Page 217 - Stati inu obstati, revija za vprašanja protestantizma, letnik XVII (2021), številka 34, ISSN 2590-9754
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povzetki, SYNOPSES, ZUSAMMENFASSUNGEN

Protestantismus in den slowenischen Gebieten in den ersten sechs Jahrzehnten
des 19. Jahrhunderts

In der Abhandlung werden Darstellung und Erfassung der Reformation und des
Protestantismus vom Ende des 18. bis zum Anfang der 60er-Jahre des 19. Jahrhunderts
besprochen. Besonders nach dem Toleranzpatent Kaiser Josephs II. im Jahr 1781 erfuhr
der Protestantismus in der Habsburgermonarchie eine neue Entwicklung. Damals kam
es zu einem erneuten Aufleben der slowenischen protestantischen Kirchengemeinden
im Raum Prekmurje (Übermurgebiet) und der einzigen slowenischen kryptoprotestan-
tischen Gemeinde in Zagoriče (Agoritschah) in Kärnten. Einen weiteren Wendepunkt
stellt das Jahr 1848 dar, als sich der Gleichberechtigungsgedanke im Kaisertum Öster-
reich auch auf Sprachen und Konfessionen ausweitete.

Zu dieser Zeit war der slowenische Raum von einem toleranten Verhältnis zwischen
Katholiken und Protestanten im kulturellen und nationalen Bereich geprägt. Die Auf-
fassung von Bischof Slomšek von der kulturellen Bedeutung der slowenischen Protes-
tanten sowie die noch anhaltende deutsche Sprachtoleranz ermöglichten ein friedliches
Miteinander.

Im Beitrag wird ausführlich das 1861 erschienene Buch über Primož Trubar (Pri-
mus Truber) von Wilhelm Sillem behandelt, das bisher sowohl in der Geschichtsschrei-
bung als auch in den Trubar-Biographien, ausgenommen der Biographie von Jože Raj-
hman, wenig Beachtung erfahren hat. Es handelt sich um ein wichtiges Werk, da es ei-
nen ausgezeichneten Einblick in die Veränderungen bietet, zu denen es in der damali-
gen Zeit angesichts des Reformationsverständnisses gekommen war. Sillem betont die
Bedeutung von Trubar und anderen slowenischen Protestanten für die slowenische Kul-
tur- und Bildungsentwicklung. Ferner wird der Papst im behandelten Werk nicht aus-
drücklich angegriffen; die Kritik gegen die römisch-katholische Kirche richtet sich eher
auf die Untätigkeit des Patriarchats von Aquileia, das beim Druck glagolitischer und ky-
rillischer Bücher für den slawischen Gottesdienst sowohl in der orthodoxen als auch in
der katholischen Kirche im südslawischen Raum offensichtlich zurückblieb.

Sillem legt großen Wert auf Kultur und Bildung, wobei er jedoch besondere Be-
tonung auf deutsche Kultur und Bildung (geografisch, nicht nur sprachlich) legt, wo-
von auch die restlichen Südslawen hätten profitieren können, wenn die Reformation
in Krain erfolgreich gewesen wäre. Dadurch hätte man die Kultur der slawischen Völ-
ker auf ein höheres Niveau heben können, als dies unter dem italienischen Einfluss der
Fall gewesen ist.

Schlüsselwörter: Reformation, Protestantismus, interkonfessionelles Zusammenle-
ben, Primus Truber, 19. Jahrhundert

Prevod povzetkov v angleščino: Višnja Jerman
Prevod povzetkov v nemščino: Tanja Žigon
Bibliografska obdelava: Mojca Novak

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