Page 77 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
P. 77
oi: https://doi.org/10.26493/978-961-7055-86-3.75-85
Musikausbildung im Post-Habsburger Raum
(am Beispiel der Musikinstitutionen
in Lviv/Lemberg)
Luba Kijanovska, Zoryiana Lastovecka
Univerza v Lvovu
Universiät Lwiw
Vor allem sollte man sich rechtfertigen, warum Lemberger Musikausbil-
dung in der Zwischenkriegsperiode als das „Post-Habsburger“ Modell be-
zeichnete, weil auf den ersten Blick solche Definition etwa als ein Paradox
angenommen sein könnte. Aber man versucht gewählte Definition etwas
ausführlicher zu erklären und genanntes Modell als zuverlässige für die-
se mehrnationale Stadt mit der reichen Kulturtradition darzustellen. Man
sollte dabei die ganze Reihe von Bedingungen in Betracht ziehen, um die
Situation in damaliger Lemberger Kultur richtig zu verstehen.
Erstens: die österreichische Geschichte, die in Galizien fast 150 Jahre
dauerte, war schon im Jahre 1918 vorbei, zu dieser Zeit gehörte das Land zu
II Rzeczpospolita, also zum wieder entstandenen polnischen Staat.
Zweitens, österreichische Volksschicht war dementsprechend ganz ge-
ring, wenn noch jemand blieb, integrierte sich meistens entweder ins pol-
nische oder ins ukrainische Milieu. Dies hielt auch für die regionale Mu-
sikkultur, wie auch für solchen ihren wichtigen Teil als Musikausbildung.
Drittens, man muß berücksichtigen, daß auch soziale und finanzielle
Bedingungen dieser Periode gar nicht günstig gewesen sind. Schwere öko-
nomische Krise 30er Jahre des XX Jh. ließ ihren schmerzhaften Spur in
allen Sphären der Kultur und Ausbildung, die Konflikte zwischen Polen
und Ukrainer explodierten hier regelmäßig, es widerspiegelte auch gewis-
sermaßen im Kunstleben (obwohl die Auseinandersetzung der Vertreter
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Musikausbildung im Post-Habsburger Raum
(am Beispiel der Musikinstitutionen
in Lviv/Lemberg)
Luba Kijanovska, Zoryiana Lastovecka
Univerza v Lvovu
Universiät Lwiw
Vor allem sollte man sich rechtfertigen, warum Lemberger Musikausbil-
dung in der Zwischenkriegsperiode als das „Post-Habsburger“ Modell be-
zeichnete, weil auf den ersten Blick solche Definition etwa als ein Paradox
angenommen sein könnte. Aber man versucht gewählte Definition etwas
ausführlicher zu erklären und genanntes Modell als zuverlässige für die-
se mehrnationale Stadt mit der reichen Kulturtradition darzustellen. Man
sollte dabei die ganze Reihe von Bedingungen in Betracht ziehen, um die
Situation in damaliger Lemberger Kultur richtig zu verstehen.
Erstens: die österreichische Geschichte, die in Galizien fast 150 Jahre
dauerte, war schon im Jahre 1918 vorbei, zu dieser Zeit gehörte das Land zu
II Rzeczpospolita, also zum wieder entstandenen polnischen Staat.
Zweitens, österreichische Volksschicht war dementsprechend ganz ge-
ring, wenn noch jemand blieb, integrierte sich meistens entweder ins pol-
nische oder ins ukrainische Milieu. Dies hielt auch für die regionale Mu-
sikkultur, wie auch für solchen ihren wichtigen Teil als Musikausbildung.
Drittens, man muß berücksichtigen, daß auch soziale und finanzielle
Bedingungen dieser Periode gar nicht günstig gewesen sind. Schwere öko-
nomische Krise 30er Jahre des XX Jh. ließ ihren schmerzhaften Spur in
allen Sphären der Kultur und Ausbildung, die Konflikte zwischen Polen
und Ukrainer explodierten hier regelmäßig, es widerspiegelte auch gewis-
sermaßen im Kunstleben (obwohl die Auseinandersetzung der Vertreter
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