Page 74 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
Ähnlich nationalistische, wenn auch nicht antisemitische Töne verneh-
men wir 1897 auch in Bezug auf ein anderes Projekt: den im Frühjahr 1897
in Bozen begonnenen Bau der monumentalen „Herz Jesu=Anbetungskir-
che“, die als das „schönste und erhabenste Werk zum Kaiserjubiläum“11 be-
zeichnet wurde. Und speziell wurde darauf hingewiesen, daß man die Kir-
che „nach alten edlen Vorbildern romanischer Bauweise in deutschen und
österreichischen Landen“ in Bozen errichte, dem „Centralpunct im deut-
schen Südtirol“.
Der „Kaiserjubiläums-Stadttheater-Verein“ genehmigte dann in sei-
ner Generalversammlung vom 2. August 1897 die ihm von der Gemeinde
Wien auferlegten Bedingungen und verankerte diese in seinen Statuten,12
weiters legte er „Antheilscheine“ auf, um das „restliche Capital“ zu be-
schaffen, und berief den späteren „Director“, „Herrn [Adam] Müller-Gut-
tenbrunn“, als literarischen Beirath“ in den Ausschuß. Das Grundstück
„an der ehemaligen Währingerlinie“ war von der Gemeinde Wien für den
Bau des Theaters gewidmet worden.13 – Am 11. November 1897 fand dann
„die erste Sitzung des durch die Gemeinderäthe der Stadt Wien vervoll-
ständigten Ausschusses statt“14, inzwischen ging der Bau schnell vonstat-
ten, bereits am 14. Juli 1898 wurde „die Ausschreibung der Dachdecker-
arbeiten beschlossen“,15 und am 29. November 1898 berichtete das „Neue
Wiener Journal“:
Das Kaiserjubiläum.
Immer näher rückt der Tag, an welchem Wien, ganz Oesterreich,
und mit uns auch das civilisirte Ausland seiner ehrfurchtsvollen
Huldigung und Sympathie für den erhabenen Herrscher, der Habs-
burgs Thron seit einem halben Jahrhundert glorreich innehat, fei-
erlichen Ausdruck geben wird. Sind durch das entsetzliche Ereigniß
vom 10. September auch alle glanzvollen Feste unmöglich gewor-
den, so wird sich die Huldigung darum nicht minder aufrichtig,
nicht minder herzlich für den vielgeprüften Monarchen gestalten.
Und nicht zum Mindesten wird, den edlen Intentionen unseres
11 Das Vaterland. Beilage zu Nr. 165, 17. Juni 1897, S. 9.
12 Neues Wiener Journal Nr. 1396, 11. September 1897, S. 6.
13 Wiener Salonblatt Nr. 39, 26. September 1897, S. 14f. Das Vaterland Nr. 265 vom 25.
September 1897, S. 6, sowie das Neue Wiener Journal vom selben Tag (Nr. 1410, S. 7)
bezeichneten Müller=Guttenbrunn bereits als „Director“.
14 Reichspost Nr. 261, 14. November 1897, S. 7.
15 Wiener Neueste Nachrichten, Nr. 28, 18. Juli 1898, S. 6.
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Ähnlich nationalistische, wenn auch nicht antisemitische Töne verneh-
men wir 1897 auch in Bezug auf ein anderes Projekt: den im Frühjahr 1897
in Bozen begonnenen Bau der monumentalen „Herz Jesu=Anbetungskir-
che“, die als das „schönste und erhabenste Werk zum Kaiserjubiläum“11 be-
zeichnet wurde. Und speziell wurde darauf hingewiesen, daß man die Kir-
che „nach alten edlen Vorbildern romanischer Bauweise in deutschen und
österreichischen Landen“ in Bozen errichte, dem „Centralpunct im deut-
schen Südtirol“.
Der „Kaiserjubiläums-Stadttheater-Verein“ genehmigte dann in sei-
ner Generalversammlung vom 2. August 1897 die ihm von der Gemeinde
Wien auferlegten Bedingungen und verankerte diese in seinen Statuten,12
weiters legte er „Antheilscheine“ auf, um das „restliche Capital“ zu be-
schaffen, und berief den späteren „Director“, „Herrn [Adam] Müller-Gut-
tenbrunn“, als literarischen Beirath“ in den Ausschuß. Das Grundstück
„an der ehemaligen Währingerlinie“ war von der Gemeinde Wien für den
Bau des Theaters gewidmet worden.13 – Am 11. November 1897 fand dann
„die erste Sitzung des durch die Gemeinderäthe der Stadt Wien vervoll-
ständigten Ausschusses statt“14, inzwischen ging der Bau schnell vonstat-
ten, bereits am 14. Juli 1898 wurde „die Ausschreibung der Dachdecker-
arbeiten beschlossen“,15 und am 29. November 1898 berichtete das „Neue
Wiener Journal“:
Das Kaiserjubiläum.
Immer näher rückt der Tag, an welchem Wien, ganz Oesterreich,
und mit uns auch das civilisirte Ausland seiner ehrfurchtsvollen
Huldigung und Sympathie für den erhabenen Herrscher, der Habs-
burgs Thron seit einem halben Jahrhundert glorreich innehat, fei-
erlichen Ausdruck geben wird. Sind durch das entsetzliche Ereigniß
vom 10. September auch alle glanzvollen Feste unmöglich gewor-
den, so wird sich die Huldigung darum nicht minder aufrichtig,
nicht minder herzlich für den vielgeprüften Monarchen gestalten.
Und nicht zum Mindesten wird, den edlen Intentionen unseres
11 Das Vaterland. Beilage zu Nr. 165, 17. Juni 1897, S. 9.
12 Neues Wiener Journal Nr. 1396, 11. September 1897, S. 6.
13 Wiener Salonblatt Nr. 39, 26. September 1897, S. 14f. Das Vaterland Nr. 265 vom 25.
September 1897, S. 6, sowie das Neue Wiener Journal vom selben Tag (Nr. 1410, S. 7)
bezeichneten Müller=Guttenbrunn bereits als „Director“.
14 Reichspost Nr. 261, 14. November 1897, S. 7.
15 Wiener Neueste Nachrichten, Nr. 28, 18. Juli 1898, S. 6.
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