Page 34 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2021. Opereta med obema svetovnima vojnama ▪︎ Operetta between the Two World Wars. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 5
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opereta med obema svetovnima vojnama
Auch zu einer Operette ist ein ganzes Talent erforderlich, und [...]
bei Lehar finde ich diese vollkommene Uebereinstimmung zwischen
dem Gedanken und Ausdrucks=Weise und Form des Ausdrucks.
Eine gute Operette muss an sich ebenso vollendet sein, wie eine
gute Oper. Es ist möglich, daß auch die Operette einmal einen an
dern Weg gehen wird, aber jedenfalls ist Lehar unbekümmert den
seinen mit der vollendeten Sicherheit wahren Könnens gegangen.
Vielleicht zeigt sich das am deutlichsten in den Vorzeichen der neu
en Oper im Rahmen des musikalischen Theaters neue musikalische
Lebensbilder zu zeigen und eine neue Art von Humor.
Die österreichische Tageszeitung Neues Wiener Journal erschien von
1893 bis 31. Januar 1939. Sie verstand sich als unparteiisch und verfolgte kei-
ne klare politische Linie, war in der Grundtendenz antimarxistisch. Ihre
Offenheit für zionistische Fragen hing damit zusammen, daß ihre Grün-
der und Herausgeber Juden waren: Jakob Lippowitz (1865, Leipzig – Wien,
1934 durch Freitod) und Oscar Loewenstein (1868, Danzig – 1939, Lon-
don), der bis in die 1930er Jahre Chefredakteur war und 1939 mit seiner
Frau nach England floh. Bekannte Mitarbeiter waren z. B. Egon Friedell
und Hermann Bahr, der von 1916–1933 regelmäßig am Samstag seine Ko-
lumne Tagebuch veröffentlichte. Nach dem Anschluß Österreichs vom 13.
März 1938 wurde die Zeitung „arisiert“.
Die Antwort Schönbergs auf die Anfrage ist, falls er sie abgeliefert
hat, nicht erschienen. In der Ausgabe vom 30. April findet sich auf den Sei-
ten 4 und 5 einige Lehár gewidmete Spalten, und ins Auge fällt eine große
Anzeige, die die Geschäftstüchtigkeit des Komponisten zeigt. Sie ist über-
schrieben mit Eine Lehár Ehrung, darunter ist eine große Abbildung des
Geschenks – ein Ständer mit drei Flacons und der Erklärung: „Eine Wid
mung der über 220 Jahre alten Kölnischwasserfabrik ‚Farina Gegenüber‘ ih
rem treuen Anhänger Franz Lehár zum 60. Geburtstag“. Der als „Meister
Lehár“ Titulierte dankte ausführlich und schloß:
[…] Wenn ich den heutigen Tag in voller Frische und Lebensfreu
de begehen kann, so danke ich dies nicht zuletzt auch Ihrem unver
gleichlichen ‚Farina Gegenüber‘ Kölnischwasser.
Wichtiger ist der Artikel von Dr. Fritz Löhner-Beda: Lehar nimmt Stel
lung. Zu seinem 60. Geburtstag, in dem es um die Oper, den Jazz und den
Tonfilm geht. Anton Freiherr v. Lehár titelte seinen Beitrag auf den Seite 5
und 6 Unsere Mutter. Meinem Bruder Franz zum 60. Geburtstag gewidmet.
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Auch zu einer Operette ist ein ganzes Talent erforderlich, und [...]
bei Lehar finde ich diese vollkommene Uebereinstimmung zwischen
dem Gedanken und Ausdrucks=Weise und Form des Ausdrucks.
Eine gute Operette muss an sich ebenso vollendet sein, wie eine
gute Oper. Es ist möglich, daß auch die Operette einmal einen an
dern Weg gehen wird, aber jedenfalls ist Lehar unbekümmert den
seinen mit der vollendeten Sicherheit wahren Könnens gegangen.
Vielleicht zeigt sich das am deutlichsten in den Vorzeichen der neu
en Oper im Rahmen des musikalischen Theaters neue musikalische
Lebensbilder zu zeigen und eine neue Art von Humor.
Die österreichische Tageszeitung Neues Wiener Journal erschien von
1893 bis 31. Januar 1939. Sie verstand sich als unparteiisch und verfolgte kei-
ne klare politische Linie, war in der Grundtendenz antimarxistisch. Ihre
Offenheit für zionistische Fragen hing damit zusammen, daß ihre Grün-
der und Herausgeber Juden waren: Jakob Lippowitz (1865, Leipzig – Wien,
1934 durch Freitod) und Oscar Loewenstein (1868, Danzig – 1939, Lon-
don), der bis in die 1930er Jahre Chefredakteur war und 1939 mit seiner
Frau nach England floh. Bekannte Mitarbeiter waren z. B. Egon Friedell
und Hermann Bahr, der von 1916–1933 regelmäßig am Samstag seine Ko-
lumne Tagebuch veröffentlichte. Nach dem Anschluß Österreichs vom 13.
März 1938 wurde die Zeitung „arisiert“.
Die Antwort Schönbergs auf die Anfrage ist, falls er sie abgeliefert
hat, nicht erschienen. In der Ausgabe vom 30. April findet sich auf den Sei-
ten 4 und 5 einige Lehár gewidmete Spalten, und ins Auge fällt eine große
Anzeige, die die Geschäftstüchtigkeit des Komponisten zeigt. Sie ist über-
schrieben mit Eine Lehár Ehrung, darunter ist eine große Abbildung des
Geschenks – ein Ständer mit drei Flacons und der Erklärung: „Eine Wid
mung der über 220 Jahre alten Kölnischwasserfabrik ‚Farina Gegenüber‘ ih
rem treuen Anhänger Franz Lehár zum 60. Geburtstag“. Der als „Meister
Lehár“ Titulierte dankte ausführlich und schloß:
[…] Wenn ich den heutigen Tag in voller Frische und Lebensfreu
de begehen kann, so danke ich dies nicht zuletzt auch Ihrem unver
gleichlichen ‚Farina Gegenüber‘ Kölnischwasser.
Wichtiger ist der Artikel von Dr. Fritz Löhner-Beda: Lehar nimmt Stel
lung. Zu seinem 60. Geburtstag, in dem es um die Oper, den Jazz und den
Tonfilm geht. Anton Freiherr v. Lehár titelte seinen Beitrag auf den Seite 5
und 6 Unsere Mutter. Meinem Bruder Franz zum 60. Geburtstag gewidmet.
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