Page 247 - Vinkler, Jonatan, in Jernej Weiss. ur. 2014. Musica et Artes: ob osemdesetletnici Primoža Kureta. Koper: Založba Univerze na Primorskem.
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adler, hanak und das projekt eines mahler-denkmals
um einen Meter überragt hätte“.17 Das von Hanak entworfene neue Modell
(neben einem Porträtkopf Mahlers ein junger Genius in Rückansicht, „der
nach den Höhen strebt“, wurde im Oktober 1932 bei einer Komitee-Sitzung
von Stadtrat Tandler, wohl wegen der „Rückansicht“ des Genius, als Affront
gegen Wien verstanden und entschieden abgelehnt, ebenso, mit der Begrün-
dung „das hauen mir die National-Sozialisten sofort zusammen“ ein weiterer
Entwurf Hanaks. Am 8. Jänner 1933 verfasste dieser ein Rücktrittschreiben
an Guido Adler und Julius Tandler, das aber nicht zur Kenntnis genommen
wurde. Tandler,
der immer bestrebt war, das Denkmalprojekt durchzusetzen und alle Meinungen
und Standpunkte im Komitee in Form von Kompromissen auf einen Nenner zu
bringen, war schließlich selbst gezwungen, die Aussichtslosigkeit der Unternehmu-
ng, bedingt durch die politische Situation, zur Kenntnis zu nehmen. Am 20. März
1933 notierte Hanak: »Das Gustav Mahler Denkmal ist todt, wirklich todt«. Erst
1935, ein Jahr nach dem Tod Hanaks, kam es zur Neuplanung eines Mahler-Den-
kmals in Wien als gemeinschaftliches Projekt des Architektenbüros Behrens – Popp
und des Bildhauers und Hanak-Schülers Fritz Wotruba. Als Standort dachte
man an die Straßengabelung Grinzingerstraße – Sandgasse. Auch dieses Projekt
erlitt das gleiche Schicksal – es wurde nicht realisiert.18
Die unter den Guido Adler-Papers
erhaltenen Dokumente (Auszüge)19
[Die Eintragung in Reillys Inventory (S. 122) lautet:
(Box 26) GUSTAV MAHLER DENKMAL KOMITEE
Xerox copies of 25 typoscript leaves of documents (minutes of meetings,
reports, etc., 1927-38, kindly furnished by Dr. Carl A. Rosenthal, the former
secretary of the organization.]20
17 Anton Hanak, 401. – Zu der von der von antisemitischer und deutschnationalen Presse inszenierten
Kampagne gegen ein Denkmal für den „Juden Mahler“ in Wien s. Anton Hanak, 401f.
18 Anton Hanak, 406.
19 Es handelt sich meistens um Abschriften bzw. Kopien. Die in den Dokumenten vorkommen-
den Tippfehler wurden stillschweigend richtiggestellt. Auf biographische Angaben zu den in ih-
nen genannten Personen – viele von ihnen Adler-Schüler – wurde, soweit sie nicht schon genannt
wurden, aus Platzgründen verzichtet. Viele von ihnen sind in den einschlägigen Lexika und im In-
ternet zu finden. Ebenso wurden einige – mit „…“ angedeutete – Kürzungen für den Inhalt unwe-
sentlicher Stellen bzw. unleserlicher Worte vorgenommen. Die Dokumente sind nicht weiter ge-
kennzeichnet und wurden in der Reihenfolge wiedergegeben, wie sie von Reilly abgelegt wurden.
20 Zum 1938 in die USA emigrierten Adler-Schüler Carl August Rosenthal s. Oesterreichisches Mu-
siklexikon, hrsg. von Rudolf Flotzinger, Bd. 4 (Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, 2005).
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um einen Meter überragt hätte“.17 Das von Hanak entworfene neue Modell
(neben einem Porträtkopf Mahlers ein junger Genius in Rückansicht, „der
nach den Höhen strebt“, wurde im Oktober 1932 bei einer Komitee-Sitzung
von Stadtrat Tandler, wohl wegen der „Rückansicht“ des Genius, als Affront
gegen Wien verstanden und entschieden abgelehnt, ebenso, mit der Begrün-
dung „das hauen mir die National-Sozialisten sofort zusammen“ ein weiterer
Entwurf Hanaks. Am 8. Jänner 1933 verfasste dieser ein Rücktrittschreiben
an Guido Adler und Julius Tandler, das aber nicht zur Kenntnis genommen
wurde. Tandler,
der immer bestrebt war, das Denkmalprojekt durchzusetzen und alle Meinungen
und Standpunkte im Komitee in Form von Kompromissen auf einen Nenner zu
bringen, war schließlich selbst gezwungen, die Aussichtslosigkeit der Unternehmu-
ng, bedingt durch die politische Situation, zur Kenntnis zu nehmen. Am 20. März
1933 notierte Hanak: »Das Gustav Mahler Denkmal ist todt, wirklich todt«. Erst
1935, ein Jahr nach dem Tod Hanaks, kam es zur Neuplanung eines Mahler-Den-
kmals in Wien als gemeinschaftliches Projekt des Architektenbüros Behrens – Popp
und des Bildhauers und Hanak-Schülers Fritz Wotruba. Als Standort dachte
man an die Straßengabelung Grinzingerstraße – Sandgasse. Auch dieses Projekt
erlitt das gleiche Schicksal – es wurde nicht realisiert.18
Die unter den Guido Adler-Papers
erhaltenen Dokumente (Auszüge)19
[Die Eintragung in Reillys Inventory (S. 122) lautet:
(Box 26) GUSTAV MAHLER DENKMAL KOMITEE
Xerox copies of 25 typoscript leaves of documents (minutes of meetings,
reports, etc., 1927-38, kindly furnished by Dr. Carl A. Rosenthal, the former
secretary of the organization.]20
17 Anton Hanak, 401. – Zu der von der von antisemitischer und deutschnationalen Presse inszenierten
Kampagne gegen ein Denkmal für den „Juden Mahler“ in Wien s. Anton Hanak, 401f.
18 Anton Hanak, 406.
19 Es handelt sich meistens um Abschriften bzw. Kopien. Die in den Dokumenten vorkommen-
den Tippfehler wurden stillschweigend richtiggestellt. Auf biographische Angaben zu den in ih-
nen genannten Personen – viele von ihnen Adler-Schüler – wurde, soweit sie nicht schon genannt
wurden, aus Platzgründen verzichtet. Viele von ihnen sind in den einschlägigen Lexika und im In-
ternet zu finden. Ebenso wurden einige – mit „…“ angedeutete – Kürzungen für den Inhalt unwe-
sentlicher Stellen bzw. unleserlicher Worte vorgenommen. Die Dokumente sind nicht weiter ge-
kennzeichnet und wurden in der Reihenfolge wiedergegeben, wie sie von Reilly abgelegt wurden.
20 Zum 1938 in die USA emigrierten Adler-Schüler Carl August Rosenthal s. Oesterreichisches Mu-
siklexikon, hrsg. von Rudolf Flotzinger, Bd. 4 (Wien: Verlag der Österreichischen Akademie der
Wissenschaften, 2005).
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