Page 21 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
P. 21
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-7055-86-3.19-37
Paris (1784/1796) – Prag (1808/1811)
– Wien (1812/1817): Zur frühen Entwicklung
musikpädagogischer Konzepte
Hartmut Krones
Univerza za glasbo in uprizoritveno umetnost na Dunaju
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
„Freytags, den 27. May 1808“ erschien in den „Vaterländischen Blättern für
den österreichischen Kaiserstaat“ ein aus der Feder des Hofkonzipisten
(und begabten Komponisten) Ignaz Mosel1 stammender Artikel „Übersicht
des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien“, der folgende bedeu-
tungsschwere Zeilen enthielt:
Daß, ungeachtet die Musik hier eine so außerordentlich große An-
zahl von Kennern und Freunden, und unter diesen so viele Gro-
ße, Mächtige und Reiche zählt, dennoch bisher kein öffentliches,
bloß dieser Kunst, ihrer Lehre, Ausübung und Vervollkommnung
gewidmetes Institut, keine musikalische Akademie, kein Conserva-
toire, oder wie man es nennen wollte, zu Stande gekommen ist, [...]
muß jeder Fremde [...] mit Verwunderung wahrnehmen und jeder
Eingeborne herzlich bedauern.2
Damit war erstmals an prominenter Stelle ausgesprochen, was in Wien
viele als schwerwiegenden Mangel empfanden. Von besonderem Interesse
ist hier der indirekt ausgesprochene Hinweis auf anderenorts vorhandene
1 Zu lgnaz (später Edler von) Mosel siehe Theophil Antonicek, „Ignaz von Mosel
(1772–1844). Biographie und Beziehungen zu den Zeitgenossen“ (PhD. diss., Uni-
versität Wien, 1962).
2 Ignaz von Mosel, „Übersicht des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien“,
Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, Nr. VI (27. May 1808): 41
[S. 3 dieser Nummer].
19
Paris (1784/1796) – Prag (1808/1811)
– Wien (1812/1817): Zur frühen Entwicklung
musikpädagogischer Konzepte
Hartmut Krones
Univerza za glasbo in uprizoritveno umetnost na Dunaju
Universität für Musik und darstellende Kunst Wien
„Freytags, den 27. May 1808“ erschien in den „Vaterländischen Blättern für
den österreichischen Kaiserstaat“ ein aus der Feder des Hofkonzipisten
(und begabten Komponisten) Ignaz Mosel1 stammender Artikel „Übersicht
des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien“, der folgende bedeu-
tungsschwere Zeilen enthielt:
Daß, ungeachtet die Musik hier eine so außerordentlich große An-
zahl von Kennern und Freunden, und unter diesen so viele Gro-
ße, Mächtige und Reiche zählt, dennoch bisher kein öffentliches,
bloß dieser Kunst, ihrer Lehre, Ausübung und Vervollkommnung
gewidmetes Institut, keine musikalische Akademie, kein Conserva-
toire, oder wie man es nennen wollte, zu Stande gekommen ist, [...]
muß jeder Fremde [...] mit Verwunderung wahrnehmen und jeder
Eingeborne herzlich bedauern.2
Damit war erstmals an prominenter Stelle ausgesprochen, was in Wien
viele als schwerwiegenden Mangel empfanden. Von besonderem Interesse
ist hier der indirekt ausgesprochene Hinweis auf anderenorts vorhandene
1 Zu lgnaz (später Edler von) Mosel siehe Theophil Antonicek, „Ignaz von Mosel
(1772–1844). Biographie und Beziehungen zu den Zeitgenossen“ (PhD. diss., Uni-
versität Wien, 1962).
2 Ignaz von Mosel, „Übersicht des gegenwärtigen Zustandes der Tonkunst in Wien“,
Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, Nr. VI (27. May 1808): 41
[S. 3 dieser Nummer].
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