Page 30 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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opereta med obema svetovnima vojnama
dem 4. Streichquartett op. 37 (1936). Und er beeinflußte damit auch viele sei-
ner Schüler. Darauf wies Hanns Eisler in einem Gespräch mit Nathan No-
towicz hin:
Übrigens, das ist wenig bekannt, Schönbergs Lieblingsmusik war
zum Teil Wiener Lieder und auch Walzer von Johann Strauß.
Die Begeisterung, mit der er uns den Johann Strauß erklärte – er
hat übrigens einige Walzer auch bearbeitet – machte auf mich ei
nen außerordentlichen Eindruck. Meine Vorliebe für Wiener Mu
sik, aber auch andere Volksmusiken verdanke ich auch Schönberg.
Denn als junger Mann in der Schönbergschen Schule pflegte ich na
türlich diese Art von Musizieren von Heurigen-Liedern zu verach
ten. Erst Schönberg zeigte mir, was darin für Feinheiten sind.
Ich erinnere mich, wie er mir einmal erklärte, wie hübsch das soge
nannte Fiakerlied harmonisiert sei. Da es sich in solchem tonalen
Stück doch nur um einige Dreiklänge und deren Umkehrungen
handelt, muß man schon ein großer Geist sein, um darin die Fein
heiten zu sehen. Diese Art des Hörens scheint mir heute nicht so
leicht vorzukommen, nämlich, daß man in den einfachsten Ton
verbindungen Geschmack und Sicherheit beweist. Auch das konnte
man von Schönberg lernen.12
Das Fiakerlied stammt von Gustav Pick (1832–1921), entstand zum
100jährigen Bestehen der Fiakerzunft und ist dem Grabenfiaker gewidmet.
Es wurde erstmals am 24. Mai 1885 von dem bekannten Alexander Girar-
di im Prater gesungen und ist eines der berühmtesten Wiener Lieder. Sein
Refrain:
Mei Stolz is, i bin halt an echt’s Weaner Kind,
an Fiaker so wia man net alle Tag find’t,
und mei Bluat is so lüftig. so leicht wia da Wind,
i bin halt an echt’s Weaner Kind.
Schule (= Schriften des Wissenschaftszentrums Arnold Schönberg 7), Hrsg. Hartmut
Krones und Christian Meyer (Wien etc.: Böhlau, 2012), 29–56; Peter Andraschke,
„Der volkstümliche Herder: Ausblicke in die Moderne. Eine musikalische Doku-
mentation“, in Ideen und Ideale. Johann Gottfried Herder in Ost und West (= Rom
bach Wissenschaften. Reihe Litterae 103), Hrsg. Peter Andraschke und Helmut Loos
(Freiburg i. Br.: Rombach, 2002), 167–207, darin: „3. Ännchen von Tharau“, 186–203.
12 Nathan Notowicz, Wir reden hier nicht von Napoleon. Wir reden von Ihnen! Gesprä
che mit Hanns Eisler und Gerhart Eisler, Hrsg. Jürgen Elsner (Berlin/DDR: Verlag
Neue Musik, 1971), 47f.
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dem 4. Streichquartett op. 37 (1936). Und er beeinflußte damit auch viele sei-
ner Schüler. Darauf wies Hanns Eisler in einem Gespräch mit Nathan No-
towicz hin:
Übrigens, das ist wenig bekannt, Schönbergs Lieblingsmusik war
zum Teil Wiener Lieder und auch Walzer von Johann Strauß.
Die Begeisterung, mit der er uns den Johann Strauß erklärte – er
hat übrigens einige Walzer auch bearbeitet – machte auf mich ei
nen außerordentlichen Eindruck. Meine Vorliebe für Wiener Mu
sik, aber auch andere Volksmusiken verdanke ich auch Schönberg.
Denn als junger Mann in der Schönbergschen Schule pflegte ich na
türlich diese Art von Musizieren von Heurigen-Liedern zu verach
ten. Erst Schönberg zeigte mir, was darin für Feinheiten sind.
Ich erinnere mich, wie er mir einmal erklärte, wie hübsch das soge
nannte Fiakerlied harmonisiert sei. Da es sich in solchem tonalen
Stück doch nur um einige Dreiklänge und deren Umkehrungen
handelt, muß man schon ein großer Geist sein, um darin die Fein
heiten zu sehen. Diese Art des Hörens scheint mir heute nicht so
leicht vorzukommen, nämlich, daß man in den einfachsten Ton
verbindungen Geschmack und Sicherheit beweist. Auch das konnte
man von Schönberg lernen.12
Das Fiakerlied stammt von Gustav Pick (1832–1921), entstand zum
100jährigen Bestehen der Fiakerzunft und ist dem Grabenfiaker gewidmet.
Es wurde erstmals am 24. Mai 1885 von dem bekannten Alexander Girar-
di im Prater gesungen und ist eines der berühmtesten Wiener Lieder. Sein
Refrain:
Mei Stolz is, i bin halt an echt’s Weaner Kind,
an Fiaker so wia man net alle Tag find’t,
und mei Bluat is so lüftig. so leicht wia da Wind,
i bin halt an echt’s Weaner Kind.
Schule (= Schriften des Wissenschaftszentrums Arnold Schönberg 7), Hrsg. Hartmut
Krones und Christian Meyer (Wien etc.: Böhlau, 2012), 29–56; Peter Andraschke,
„Der volkstümliche Herder: Ausblicke in die Moderne. Eine musikalische Doku-
mentation“, in Ideen und Ideale. Johann Gottfried Herder in Ost und West (= Rom
bach Wissenschaften. Reihe Litterae 103), Hrsg. Peter Andraschke und Helmut Loos
(Freiburg i. Br.: Rombach, 2002), 167–207, darin: „3. Ännchen von Tharau“, 186–203.
12 Nathan Notowicz, Wir reden hier nicht von Napoleon. Wir reden von Ihnen! Gesprä
che mit Hanns Eisler und Gerhart Eisler, Hrsg. Jürgen Elsner (Berlin/DDR: Verlag
Neue Musik, 1971), 47f.
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