Page 60 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
1743 wurde in Berlin das erste eigenständige Bauwerk für musikalische
Veranstaltungen errichtet, die Königliche Hofoper, heute – frisch renoviert
– Staatsoper Unter den Linden. Sie wurde nicht zufällig mit einem Portikus
als Tempel gestaltet und entsprechend mit einem reichen Figurenschmuck
antiker Götter, Musen und anderer Gestalten aus der griechischen Mytho-
logie ausgestattet. Dieser Bildschmuck, Skulpturen und Gemälde, beinhal-
tet ikonographisch ein Programm, das deutlich auf Sinn und Zweck des
Gebäudes als Musentempel zur moralischen Bildung hin ausgerichtet ist.
Weitere Gebäude für die Kunst wurden auf dem Gendarmenmarkt er-
richtet. Das Französische Komödienhaus wurde 1776 in der Mitte zwischen
der deutschen und der französischen Kirche fertiggestellt. Der Bau Fried-
richs des Großen weist als Frontseite nicht wie die Hofoper einen Porti-
kus auf, aber eine ähnlich antikisierende Gestaltung mit Giebel und Pi-
lastern, die Musenfiguren krönen. Im Giebeldreieck hat der Bauherr das
Motto „Ridentur et corriguntur mores“ – „Die Sitten mögen belacht und
verbessert werden“ anbringen lassen, das den moralischen Anspruch der
Künste im Anschluss an die Antike formuliert. Die beiden flankierenden
Kirchen, Horte christlicher Moral, wurden wenig später (1780 bis 1785) mit
korrespondierenden Kuppeltürmen im antiken Stil versehen. König Fried-
rich Wilhelm III. beauftragte 1800 Carl Gotthard Langhans mit dem Neu-
bau des Nationaltheaters, das hinter dem anschließend abgerissenen Fran-
zösischen Komödienhaus erbaut und 1802 eingeweiht wurde. „Der Koffer“,
wie es im Volksmund genannt wurde, besaß wie die beiden Dome einen
Portikus. Nachdem das Nationaltheater 1817 abgebrannt war, errichtete
Karl Friedrich Schinkel hier in den Jahren 1819 bis 1820 (Eröffnung 1821)
das Königliche Schauspielhaus.
Die antike Prägung wird in Schinkels Architektur des Schauspiel-
hauses gewissermaßen potenziert. Zwei übereinander angeordnete Giebel,
ein Tempel mit Portikus, sind ohne antike Vorbilder und stellen eine Aus-
nahme in der klassizistischen Architektur der Zeit dar. (Einen doppelten
Giebel besitzt auch das Königliche Hof- und Nationaltheater zu München,
nach Plänen Carl von Fischers aus den Jahren 1810/11 ausgeführt und 1823
bis 1825 erbaut von Leo von Klenze.) Das Bildprogramm des Hauses enthält
die üblichen Götter der Antike, Apoll, Bacchus, die Musen und andere, der
Giebel der südlichen Seitenfassade zeigt die Szene, wie Orpheus Eurydike
aus der Unterwelt befreit. Im Innern liegt hier der Konzertsaal, neben den
dungen wird in der Druckfassung des vorliegenden Beitrags aufgrund der diffizilen
urheberechtlichen Fragen verzichtet.
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1743 wurde in Berlin das erste eigenständige Bauwerk für musikalische
Veranstaltungen errichtet, die Königliche Hofoper, heute – frisch renoviert
– Staatsoper Unter den Linden. Sie wurde nicht zufällig mit einem Portikus
als Tempel gestaltet und entsprechend mit einem reichen Figurenschmuck
antiker Götter, Musen und anderer Gestalten aus der griechischen Mytho-
logie ausgestattet. Dieser Bildschmuck, Skulpturen und Gemälde, beinhal-
tet ikonographisch ein Programm, das deutlich auf Sinn und Zweck des
Gebäudes als Musentempel zur moralischen Bildung hin ausgerichtet ist.
Weitere Gebäude für die Kunst wurden auf dem Gendarmenmarkt er-
richtet. Das Französische Komödienhaus wurde 1776 in der Mitte zwischen
der deutschen und der französischen Kirche fertiggestellt. Der Bau Fried-
richs des Großen weist als Frontseite nicht wie die Hofoper einen Porti-
kus auf, aber eine ähnlich antikisierende Gestaltung mit Giebel und Pi-
lastern, die Musenfiguren krönen. Im Giebeldreieck hat der Bauherr das
Motto „Ridentur et corriguntur mores“ – „Die Sitten mögen belacht und
verbessert werden“ anbringen lassen, das den moralischen Anspruch der
Künste im Anschluss an die Antike formuliert. Die beiden flankierenden
Kirchen, Horte christlicher Moral, wurden wenig später (1780 bis 1785) mit
korrespondierenden Kuppeltürmen im antiken Stil versehen. König Fried-
rich Wilhelm III. beauftragte 1800 Carl Gotthard Langhans mit dem Neu-
bau des Nationaltheaters, das hinter dem anschließend abgerissenen Fran-
zösischen Komödienhaus erbaut und 1802 eingeweiht wurde. „Der Koffer“,
wie es im Volksmund genannt wurde, besaß wie die beiden Dome einen
Portikus. Nachdem das Nationaltheater 1817 abgebrannt war, errichtete
Karl Friedrich Schinkel hier in den Jahren 1819 bis 1820 (Eröffnung 1821)
das Königliche Schauspielhaus.
Die antike Prägung wird in Schinkels Architektur des Schauspiel-
hauses gewissermaßen potenziert. Zwei übereinander angeordnete Giebel,
ein Tempel mit Portikus, sind ohne antike Vorbilder und stellen eine Aus-
nahme in der klassizistischen Architektur der Zeit dar. (Einen doppelten
Giebel besitzt auch das Königliche Hof- und Nationaltheater zu München,
nach Plänen Carl von Fischers aus den Jahren 1810/11 ausgeführt und 1823
bis 1825 erbaut von Leo von Klenze.) Das Bildprogramm des Hauses enthält
die üblichen Götter der Antike, Apoll, Bacchus, die Musen und andere, der
Giebel der südlichen Seitenfassade zeigt die Szene, wie Orpheus Eurydike
aus der Unterwelt befreit. Im Innern liegt hier der Konzertsaal, neben den
dungen wird in der Druckfassung des vorliegenden Beitrags aufgrund der diffizilen
urheberechtlichen Fragen verzichtet.
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