Page 63 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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tempel und kathedralen für die ernste und heilige musik
Das Neue Haus des k.k. Hof-Operntheaters zu Wien (Architekten
Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, heute Wiener
Staatsoper), 1869 eröffnet, zeigt in den Arkaden der Loggia auf Podesten
fünf Bronzestatuen von Ernst Julius Hähnel (von links nach rechts: Herois-
mus, Melpomene, Phantasie, Thalia und Liebe). Komponistenbüsten finden
sich nur im Innern, im großen Foyer die von Mozart, Cherubini, Beetho-
ven, Rossini und anderen. Die Opéra Garnier in Paris, 1875 eröffnet, zeigt
zwischen den Eingangsbögen Medaillons von Bach, Pergolesi, Haydn und
Cimarosa. Weiter ist sie außen an drei Seiten von einer Galerie mit Kom-
ponistenbüsten umgeben, an der Front Rossini, Aubert, Beethoven, Mo-
zart, Spontini, Meyerbeer, Halevy, dazu je 10 Büsten an West- und Ostseite.
Als nächstes Beispiel sei der große Konzertsaal des Moskauer Kon-
servatoriums in den Fassungen von 1901 und 1953 gewählt. Das Kaiserliche
Konservatorium zu Moskau (seit 1940 Staatliches Moskauer P.-I.-Tschai-
kowski-Konservatorium) ist als zentrale musikalische Ausbildungsstät-
te Russlands 1866 von Fürst Nikolai Petrowitsch Trubezkoi und Nikolai
Rubinstein gegründet worden. Nachdem es zunächst in einem Herrenhaus
der Fürstin Jekaterina Romanowna Daschkowa aus dem Ende des 18. Jahr-
hunderts (erbaut vom Architekten Wassili Iwanowitsch Baschenow, 1738-
1799) untergebracht war, wurde sein heutiges Domizil in den Jahren 1893
bis 1901 von dem Architekten W. P. Sagorski im klassischen Stil erbaut.
Von dem Vorgängerbau, dem alten Baschenowschen Gebäude, übernahm
er die Fassade des Zentralteils mit seiner Halbrotunde sowie einige Mau-
ern des rechten Seitenflügels. Mit drei Konzertsälen war das Konservatori-
um gleichzeitig das führende Konzertinstitut der Stadt. Der zentrale Große
Konzertsaal ist mit Komponistenportraits ausgestattet worden. Sie stam-
men von dem russischen Maler Nikolay Bodarevsky (aus Odessa, 1850-
1921), bei dem sie Vasily Safonov, der Direktor des Konservatoriums, 1889
in Auftrag gegeben hatte. 1901 wurden sie fertiggestellt, es handelte sich um
14 Portraits. In einem zeitgenössischen russischen Bericht (von 1905) wird
auf die Anordnung und Dekoration der Großen Halle zur feierlichen Er-
öffnung am 7. April 1901 eigens hingewiesen. Die auf den Portraits abge-
bildeten Komponisten seien nach einer Sitzung der Baukommission unter
Beteiligung kompetenter Persönlichkeiten gemäß ihrem Profil und ihrer
Kreativität angeordnet worden sei. Die 14 großen Medaillons an den Längs-
seiten des Saals zeigen demnach die großen Schöpfer sinfonischer Musik:
Bach, Händel, Haydn, Beethoven, Mozart, Schubert, Schumann, Mendels-
sohn, Gluck, Wagner, Glinka, Tschaikowsky, Borodin und (Nikolai) Rubin-
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Das Neue Haus des k.k. Hof-Operntheaters zu Wien (Architekten
Eduard van der Nüll und August Sicard von Sicardsburg, heute Wiener
Staatsoper), 1869 eröffnet, zeigt in den Arkaden der Loggia auf Podesten
fünf Bronzestatuen von Ernst Julius Hähnel (von links nach rechts: Herois-
mus, Melpomene, Phantasie, Thalia und Liebe). Komponistenbüsten finden
sich nur im Innern, im großen Foyer die von Mozart, Cherubini, Beetho-
ven, Rossini und anderen. Die Opéra Garnier in Paris, 1875 eröffnet, zeigt
zwischen den Eingangsbögen Medaillons von Bach, Pergolesi, Haydn und
Cimarosa. Weiter ist sie außen an drei Seiten von einer Galerie mit Kom-
ponistenbüsten umgeben, an der Front Rossini, Aubert, Beethoven, Mo-
zart, Spontini, Meyerbeer, Halevy, dazu je 10 Büsten an West- und Ostseite.
Als nächstes Beispiel sei der große Konzertsaal des Moskauer Kon-
servatoriums in den Fassungen von 1901 und 1953 gewählt. Das Kaiserliche
Konservatorium zu Moskau (seit 1940 Staatliches Moskauer P.-I.-Tschai-
kowski-Konservatorium) ist als zentrale musikalische Ausbildungsstät-
te Russlands 1866 von Fürst Nikolai Petrowitsch Trubezkoi und Nikolai
Rubinstein gegründet worden. Nachdem es zunächst in einem Herrenhaus
der Fürstin Jekaterina Romanowna Daschkowa aus dem Ende des 18. Jahr-
hunderts (erbaut vom Architekten Wassili Iwanowitsch Baschenow, 1738-
1799) untergebracht war, wurde sein heutiges Domizil in den Jahren 1893
bis 1901 von dem Architekten W. P. Sagorski im klassischen Stil erbaut.
Von dem Vorgängerbau, dem alten Baschenowschen Gebäude, übernahm
er die Fassade des Zentralteils mit seiner Halbrotunde sowie einige Mau-
ern des rechten Seitenflügels. Mit drei Konzertsälen war das Konservatori-
um gleichzeitig das führende Konzertinstitut der Stadt. Der zentrale Große
Konzertsaal ist mit Komponistenportraits ausgestattet worden. Sie stam-
men von dem russischen Maler Nikolay Bodarevsky (aus Odessa, 1850-
1921), bei dem sie Vasily Safonov, der Direktor des Konservatoriums, 1889
in Auftrag gegeben hatte. 1901 wurden sie fertiggestellt, es handelte sich um
14 Portraits. In einem zeitgenössischen russischen Bericht (von 1905) wird
auf die Anordnung und Dekoration der Großen Halle zur feierlichen Er-
öffnung am 7. April 1901 eigens hingewiesen. Die auf den Portraits abge-
bildeten Komponisten seien nach einer Sitzung der Baukommission unter
Beteiligung kompetenter Persönlichkeiten gemäß ihrem Profil und ihrer
Kreativität angeordnet worden sei. Die 14 großen Medaillons an den Längs-
seiten des Saals zeigen demnach die großen Schöpfer sinfonischer Musik:
Bach, Händel, Haydn, Beethoven, Mozart, Schubert, Schumann, Mendels-
sohn, Gluck, Wagner, Glinka, Tschaikowsky, Borodin und (Nikolai) Rubin-
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