwiw
Die Oper als Gattung hat in den über 400 Jahren ihres Bestehens eine er-
staunliche Anziehungskraft und die Anpassung in jeder historischen Epo-
che an soziale Anfragen, Bedürfnisse und Vorstellungen des ästhetischen
Absoluten und an die Funktionen der Kunst in der Gesellschaft gezeigt.
Sie wurde zu einem gefragten Kunstwerk in der Geschichte der Kultur und
ließ in jeder nächsten Epoche neue verborgene Sinne und Symbole entste-
hen, die gerade dann als die wichtigsten geistigen Werte für diese oder jene
Gesellschaft verstanden wurden. Zweifellos, ohne die Oper würde die Welt
der europäischen Musikkunst in der modernen Zeit viel ärmer und ober-
flächlicher sein. Keine andere Gattung musste in demselben europäischen
ästhetischen und philosophischen Raum so schwere Vorwürfe und Be-
schuldigungen erdulden als diese Entdeckung des späten 16. Jahrhunderts.
Heute schreibt man über die Oper häufig nicht nur in den ernsthaften mu-
sikhistorischen oder ästhetischen Forschungen, sondern auch in den Zei-
tungen, z. B. wie folgt:
Der Kunsthistoriker Oskar Bie apostrophierte die Gattung Oper als
das „unmögliche Kunstwerk“ schlechthin. Und der Literaturpapst
der Aufklärung Johann Christoph Gottsched schimpfte sie als „das
unnatürlichste und ungereimteste Werk, das der menschliche Ver-
stand jemals erfunden hat“. Kurz: Die Oper ist die üppigste, maß-
143