Page 82 - Weiss, Jernej, ur./ed. 2023. Glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo ▪︎ Music societies in the long 19th century: Between amateur and professional culture. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 6
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glasbena društva v dolgem 19. stoletju: med ljubiteljsko in profesionalno kulturo

konstituieren. Bereits im Jahre 1836 zählte der Verein mehr als 100 Mitglie-
der, die unter Ruckgabers Leitung aktiv musizierten. Zwischen 1834 und
1838 veranstaltete man eine Reihe von Konzerten mit symphonischer Musik
und mit Vokalmusik, die in der deutschsprachigen Lemberger Zeitschrift
Mnemosyne angekündigt und besprochen wurden. Die Bemühungen um
offizielle Anerkennung als Musikverein waren schließlich von Erfolg ge-
krönt: Das Statut des Musikvereins in Lemberg wurde in Wien vom Kaiser
am 14. August 1838 als „№ 21119/1537“ und vom „Dekret der Höchsten Hof-
kanzelei“ am 25. August 1838 anerkannt; der Verein war damit zugelassen.5
In dem Dekret wird die Arbeit des Vereins eingehend gewürdigt und die
persönliche Leistung von Johannes Ruckgaber anerkannt.

Die offizielle Registrierung des Galizischen Musikvereins erfolgte
1838: das „Statut des Musikvereins in Lemberg, genehmigt vom Obersten Ge­
richt Seiner Majestät am 14. August 1838 11 2119/1537 wurde mittels Dekret der
Kanzlei des Obersten Gerichts vom 25. August 1838“6 in Wien genehmigt. Im
selben Jahr wurde das Programm des Lemberger Musik-Vereines.7 vorberei-
tet. Etwas später wurde dieser Name um den Begriff Galizischer Musikver­
ein in Lemberg ergänzt.8

Der GMV setzte seine Tätigkeit die nächsten 100 Jahre fort, noch im
Zweiten Rzecz Pospolita 1919–1939, abgesehen von allen politischen und so-
zialen Erschütterungen, Änderungen und Kämpfen. Daher kann man den
GMV als soziokulturelles Phänomen betrachten, welches sich in seinen
vielfältigen Funktionen widerspiegelte. Die mannigfaltige Tätigkeit des
Vereines war besonders für die multinationale Gesellschaft des Landes Ga-
lizien bedeutsam.

Man erkennt wichtige Richtlinien der Tätigkeit des GMV und sei-
ner Funktionen in der soziokulturellen Infrastruktur Galiziens bzw. seiner

5 Mazepa und Mazepa, Der Weg zur Musikakademie, 29.
6 Das zentrale historische Staatsarchiv der Ukraine in Lviv [Tsentral'nyy Derzhavnyy

Istorychnyy Arkhiv Ukrayiny, U M. L'vovi], F. 146, W. 1, F. 665, B. 15–48-r, zit. nach:
Mazepa. Das soziokulturelle Phänomen, 117.
7 Gazeta Lwowska [Lemberger Zeitung], Dodatek nadzwyczajny, 8. Januar 1839, zit.
nach: Mazepa, Das soziokulturelle Phänomen, 117.
8 „Statuten des von S. MAJESTÄT laut Hohen Kanzleidekretes vom 25. August 1838
Z. 21119 / 1537, mittelst allerhöflicher Entschliessung vom 14. August 1838, geneh-
migten Musik-Vereins in Lemberg“, Das zentrale historische Staatsarchiv der Ukra-
ine in Lviv, F.  146, W. 4, F. 665, B. 35–48; „Ustawy Towarzystwa Muzycznego we
Lwowie zezwolonego Najwyższem postanowieniem Najjaśniejszego Pana z dnia 24.
Sierpnia r. 1838. do Nru 21119/ 1537, a dekretem Wysokiej Nadwornej Kancelaryi z
dnia 25. Sierpnia 1838“, we Lwowie, drukiem Piotra Pillera 1838, zit. nach: Mazepa,
Das soziokulturelle Phänomen, 117.

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