Page 52 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
wegt. Wenn sie jeden einzelnen Zuschauer radikal infrage stellt. Aber das
zumindest muss sie schaffen“, fordert Axel Brüggemann. Denn: „Was für
einen Sinn hätte sie sonst?“97
Bei der Diskussion der zukünftigen Positionierung von Salzburg wur-
de betont, das Neue sei immer auch mit dem Engagement für die Jugend
verbunden, Kooperationen und Nachwuchsförderungen deshalb auch Auf-
gabe öffentlicher Institutionen.98 Auch auf die Wichtigkeit einer Öffnung
zu experimentellen künstlerischen Zugängen wurde hingewiesen. Auffal-
lend ist die Tendenz in den Spielplänen, diese Forderungen zu vereinen und
Ballett sowie Kinderoper als experimentelle Formen ins Programm aufzu-
nehmen. Dennoch bleibt, betrachtet man die Quantität an zeitgenössischer
Musik, ein großes Ungleichgewicht zwischen traditionellen und neu-
en Stücken. Welche Rolle dabei die postmoderne Ästhetik spielt, die eher
auf Relektüre des Alten als auf genuines Neuschaffen im Sinne einer Fort-
schrittsgläubigkeit setzt und die auch die Regie nachhaltig prägt, ist eine
der Fragen, die sich hierzu stellen, die in diesem Rahmen aber offen bleiben
müssen. Scheint auch die Auswahl des neuen Repertoires im Einzelnen,
wie es die Fallbeispiele gezeigt haben, durchaus nachvollziehbar und vom
Willen zu Innovation und Reflexion getragen, wäre dennoch mehr Engage-
ment von Seiten der Intendanzen für die Kunst der Gegenwart notwendig,
um eine bessere Balance zwischen zeitgenössischem Schaffen und älteren
Werken im Repertoire herzustellen.
Bibliographie
Agid, Philippe und Tarondeau, Jean-Claude. The management of opera: an inter-
national comparative study. Basingstoke u.a.: Palgrave Macmillan, 2010.
Borio, Gianmario und Danuser, Hermann, Hrsg. Im Zenit der Moderne. Die in-
ternationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 1946-1966. Freiburg im
Breisgau: Rombach, 1997.
Braunmüller, Robert. Oper als Drama: Das „realistische Musiktheater“ Walter Fel-
sensteins. Berlin: De Gruyter, 2012 (Reprint von 2002).
Brembeck, Reinhard J. „Glück & Nekrophilie“. In: Michael Fischer, Hrsg.. Die Fest-
spiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft. Salzburg: Residenz, 2012, 157–158.
Brüggemann, Axel. „Publikumsreflexion und Kritik“. In: Michael Fischer, Hrsg..
Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft. Salzburg: Residenz, 2012, S.
159–165
97 Brüggemann, „Publikumsreflexion und Kritik“, 163.
98 Vgl. Büning, »Die Festspiele als Traditionshüter und Trendsetter?«, 106-111
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wegt. Wenn sie jeden einzelnen Zuschauer radikal infrage stellt. Aber das
zumindest muss sie schaffen“, fordert Axel Brüggemann. Denn: „Was für
einen Sinn hätte sie sonst?“97
Bei der Diskussion der zukünftigen Positionierung von Salzburg wur-
de betont, das Neue sei immer auch mit dem Engagement für die Jugend
verbunden, Kooperationen und Nachwuchsförderungen deshalb auch Auf-
gabe öffentlicher Institutionen.98 Auch auf die Wichtigkeit einer Öffnung
zu experimentellen künstlerischen Zugängen wurde hingewiesen. Auffal-
lend ist die Tendenz in den Spielplänen, diese Forderungen zu vereinen und
Ballett sowie Kinderoper als experimentelle Formen ins Programm aufzu-
nehmen. Dennoch bleibt, betrachtet man die Quantität an zeitgenössischer
Musik, ein großes Ungleichgewicht zwischen traditionellen und neu-
en Stücken. Welche Rolle dabei die postmoderne Ästhetik spielt, die eher
auf Relektüre des Alten als auf genuines Neuschaffen im Sinne einer Fort-
schrittsgläubigkeit setzt und die auch die Regie nachhaltig prägt, ist eine
der Fragen, die sich hierzu stellen, die in diesem Rahmen aber offen bleiben
müssen. Scheint auch die Auswahl des neuen Repertoires im Einzelnen,
wie es die Fallbeispiele gezeigt haben, durchaus nachvollziehbar und vom
Willen zu Innovation und Reflexion getragen, wäre dennoch mehr Engage-
ment von Seiten der Intendanzen für die Kunst der Gegenwart notwendig,
um eine bessere Balance zwischen zeitgenössischem Schaffen und älteren
Werken im Repertoire herzustellen.
Bibliographie
Agid, Philippe und Tarondeau, Jean-Claude. The management of opera: an inter-
national comparative study. Basingstoke u.a.: Palgrave Macmillan, 2010.
Borio, Gianmario und Danuser, Hermann, Hrsg. Im Zenit der Moderne. Die in-
ternationalen Ferienkurse für Neue Musik Darmstadt 1946-1966. Freiburg im
Breisgau: Rombach, 1997.
Braunmüller, Robert. Oper als Drama: Das „realistische Musiktheater“ Walter Fel-
sensteins. Berlin: De Gruyter, 2012 (Reprint von 2002).
Brembeck, Reinhard J. „Glück & Nekrophilie“. In: Michael Fischer, Hrsg.. Die Fest-
spiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft. Salzburg: Residenz, 2012, 157–158.
Brüggemann, Axel. „Publikumsreflexion und Kritik“. In: Michael Fischer, Hrsg..
Die Festspiele. Wirklichkeit, Deutung, Zukunft. Salzburg: Residenz, 2012, S.
159–165
97 Brüggemann, „Publikumsreflexion und Kritik“, 163.
98 Vgl. Büning, »Die Festspiele als Traditionshüter und Trendsetter?«, 106-111
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