Page 54 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2024. Glasbena kritika – nekoč in danes ▪︎ Music Criticism – Yesterday and Today. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 7
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glasbena kritika – nekoč in danes | music criticism – yesterday and today

tober 1923 bis 20. März 1938 (an welchem Tag Adolf Hitler die Seite 1 zier-
te) war der Untertitel dann „Internationale Gesellschaftsrevue“, ab 3. April
1938 gab es weder einen Untertitel noch war auf der Titelseite der damali-
ge „Eigentümer und Herausgeber“ Egon Maria Engel angegeben; dafür wa-
ren wieder Unmengen von Adeligen mit sämtlichen Titeln und Herkunfts-
bezeichnungen abgebildet und benannt. Auf der Titelseite fungierte jetzt
als Herausgeber eine „Arische Betriebsgemeinschaft“, ab 24. Juli 1938 fehl-
te selbst diese, und am 21. August erschien die letzte Nummer des Perio-
dikums, doch auch sie mit einer „Gräfin Lilly Coudenhove-Ronspergheim
[...]“ auf der Titelseite. (Am 7. August zierte „Gräfin Gloria von Fürstenberg-
Herdringen geb. de Rubio-d’Alatorre mit ihrer [zweijährigen] Tochter Gräfin
Dolores“ die Seite 1.) 2

Das Wiener Salonblatt war nicht nur in Zeiten seines Untertitels
„Adelsorgan“ ein solches, denn auch in der ersten Nummer nach dessen
Streichung, am 9. November 1918, prangte eine Fürstin auf der Titelsei-
te, noch dazu „Die Fürstin von Metternich-Winneburg geb. Doña Isabel de
Silva y Carvajal mit dem [einjährigen] Erbprinzen Paul Alfons“. Vielleicht
konnte man sie am Tag der Ausrufung der deutschen Republik (bzw. der
Proklamation des Staates „Freie Sozialistische Republik Deutschlands“) so-
wie drei Tage vor der Ausrufung der „Republik Deutsch-Österreich“ (vom
12. November) nicht schnell genug von den Druckplatten entfernen, doch
auch am 16. November zierte „Ihre Erlaucht Gräfin Maria Theresia Fug-
ger von Babenhausen“ die Titelseite, und bis 18. Jänner 1919 sehen wir in je-
der Nummer weitere Gräfinnen, bisweilen mit ihrem Gatten; am 25. Jän-
ner 1919 ist es dann „Komtesse Sarolta Széchényi“, schließlich folgen noch
zweimal Gräfinnen, bis erstmals am 15. Februar 1919 eine Bürgerliche von
der Titelseite blickt – ein „Frl. May Bourcart“, die allerdings die Tochter
„Ihrer Exzellenzen des derzeitigen Schweizerischen Gesandten in Wien Dr.
Charles D. Bourcart und seiner Gemahlin Frau Louise E. Bourcart“ war.
Dann sind wieder Baroninnen und Gräfinnen an der Reihe. Das bleibt
noch lange so, wenngleich ab 27. April 1919 die Adelsprädikate nicht mehr
(bzw. mit der Vorbemerkung „vormalige“) auf der Titelseite, sondern nur
mehr (und nicht immer) gleichsam verschämt in den Bildbeschreibungen
der Seite 2 genannt werden; so heißt es am 19. April: „Der vormalige Erz-
herzog Leopold und seine Braut Baronesse Dagmar Nicolics-Podrinska“. Trat
doch am 10. April 1919 das „Adelsaufhebungsgesetz“ in Kraft, das man oh-

2 Alle Angaben wurden den von der Österreichischen Nationalbibliothek ins Netz
(https://anno.onb.ac.at) gestellten Digitalisaten der Zeitschrift entnommen.

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