Page 45 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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das landeskonservator ium der musik zu leipzig
öffentlichen Unterricht in Dresden in einem ausführlichen Brief Einspruch
und forderte unter ausführlicher Darlegung des Stiftungsvermögens ei-
nen staatlichen Zuschuss für das eigene Haus.11 Das Leipziger Tageblatt und
Handels-Zeitung meldete am Mittwoch, den 16. März 1921:
Wie von Regierungsseite aus mitgeteilt wird, plant die sächsische
Regierung, das Konservatorium und die Frauenberufsschule in
Leipzig auf den Staat zu übernehmen.12
Doch trotz einer Neustrukturierung des Leipziger Konservatori-
ums mit einer neuen Verfassung am 1. April 1921 verschlimmer-
te sich die Lage weiter.13 Im Jahre 1922 wurde das Unterrichtsgeld um
300 % erhöht, gleichzeitig verhandelte das Kuratorium ernsthaft über die
Auflösung des Konservatoriums.
Wie verzweifelt die Lage sich darstellte, geht aus Beiträgen im 1. März-
heft 1922 der Zeitschrift für Musik hervor, erschienen in Leipzig am Sonn-
abend, den 4. März, unter dem Hauptschriftleiter Dr. Alfred Heuß. Ein-
gangs philosophiert Franciscus Nagler hier über Messe und Musik, über
die kirchenmusikalische Gattung und den Markt (wirtschaftlichen Han-
del) in ihrem historischen Zusammenhang, um zu den Messeteilen Kyrie,
Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei aktuelle Texte im Tenor fle-
hender Bitten zu formulieren:
Erbarmen! Erbarmen! Die musikalische Not unseres Volkes ist
groß. Es schreit nach Brot, und man bietet ihm Steine. Der Gas-
senhauer triumphiert. Die Masse trottelt fremden Schelmen nach.
Mengen von Gebildeten hinterher. Vox populio – foxtrott! […] Wir
glauben an die unvergängliche Kraft deutscher Musik.14
In einem „Aufruf zur Hilfeleistung für das Konservatorium für Musik
zu Leipzig“ beklagt Stephan Krehl, dass die Bezüge der Konservatoriums-
lehrer nicht einmal die Höhe der Proletariergehälter erreichten.15 Leiden-
11 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1920: „Konservatorium der Musik zu Leipzig /
An das Ministerium des Kultur und öffentlichen Unterrichts Dresden / Leipzig, den
12. März 1920“.
12 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1921: „Leipziger Tageblatt und Handels-Zei-
tung. Zweite Abend-Ausgabe 115. Jahrgang. 1921. Mittwoch, den 16. März. Geplan-
te Verstaatlichung des Konservatoriums und der Frauenberufsschule in Leipzig“.
13 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1921: „Leipzig, den 23. März 1921. Ankündi-
gung einer neuen Verfassung, Handzettel für Lehrer und Lehrerinnen“.
14 Franciscus Nagler, „Messe und Musik“, Zeitschrift für Musik 89 (1922): 97–99.
15 Zeitschrift für Musik 89 (1922): 100.
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öffentlichen Unterricht in Dresden in einem ausführlichen Brief Einspruch
und forderte unter ausführlicher Darlegung des Stiftungsvermögens ei-
nen staatlichen Zuschuss für das eigene Haus.11 Das Leipziger Tageblatt und
Handels-Zeitung meldete am Mittwoch, den 16. März 1921:
Wie von Regierungsseite aus mitgeteilt wird, plant die sächsische
Regierung, das Konservatorium und die Frauenberufsschule in
Leipzig auf den Staat zu übernehmen.12
Doch trotz einer Neustrukturierung des Leipziger Konservatori-
ums mit einer neuen Verfassung am 1. April 1921 verschlimmer-
te sich die Lage weiter.13 Im Jahre 1922 wurde das Unterrichtsgeld um
300 % erhöht, gleichzeitig verhandelte das Kuratorium ernsthaft über die
Auflösung des Konservatoriums.
Wie verzweifelt die Lage sich darstellte, geht aus Beiträgen im 1. März-
heft 1922 der Zeitschrift für Musik hervor, erschienen in Leipzig am Sonn-
abend, den 4. März, unter dem Hauptschriftleiter Dr. Alfred Heuß. Ein-
gangs philosophiert Franciscus Nagler hier über Messe und Musik, über
die kirchenmusikalische Gattung und den Markt (wirtschaftlichen Han-
del) in ihrem historischen Zusammenhang, um zu den Messeteilen Kyrie,
Gloria, Credo, Sanctus, Benedictus, Agnus Dei aktuelle Texte im Tenor fle-
hender Bitten zu formulieren:
Erbarmen! Erbarmen! Die musikalische Not unseres Volkes ist
groß. Es schreit nach Brot, und man bietet ihm Steine. Der Gas-
senhauer triumphiert. Die Masse trottelt fremden Schelmen nach.
Mengen von Gebildeten hinterher. Vox populio – foxtrott! […] Wir
glauben an die unvergängliche Kraft deutscher Musik.14
In einem „Aufruf zur Hilfeleistung für das Konservatorium für Musik
zu Leipzig“ beklagt Stephan Krehl, dass die Bezüge der Konservatoriums-
lehrer nicht einmal die Höhe der Proletariergehälter erreichten.15 Leiden-
11 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1920: „Konservatorium der Musik zu Leipzig /
An das Ministerium des Kultur und öffentlichen Unterrichts Dresden / Leipzig, den
12. März 1920“.
12 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1921: „Leipziger Tageblatt und Handels-Zei-
tung. Zweite Abend-Ausgabe 115. Jahrgang. 1921. Mittwoch, den 16. März. Geplan-
te Verstaatlichung des Konservatoriums und der Frauenberufsschule in Leipzig“.
13 Hochschule Leipzig Archiv, HfM Jg. 1921: „Leipzig, den 23. März 1921. Ankündi-
gung einer neuen Verfassung, Handzettel für Lehrer und Lehrerinnen“.
14 Franciscus Nagler, „Messe und Musik“, Zeitschrift für Musik 89 (1922): 97–99.
15 Zeitschrift für Musik 89 (1922): 100.
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