Page 72 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju

Als Alternativ-Project wurde hier „Ein Palast [...] von hervorragender
Schönheit und gleichfalls von praktischem Werthe“ propagiert, der ebenso
„ein Asyl für die obdachlosen Museen Wiens“ sein könnte wie

ein gesellschaftlicher Vereinigungspunkt, der ja der Wienerstadt
heute noch fehlt. Ein Concertsaal, groß und geräumig, der Ausstel-
lungszwecken ebenso dienen kann, wie Musikaufführungen und
Faschingsveranstaltungen großen Styls.

Und im Sommer sollte „das Dach mittelst hydraulischen Drucks geho-
ben und ähnlich der Pariser ,Alhambra‘ ein Restaurationsgarten auf dem
Dache errichtet werden.“ Dem diesen Plan ins Werk setzenden Verein
müßte selbstverständlich „der Bürgermeister von Wien“ vorstehen.2

Es gab noch einen dritten Plan:

ein Bauproject, welches die Schaffung von drei großen Avenuen
und die Anlage eines Forums an Stelle der Franz Josefs=Kaserne
bezweckt. Von der Reichsbrücke bis zum Tegetthofmonument ist
die eine Avenue gedacht, vom Praterstern bis zur Ferdinandsbrü-
cke die zweite und von hier in gerader Linie bis zum Stefansplatz
die dritte, die, Via Austria‘. Das Stubenviertel aber soll mit einem
großen Monumentalbau, der Ausstellungszwecken zu dienen hät-
te, geschmückt werden.3

Auch die „Wiener Abendpost“ vom 21. März berichtete noch von der
geplanten „Ruhmeshalle“ „zur Verewigung der denkwürdigen Thätigkeit
des Kaisers“,4 dann wurde es merkwürdig still um diesen Plan. Anstelle
dessen beschloß der Salzburger Landtag im Jänner 1895, zum „Kaiserju-
biläum eine Erziehungsanstalt für taubstumme und blinde Kinder zu er-
richten“,5 und der Salzburger Katholikentag befand, „die schönste Gabe
für das Kaiserjubiläum wäre die Verwirklichung des kaiserlichen Wahl-
spruches unter Beiseitelassung kleinlicher Differenzen zwischen den Nati-
onalitäten.“6 Der Wahlspruch lautete bekanntlich „viribus unitis“, mit ver-
einten Kräften.

2 Neues Wiener Journal, Nr. 106, 9. Februar 1894, S. 2.
3 Ebenda, S. 2f. Siehe auch Neue Freie Presse Nr. 10580, 6. Februar 1894, S. 4.
4 Wiener Abendpost. Beilage zur Wiener Zeitung Nr. 66, 21. März 1894, S. 1.
5 Volksblatt für Stadt und Land Nr. 4, 24. Jänner 1895, S. 3.
6 Neues Wiener Journal, Nr. 1026, 2. September 1896, S. 8.

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