Page 23 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2025. Glasbena interpretacija: med umetniškim in znanstvenim┊Music Interpretation: Between the Artistic and the Scientific. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 8
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Weiss, Jernej, ur. 2025. Glasbena interpretacija: med umetniškim in znanstvenim | Music Interpretation: Between the Artistic and the Scientific.
                         Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. https://doi.org/10.26493/978-961-293-425-5.23-33
                         © 2025 Clemens Hellsberg










                 Die Wiener Philharmoniker: Geschichte und Struktur

                 Clemens Hellsberg
                 Predsednik Avstrijskega društva za ljudske pesmi, nekdanji član in predstojnik Dunajskih filharmonikov
                 President of the Austrian Folk Song Society, ex member and president of the executive committee
                 of the Vienna Philharmonic




            Bis zum ersten Philharmonischen Konzert am 28. März 1842, somit mehr
            als ein halbes Jahrhundert nach Mozarts Tod, besaß die Stadt der nach ihr
            benannten „Wiener Klassiker“ – Haydn, Mozart und Beethoven – kein aus
            Berufsmusikern bestehendes Konzertorchester. Der Bedarf an Aufführun-
            gen symphonischer Werke wurde durch ad hoc zusammengestellte, zu ei-
            nem großen Teil mit Dilettanten besetzte Ensembles gedeckt. Orchester,
            die ausschließlich aus Berufsmusikern bestanden, gab es nur in den Thea-
            tern. Der naheliegende Gedanke, mit einem dieser Klangkörper zu konzer-
            tieren, wurde bereits Ende des 18. Jahrhunderts realisiert: Wolfgang Ama-
            deus Mozart verpflichtete 1785 das Orchester des Hofburgtheaters für sechs
            Konzerte. Auch Ludwig van Beethoven engagierte im Jahr 1800 für ein
            Konzert, bei dem er seine Erste Symphonie zur Uraufführung brachte, die-
            ses Ensemble. Aus dem Orchester des Hofburgtheaters ging jenes der Hof-
            oper hervor, und dieses wiederum spielte am 7. Mai 1824 die Uraufführung
            von Beethovens Neunter Symphonie in Gegenwart des tauben Meisters.
                 Im Jahre 1841 wurde Otto Nicolai, später weltberühmter Komponist
            der Oper Die lustigen Weiber von Windsor, als Kapellmeister an die Hof-
            oper berufen. Gedrängt von führenden Persönlichkeiten aus dem Musikle-
            ben Wiens, griff er die Idee auf, mit dem Opernorchester zu konzertieren,
            und dirigierte am 28. März 1842 ein „großes Concert“, das vom „sämmt-
            lichen Orchester-Personal des k. k. Hof-Operntheaters“ veranstaltet wur-
            de und zu Recht als Geburtsstunde der Wiener Philharmoniker betrachtet


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