Page 72 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo
it ersten Männergesangverein gegründet und für die gesamte Bewegung
richtungsweisend gewirkt hat. Wie rasant sich die Männerchorlitera-
tur verbreitet hat, zeigt die Anzahl verzeichneter Musikalien für und mit
Männerchorbesetzung:
1829–1840 – 84 (jährlich etwa 7) 1891 – 677
1841–1850 – 239 (jährlich etwa 24) 1892 – 606
1851–1860 – 297 (jährlich etwa 30) 1893 – 510
1861–1870 – 717 (jährlich etwa 72) 1894 – 666
1871–1875 – 469 (jährlich etwa 94) 1895 – 621
1876–1880 – 880 (jährlich etwa 176) 1896 – 780
1881–1883 – 633 (jährlich etwa 211) 1897 – 771
1884–1886 – 837 (jährlich etwa 279) 1898 – 762
1887–1888 – 913 (jährlich etwa 457) 1899 – 736
1889–1890 – 944 (jährlich etwa 472) 1900 – 646
Insgesamt ergibt dies folgende Zahlen:
1829–1840 – 84
1841–1850 – 239
1851–1860 – 297
1861–1870 – 717
1871–1880 –1349
1881–1890 –3327
1891–1900 – 6775
Zurück zur Musik: Die genannten Beispiele zeigen gut, wie sich in
konkreten historischen Situationen weltanschauliche Grundpositionen
vermischen und changieren. Dem Anliegen des Männerchorwesens kam
dies entgegen und wurde bewusst gefördert: Der nationale Einheitsgedan-
ke sollte alle Differenzen überstrahlen. Die homogene Nation duldete keine
Begrenzungen nach sozialem Stand, entsprechend gab es im 1862 gegrün-
deten Deutschen Sängerbund keine ausdrücklichen Zugangsvoraussetzun-
gen (abgesehen von finanzieller Bonität), erst später entstanden der Deut-
sche Arbeiter-Sängerbund (1877) sowie Zusammenschlüsse konfessioneller
(1868 bzw. 1883) und akademischer Gesangvereine (Mitte der 1870er Jahre).
Dies hängt mit der veränderten Lage nach Gründung des Deutschen Rei-
ches zusammen. Der Deutsche Sängerbund war besonders betroffen, mu-
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it ersten Männergesangverein gegründet und für die gesamte Bewegung
richtungsweisend gewirkt hat. Wie rasant sich die Männerchorlitera-
tur verbreitet hat, zeigt die Anzahl verzeichneter Musikalien für und mit
Männerchorbesetzung:
1829–1840 – 84 (jährlich etwa 7) 1891 – 677
1841–1850 – 239 (jährlich etwa 24) 1892 – 606
1851–1860 – 297 (jährlich etwa 30) 1893 – 510
1861–1870 – 717 (jährlich etwa 72) 1894 – 666
1871–1875 – 469 (jährlich etwa 94) 1895 – 621
1876–1880 – 880 (jährlich etwa 176) 1896 – 780
1881–1883 – 633 (jährlich etwa 211) 1897 – 771
1884–1886 – 837 (jährlich etwa 279) 1898 – 762
1887–1888 – 913 (jährlich etwa 457) 1899 – 736
1889–1890 – 944 (jährlich etwa 472) 1900 – 646
Insgesamt ergibt dies folgende Zahlen:
1829–1840 – 84
1841–1850 – 239
1851–1860 – 297
1861–1870 – 717
1871–1880 –1349
1881–1890 –3327
1891–1900 – 6775
Zurück zur Musik: Die genannten Beispiele zeigen gut, wie sich in
konkreten historischen Situationen weltanschauliche Grundpositionen
vermischen und changieren. Dem Anliegen des Männerchorwesens kam
dies entgegen und wurde bewusst gefördert: Der nationale Einheitsgedan-
ke sollte alle Differenzen überstrahlen. Die homogene Nation duldete keine
Begrenzungen nach sozialem Stand, entsprechend gab es im 1862 gegrün-
deten Deutschen Sängerbund keine ausdrücklichen Zugangsvoraussetzun-
gen (abgesehen von finanzieller Bonität), erst später entstanden der Deut-
sche Arbeiter-Sängerbund (1877) sowie Zusammenschlüsse konfessioneller
(1868 bzw. 1883) und akademischer Gesangvereine (Mitte der 1870er Jahre).
Dies hängt mit der veränderten Lage nach Gründung des Deutschen Rei-
ches zusammen. Der Deutsche Sängerbund war besonders betroffen, mu-
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