Page 198 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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musica et artes
Witwen. Zu den bedeutendsten (einmaligen) Förderern gehörte z.B. August
Foerster, der bekannte Klavierhersteller aus Jiříkov/Georgswalde bei Rum-
burg, aber auch Graf Karl Buquoy, Finanzrat Julius Petschek aus Prag, Fürst
Emmanuel Collalto-San Salvatore, Fürst Alexander Thurn-Taxis, das Für-
stenpaar Johann und Therese Schwarzenberg, die Finanzanstalten Böhmi-
sche Sparkassa und Böhmische Union-Bank, das Prämonstratenserkloster in
Teplá/Tepl oder die Stadtämter von Karlovy Vary/Karlsbad, Chomutov/Ko-
motau und Trutnov/Trautenau.
Es ist offenbar, dass die Unterstützung und Mitgliedschaft in der die
Deutsche Musikakademie – »das einzige deutsche Musikkonservatorium des
Staates«10 – finanzierenden Organisation zur Ehrensache der deutschspra-
chigen Minderheit in der Tschechoslowakei, gleichzeitig aber auch zu ei-
nem der Züge der sich formierenden sudetendeutschen Identität, ähnlich,
wie im Falle der Brucknergemeinden und weiterer derartiger musikbezoge-
ner oder auch nichtmusikalischer Organisationen, geworden war.11 Trotz gro-
ßer finanzieller und räumlicher Probleme12 konnte die Auflösung der Schule
schließlich abgewendet werden, durch den Einsatz von Fidelio F. Finke und
dank dem Entgegenkommen des Ministeriums wurde eine neue Existenz-
form konzipiert – die Akademie sollte sich 1938 in eine staatliche Hochschu-
le verwandeln. Infolge der nazistischen Okkupation entwickelten sich die
Dinge »etwas« anders – die Akademie wurde im April 1940 als Hochschu-
linstitut für Musik in den Verbund der Deutschen Karls-Universität einge-
gliedert, wo sie mit verschiedenen Schwierigkeiten bis zum Anfang des Jah-
res 1945 überlebte. Ihre Finanzierung lief zuerst über die deutsche Botschaft,
dies allerdings mit vernichtenden Folgen. Aus den von Deutschland gewähr-
ten Geldern durften nämlich nur Personen bezahlt werden, die als »rassen-
rein« galten. Lehrer und Schüler jüdischer Herkunft wurden Repressalien
ausgesetzt, die für etliche von ihnen nach dem Berufsverbot in eine erzwun-
gene Emigration oder gar Deportation ins Konzentrationslager und physi-
sche Liquidation mündeten. Der Anschluss an die Prager Universität bedeu-
10 Festschrift Deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag, 11.
11 Vgl. beispielsweise den Aufruf »An alle deutschen Musikfreunde!« im Jahresbericht der Akademie
für die Schuljahre 1933/34 und 1934/35 (Prag, 1935), 3: »Die Deutsche Akademie für Musik und darstellen-
de Kunst in Prag ist als einzige deutsche Musikhochschule der Tschechoslowakischen Republik die berufenste
Hüterin eines der edelsten Volksgüter. Es ist daher Pflicht aller Deutschen, diese infolge Mangel von Geldmit-
teln schwer bedrohte Anstalt werktätig zu unterstützen.«
12 Die Klagen über den Mangel an Räumlichkeiten waren gewiss berechtigt und verständlich, aller-
dings war die diesbezügliche Situation des tschechischen Staatlichen Konservatoriums nicht viel
besser – es war fast während der gesamten Zwischenkriegszeit in den ungenügenden Räumlich-
keiten des Emmaus-Benediktinerklosters untergebracht.
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Witwen. Zu den bedeutendsten (einmaligen) Förderern gehörte z.B. August
Foerster, der bekannte Klavierhersteller aus Jiříkov/Georgswalde bei Rum-
burg, aber auch Graf Karl Buquoy, Finanzrat Julius Petschek aus Prag, Fürst
Emmanuel Collalto-San Salvatore, Fürst Alexander Thurn-Taxis, das Für-
stenpaar Johann und Therese Schwarzenberg, die Finanzanstalten Böhmi-
sche Sparkassa und Böhmische Union-Bank, das Prämonstratenserkloster in
Teplá/Tepl oder die Stadtämter von Karlovy Vary/Karlsbad, Chomutov/Ko-
motau und Trutnov/Trautenau.
Es ist offenbar, dass die Unterstützung und Mitgliedschaft in der die
Deutsche Musikakademie – »das einzige deutsche Musikkonservatorium des
Staates«10 – finanzierenden Organisation zur Ehrensache der deutschspra-
chigen Minderheit in der Tschechoslowakei, gleichzeitig aber auch zu ei-
nem der Züge der sich formierenden sudetendeutschen Identität, ähnlich,
wie im Falle der Brucknergemeinden und weiterer derartiger musikbezoge-
ner oder auch nichtmusikalischer Organisationen, geworden war.11 Trotz gro-
ßer finanzieller und räumlicher Probleme12 konnte die Auflösung der Schule
schließlich abgewendet werden, durch den Einsatz von Fidelio F. Finke und
dank dem Entgegenkommen des Ministeriums wurde eine neue Existenz-
form konzipiert – die Akademie sollte sich 1938 in eine staatliche Hochschu-
le verwandeln. Infolge der nazistischen Okkupation entwickelten sich die
Dinge »etwas« anders – die Akademie wurde im April 1940 als Hochschu-
linstitut für Musik in den Verbund der Deutschen Karls-Universität einge-
gliedert, wo sie mit verschiedenen Schwierigkeiten bis zum Anfang des Jah-
res 1945 überlebte. Ihre Finanzierung lief zuerst über die deutsche Botschaft,
dies allerdings mit vernichtenden Folgen. Aus den von Deutschland gewähr-
ten Geldern durften nämlich nur Personen bezahlt werden, die als »rassen-
rein« galten. Lehrer und Schüler jüdischer Herkunft wurden Repressalien
ausgesetzt, die für etliche von ihnen nach dem Berufsverbot in eine erzwun-
gene Emigration oder gar Deportation ins Konzentrationslager und physi-
sche Liquidation mündeten. Der Anschluss an die Prager Universität bedeu-
10 Festschrift Deutsche Akademie für Musik und darstellende Kunst in Prag, 11.
11 Vgl. beispielsweise den Aufruf »An alle deutschen Musikfreunde!« im Jahresbericht der Akademie
für die Schuljahre 1933/34 und 1934/35 (Prag, 1935), 3: »Die Deutsche Akademie für Musik und darstellen-
de Kunst in Prag ist als einzige deutsche Musikhochschule der Tschechoslowakischen Republik die berufenste
Hüterin eines der edelsten Volksgüter. Es ist daher Pflicht aller Deutschen, diese infolge Mangel von Geldmit-
teln schwer bedrohte Anstalt werktätig zu unterstützen.«
12 Die Klagen über den Mangel an Räumlichkeiten waren gewiss berechtigt und verständlich, aller-
dings war die diesbezügliche Situation des tschechischen Staatlichen Konservatoriums nicht viel
besser – es war fast während der gesamten Zwischenkriegszeit in den ungenügenden Räumlich-
keiten des Emmaus-Benediktinerklosters untergebracht.
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