Page 75 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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die wiener volksoper als „nationale spielstätte“
hochherzigen Kaisers gemäß, der Dank der Bevölkerung in Wohlt-
hätigkeitsacten seinen Ausdruck finden.
Mit dem Näherrücken des bedeutungsvollen Tages mehren sich
auch die Nachrichten über die Veranstaltungen und Vorkehrungen.
– Das „entsetzliche Ereigniß“ war die Ermordnung von Kaiserin Elisabeth
in Genf.
Danach wird unter dem Titel „Die Illumination in Wien“ berichtet,
daß am „2. December [...] das neue Rathhaus, sämmtliche städtische Ge-
bäude sowie auch die Votivkirche, letztere, wie wir hören, bengalisch be-
leuchtet werden.“ Und weiter:
Dem Beispiele der Commune folgend, haben sich bereits in den 19
Bezirken Comités gebildet, welche mittelst Kundmachung ihre Mit-
bürger auffordern, trotz der herrschenden Landestrauer den dyna-
stischen Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit für den Kaiser
durch reichliche Beflaggung und Beleuchtung der Häuser Aus-
druck zu geben. Die Beflaggung soll ohne Trauerabzeichen in der
Weise durchgeführt werden, daß die Häuser den ganzen Tag über
geschmückt bleiben. Die Beleuchtung der Fenster und Geschäfts-
auslagen soll in den Abendstunden zwischen 6 bis 10 Uhr erfolgen.16
Am Samstag, dem 10. December 1898, wurde dann das „Kaiser=Jubi-
läums=Stadttheater“ mit der „feierlichen Schlußsteinlegung“17 eröffnet. Es
hatte „1855 Sitzplätze, die sich auf Parquet und Parterre, 40 Logen, Balcon,
erster und zweiter Rang vertheilen.“ Preise waren u. a.: „Ein Parterre= oder
Balconloge 12 fl., ein Orchesterfauteuil 2 fl. 50 kr., ein Parquetsitz 1. bis 5.
Reihe 2 fl., ein Parterresitz 1. Reihe 1fl. 60 kr., ein Parterresitz 11. bis 17. Rei-
he 60kr., ein zweiter Rangsitz 9. bis 14. Reihe 30 kr.“ Und jetzt folgen in-
teressante Zusätze, die ein spezielles Gerechtigkeitsgefühl verraten: Beim
Vorkauf wird ein kleiner Zuschlag eingehoben. Die Garderobegebühr be-
trägt 10 kr. für jeden Sitz von 1 fl. aufwärts, 5 kr. für jeden Sitz unter 1 fl.“18
– Der Bühnenvorhang zeigte ein „farbenprächtiges Bild“, das „den Einzug
der deutschen Dichtkunst versinnbildlichen soll“. Die Zeitung „Das Vater-
land“ kommentierte das so: „Die Germanengestalten auf dem Bilde sind
wohl eine kleine Concession an den bekanntlich ,stramm=deutschnatio-
nalen‘ Charakter eines Theiles der Vertreter von Währing“. Und dement-
16 Neues Wiener Journal, Nr. 1833, 29. November 1898, S. 2
17 Das Vaterland Nr. 341, 11. December 1898, S. 10.
18 Das Vaterland Nr. 335, 5. December 1898, S. 3.
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hochherzigen Kaisers gemäß, der Dank der Bevölkerung in Wohlt-
hätigkeitsacten seinen Ausdruck finden.
Mit dem Näherrücken des bedeutungsvollen Tages mehren sich
auch die Nachrichten über die Veranstaltungen und Vorkehrungen.
– Das „entsetzliche Ereigniß“ war die Ermordnung von Kaiserin Elisabeth
in Genf.
Danach wird unter dem Titel „Die Illumination in Wien“ berichtet,
daß am „2. December [...] das neue Rathhaus, sämmtliche städtische Ge-
bäude sowie auch die Votivkirche, letztere, wie wir hören, bengalisch be-
leuchtet werden.“ Und weiter:
Dem Beispiele der Commune folgend, haben sich bereits in den 19
Bezirken Comités gebildet, welche mittelst Kundmachung ihre Mit-
bürger auffordern, trotz der herrschenden Landestrauer den dyna-
stischen Gefühlen der Treue und Anhänglichkeit für den Kaiser
durch reichliche Beflaggung und Beleuchtung der Häuser Aus-
druck zu geben. Die Beflaggung soll ohne Trauerabzeichen in der
Weise durchgeführt werden, daß die Häuser den ganzen Tag über
geschmückt bleiben. Die Beleuchtung der Fenster und Geschäfts-
auslagen soll in den Abendstunden zwischen 6 bis 10 Uhr erfolgen.16
Am Samstag, dem 10. December 1898, wurde dann das „Kaiser=Jubi-
läums=Stadttheater“ mit der „feierlichen Schlußsteinlegung“17 eröffnet. Es
hatte „1855 Sitzplätze, die sich auf Parquet und Parterre, 40 Logen, Balcon,
erster und zweiter Rang vertheilen.“ Preise waren u. a.: „Ein Parterre= oder
Balconloge 12 fl., ein Orchesterfauteuil 2 fl. 50 kr., ein Parquetsitz 1. bis 5.
Reihe 2 fl., ein Parterresitz 1. Reihe 1fl. 60 kr., ein Parterresitz 11. bis 17. Rei-
he 60kr., ein zweiter Rangsitz 9. bis 14. Reihe 30 kr.“ Und jetzt folgen in-
teressante Zusätze, die ein spezielles Gerechtigkeitsgefühl verraten: Beim
Vorkauf wird ein kleiner Zuschlag eingehoben. Die Garderobegebühr be-
trägt 10 kr. für jeden Sitz von 1 fl. aufwärts, 5 kr. für jeden Sitz unter 1 fl.“18
– Der Bühnenvorhang zeigte ein „farbenprächtiges Bild“, das „den Einzug
der deutschen Dichtkunst versinnbildlichen soll“. Die Zeitung „Das Vater-
land“ kommentierte das so: „Die Germanengestalten auf dem Bilde sind
wohl eine kleine Concession an den bekanntlich ,stramm=deutschnatio-
nalen‘ Charakter eines Theiles der Vertreter von Währing“. Und dement-
16 Neues Wiener Journal, Nr. 1833, 29. November 1898, S. 2
17 Das Vaterland Nr. 341, 11. December 1898, S. 10.
18 Das Vaterland Nr. 335, 5. December 1898, S. 3.
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