Page 82 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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opereta med obema svetovnima vojnama
sein, daß die Operette an sich für Oesterreich einen nicht unwich
tigen Exportartikel bedeutet. In dem Augenblick, da die dreißig
jährige Schutzfrist für Johann Strauß abgelaufen wäre, würde das
Geschäft der Pariser Verleger losgehen, die nur darauf warten, die
Welt mit Johann=Strauß=Musik zu überschwemmen.
Es ist gewiß nicht uninteressant zu erfahren, daß Doktor Richard
Strauß und Oskar Strauß schon seit jeher ihre Werke in Paris
verlegen lassen, da sie, respektive ihre Erben, dadurch einer fünf
zigjährigen Schutzfrist sicher sind. Es unterliegt gar keinem Zwei
fel, daß man auch in Oesterreich zu einer Verlängerung der Schutz
frist irgendwie wird Stellung nehmen müssen. [...]
Es ist uns bekannt, daß man sich schon seit Monaten sowohl im
Unte r r icht smini ste r ium wie auch im Handel smini ste r i
um mit der Verlängerung der Schutzfrist befaßt, aber etwa s Po
sitive s ist bis heute nicht geschehen. Natürlich ist die ganze Sache
nur durch ein Ge setz im Parl ament zu erledigen. Wir fürch
ten sehr, daß es dazu nur sehr schwer kommen wird. Und so gibt
es einstweilen nur einen Ausweg: man schaf fe ein Prov i sor i
um . Denn ist einmal die Frist vorbei, dann gehen g roße We r
te Oesterreich verloren. Uebrigens haben sich die Erben nach Jo
hann Strauß bereit erklärt, die Hälfte der Tantiemen einem neu
zu gründenden Künstlerhilfsfonds zu überlassen. Also billiger kann
der Staat zu einer Aushilfe für Künstler nicht kommen!15
Das Neue Wiener Journal vermutete sogar, daß angesichts der „Freiwer-
dung“ der Musik von Johann Strauß eine „Haussee in Johann=Strauß=Be-
arbeitungen“ zu erwarten sei:
Es hat sich ja schon seit langem gezeigt, daß derlei kompilatorische
Arbeiten oft sehr vom Glück begünstigt waren. [...] vor kurzem ist
ja im Strauß=Theater eine Operette mit nachgelassener Musik von
C. M. Ziehrer zum Erfolge geführt worden.
Die beginnende Saison wird nun allen Anzeichen nach eine Hau sse
in Johann= Strauß= O pe ret ten bringen, und zwar werden
zum Teil ältere Operetten des Meisters in textlichen und musikali
schen Neubearbeitungen gegeben werden, während in einem Falle
zu einem neuen Textbuch unbekannte Perlen Johann Straußscher
15 Freiheit 3, Nr. 565 (13. Juni 1929), 3 (Sperrungen original).
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sein, daß die Operette an sich für Oesterreich einen nicht unwich
tigen Exportartikel bedeutet. In dem Augenblick, da die dreißig
jährige Schutzfrist für Johann Strauß abgelaufen wäre, würde das
Geschäft der Pariser Verleger losgehen, die nur darauf warten, die
Welt mit Johann=Strauß=Musik zu überschwemmen.
Es ist gewiß nicht uninteressant zu erfahren, daß Doktor Richard
Strauß und Oskar Strauß schon seit jeher ihre Werke in Paris
verlegen lassen, da sie, respektive ihre Erben, dadurch einer fünf
zigjährigen Schutzfrist sicher sind. Es unterliegt gar keinem Zwei
fel, daß man auch in Oesterreich zu einer Verlängerung der Schutz
frist irgendwie wird Stellung nehmen müssen. [...]
Es ist uns bekannt, daß man sich schon seit Monaten sowohl im
Unte r r icht smini ste r ium wie auch im Handel smini ste r i
um mit der Verlängerung der Schutzfrist befaßt, aber etwa s Po
sitive s ist bis heute nicht geschehen. Natürlich ist die ganze Sache
nur durch ein Ge setz im Parl ament zu erledigen. Wir fürch
ten sehr, daß es dazu nur sehr schwer kommen wird. Und so gibt
es einstweilen nur einen Ausweg: man schaf fe ein Prov i sor i
um . Denn ist einmal die Frist vorbei, dann gehen g roße We r
te Oesterreich verloren. Uebrigens haben sich die Erben nach Jo
hann Strauß bereit erklärt, die Hälfte der Tantiemen einem neu
zu gründenden Künstlerhilfsfonds zu überlassen. Also billiger kann
der Staat zu einer Aushilfe für Künstler nicht kommen!15
Das Neue Wiener Journal vermutete sogar, daß angesichts der „Freiwer-
dung“ der Musik von Johann Strauß eine „Haussee in Johann=Strauß=Be-
arbeitungen“ zu erwarten sei:
Es hat sich ja schon seit langem gezeigt, daß derlei kompilatorische
Arbeiten oft sehr vom Glück begünstigt waren. [...] vor kurzem ist
ja im Strauß=Theater eine Operette mit nachgelassener Musik von
C. M. Ziehrer zum Erfolge geführt worden.
Die beginnende Saison wird nun allen Anzeichen nach eine Hau sse
in Johann= Strauß= O pe ret ten bringen, und zwar werden
zum Teil ältere Operetten des Meisters in textlichen und musikali
schen Neubearbeitungen gegeben werden, während in einem Falle
zu einem neuen Textbuch unbekannte Perlen Johann Straußscher
15 Freiheit 3, Nr. 565 (13. Juni 1929), 3 (Sperrungen original).
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