Page 201 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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leben und leiden der deutschen akademie für musik ...
terricht der Gründlichkeit und strenger technischer Arbeit, ohne die es keine große
Kunst gibt, nicht dienlich sind.18
Eindeutig positiv wird der Unterricht und der Ruf des Komponisten
und Rektors der Akademie, Fidelio Friedrich Finke, »eines Anhängers der
modernsten Kompositionsrichtungen«19 gewertet. So erfahren wir beispiels-
weise im Branbergers Bericht über die am 18. April und am 28. Mai 1925 statt-
gefundenen Inspektionen folgendes:
Einzig die Kompositionsabteilung kann sich im vollen Umfang mit unseren staatli-
chen Konservatorien messen. Es unterrichtet darin Fidelio Finke, ein Schüler von
unserem Vítězslav Novák, der ein vorzüglicher und strenger Pädagoge ist. In seiner
Klasse lernen die Schüler, auf moderne Weise zu komponieren. Die Ergebnisse sind
dementsprechend, der deutsche Kompositionsbetrieb wurde dank der Komposi
tionsschule der Akademie um einige Namen bereichert.20
Gelobt wird weiterhin die »gewissenhafte und künstlerisch bewusste
Lehrerin« Else Brömse-Schünemann, die »nach der Methode Stockhausens,
einer speziell deutschen, in Deutschland bisher geschätzten, ansonsten jedoch
schon recht veralteten Methode« Sologesang unterrichtet. »Sie erklärt gut
und ihr Verhalten in der Klasse ist lebhaft.«21 Von den Bläserpädagogen trat
der Klarinettist Willibald Jirtschak, ein Orchestermitglied des Neuen deut-
schen Theaters, der auch in tschechischen Konzerten zu hören war, hervor.
Dieser »unterrichtet Klarinette sehr feurig, schlägt den Takt aufs Pult, was für
den Unterricht an einer höheren Musikschule nicht passend ist. /…/ Seine Schü-
ler spielen Klarinette zwar scharf und hart, jedoch genau im Rhythmus und
musikalisch.«22 Branberger macht lediglich die Bemerkung: »Schade, dass er
immer noch auf deutsches System Klarinette unterrichtet.«23 Von den Klassen
für Streichinstrumente gibt es Beifall für Willy Schweyda, der später auch
eine Meisterklasse leitete und von dem Branberger schon 1923 schrieb, dass er
in die Fußtapfen von Marteau tritt und daher dem Standpunkt der von Ben
newitz, Fr. Ondříček und dem Böhmischen Quartett begründeten tschechischen
Violinschule nahe ist. Er unterrichtet jedoch auf eine seltsame Weise, spricht wenig,
18 Schrift Nr. 46352/26.
19 Fidelio Friedrich Finke (1891 Liberec/Reichenberg – 1968 Dresden), wurde für sein kompositori-
sches Werk zweimal mit dem Tschechoslowakischen Staatspreis für Musik ausgezeichnet (1928
und 1937).
20 Schrift Nr. 68958/25.
21 Schrift Nr. 46352/26.
22 Schrift Nr. 36580/23.
23 Schrift Nr. 71216/27.
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terricht der Gründlichkeit und strenger technischer Arbeit, ohne die es keine große
Kunst gibt, nicht dienlich sind.18
Eindeutig positiv wird der Unterricht und der Ruf des Komponisten
und Rektors der Akademie, Fidelio Friedrich Finke, »eines Anhängers der
modernsten Kompositionsrichtungen«19 gewertet. So erfahren wir beispiels-
weise im Branbergers Bericht über die am 18. April und am 28. Mai 1925 statt-
gefundenen Inspektionen folgendes:
Einzig die Kompositionsabteilung kann sich im vollen Umfang mit unseren staatli-
chen Konservatorien messen. Es unterrichtet darin Fidelio Finke, ein Schüler von
unserem Vítězslav Novák, der ein vorzüglicher und strenger Pädagoge ist. In seiner
Klasse lernen die Schüler, auf moderne Weise zu komponieren. Die Ergebnisse sind
dementsprechend, der deutsche Kompositionsbetrieb wurde dank der Komposi
tionsschule der Akademie um einige Namen bereichert.20
Gelobt wird weiterhin die »gewissenhafte und künstlerisch bewusste
Lehrerin« Else Brömse-Schünemann, die »nach der Methode Stockhausens,
einer speziell deutschen, in Deutschland bisher geschätzten, ansonsten jedoch
schon recht veralteten Methode« Sologesang unterrichtet. »Sie erklärt gut
und ihr Verhalten in der Klasse ist lebhaft.«21 Von den Bläserpädagogen trat
der Klarinettist Willibald Jirtschak, ein Orchestermitglied des Neuen deut-
schen Theaters, der auch in tschechischen Konzerten zu hören war, hervor.
Dieser »unterrichtet Klarinette sehr feurig, schlägt den Takt aufs Pult, was für
den Unterricht an einer höheren Musikschule nicht passend ist. /…/ Seine Schü-
ler spielen Klarinette zwar scharf und hart, jedoch genau im Rhythmus und
musikalisch.«22 Branberger macht lediglich die Bemerkung: »Schade, dass er
immer noch auf deutsches System Klarinette unterrichtet.«23 Von den Klassen
für Streichinstrumente gibt es Beifall für Willy Schweyda, der später auch
eine Meisterklasse leitete und von dem Branberger schon 1923 schrieb, dass er
in die Fußtapfen von Marteau tritt und daher dem Standpunkt der von Ben
newitz, Fr. Ondříček und dem Böhmischen Quartett begründeten tschechischen
Violinschule nahe ist. Er unterrichtet jedoch auf eine seltsame Weise, spricht wenig,
18 Schrift Nr. 46352/26.
19 Fidelio Friedrich Finke (1891 Liberec/Reichenberg – 1968 Dresden), wurde für sein kompositori-
sches Werk zweimal mit dem Tschechoslowakischen Staatspreis für Musik ausgezeichnet (1928
und 1937).
20 Schrift Nr. 68958/25.
21 Schrift Nr. 46352/26.
22 Schrift Nr. 36580/23.
23 Schrift Nr. 71216/27.
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