Page 196 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
P. 196
musica et artes

(zum Vergleich: 1920/21 waren es 192), davon fast 70 % aus den böhmischen
Ländern und 7 % aus der Slowakei. Die übrigen Studierenden kamen aus an-
deren europäischen Ländern, insbesondere aus Österreich (4,8 %), Deutsch-
land und Bulgarien (jeweils 4 %), Russland (3,5 %) oder Polen (2,6 %). Weniger
zahlreich waren Studenten aus Rumänien, Ungarn, Schweden, Großbritanni-
en, Jugoslawien7 und Bessarabien. Der Lehrkörper zählte damals 42 Mitglie-
der und man unterrichtete alle üblichen Fächer, ähnlich, wie auch am staat-
lichen tschechischen Konservatorium. Die meistbesetzten Fachrichtungen
waren Klavier und Violine, sowie auch die musikpädagogische Abteilung,
weiterhin dann Gesang, Komposition und Dirigieren, Schauspiel, Orgel, Flö-
te, Opernschule, Harfe und Klarinette. Alle übrigen Instrumente (Violon-
cello, Kontrabass, Posaune, Trompete, Waldhorn, Oboe, Schlagzeug, Saxo-
phon, Piccoloflöte und Fagott) verzeichnen jeweils weniger als 8 Schüler. Die
Meisterklassen fungierten zu Anfang lediglich für die Fächer Violine und
Komposition, später auch für Klavier. Das Ausbildungsspektrum ergänz-
ten elementare Musiklehre, Formen und Analyse, Musikgeschichte, Kunst-
und Kulturgeschichte, deutsche Sprache und Literatur, Ästhetik, Bürger-
kunde, Tschechisch, aber auch z.B. theoretische und praktische Dramaturgie
für Schauspieler, Religionsgeschichte, Orgelbau oder Französisch bzw. Italie-
nisch.8

Im Unterschied zu den Studenten des staatlichen Konservatoriums hat-
ten die Studierenden der Deutschen Musikakademie ein relativ hohes Schul-
geld zu zahlen, weitere Finanzen bezog die Akademie aus den Mitgliedsbei-
trägen ihres Vereins und aus Spenden, auch war sie bestrebt, etwas selbst zu
verdienen, dies vornehmlich durchs Veranstalten von Konzerten und Thea-
terauftritten (interne Musik- und Theaterabende, Absolventenkonzerte und
Konzerte für die Öffentlichkeit), und zwar sowohl in Prag, als auch insbe-
sondere in Nordböhmen, dem sog. Sudetenland (Děčín/Tetschen, Teplice/
Teplitz, Jablonec nad Nisou/Gablonz, Mimoň/Niemes, Česká Lípa/Böh-
misch Leipa, Ústí nad Labem/Aussig), ebenso jedoch beispielsweise in Nové
Město pod Smrkem/Neustadt an der Tafelfichte oder in Kladno – im Jah-
re 1930 realisierte die Akademie ca. dreißig solche Veranstaltungen. Ihr Pro-
gramm orientierte sich hauptsächlich auf die deutsch-österreichische, italie-

7 Aufgrund bisheriger Forschungen konnten wir in den Jahren 1920–1936 16 Studenten aus ver-
schiedenen Ortschaften des damaligen Jugoslawiens zählen; 3 von ihnen kamen aus Ljubljana, 1
aus Mostar, 1 aus Sarajewo, 1 aus Zagreb usw. Die Studienzeit der meisten fällt in die zwanziger
Jahre, insbesondere in deren Anfang, nur drei Studierende lassen sich für die erste Hälfte der drei-
ßiger Jahre nachweisen.

8 Vgl. u.a. das bereits zitierte Brömse, „Deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst
Prag“, in Lexikon zur deutschen Musikkultur. Böhmen, Mähren, Sudetenschlesien, Bd. 1, 284–287.

194
   191   192   193   194   195   196   197   198   199   200   201