Page 152 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju
Theater zu spielen oder Schwierigkeiten in einem Sportwettbewerb
zu überwinden“.9
Weiter schrieb die Forscherin der Musik – und in diesem Kontext vor
allem der Musik im Theater, der Oper – eine universal wirkende Kraft zu:
Die Kombination von symbolischen Werten in der Musik und be-
freiter Selbstdarstellung gibt der Tonkunst zwei wichtige Charakte-
ristika: sie ist ein „Buch“ (oft sogar ein „heiliges Buch“), das die Vor-
stellungen von den neuesten Grundlagen menschlicher Existenz
widerspiegelt, und gleichzeitig ein „Spiel“ (im Sinne von Theater
und Sport), das ihre bedingten Regeln erfasst und in ihrem Rahmen
faszinierende Konsequenzen aufdeckt.10
Gar nicht zufällig könnte man in der Position berühmter Opernsänger
und Sängerinnen mehr als zwei Jahrhunderte lang (praktisch bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts) eine manchmal stark erhöhte Selbstbewertung beo-
bachten, demnach der Begriff „Primadonna“ so oft im übertragenen Sinne
verstanden wurde. Insbesondere betrifft diese Beobachtung jene Verhal-
tensformen, die vom Marktwert der Waren, die sie verkaufen sollten, inspi-
riert sind. Die Hauptsache für sie war die Konzentration auf sich selbst, auf
ihr Talent, die ausschließliche Fürsorge für die Stimme, die oft zu so wenig
attraktiven Persönlichkeitszügen neigte wie Egozentrismus, Intoleranz ge-
genüber anderen Fachkollegen und zu hartem Konkurrenzkampf, bei dem
im Streben nach dem Sieg unterschiedlichste Mittel verwendet wurden (die
geflügelten Wörter „Intrige hinter den Kulissen“ oder „Intrigenspiel“ sind
in diesem Umfeld nicht zufällig entstanden). Obwohl dieser psychologische
Typ manchmal nicht attraktiv aussieht, wurden viele typische Züge in die-
sem professionellen Charakter als Ergebnis des harten Überlebenskampfes
in einem Marktumfeld gebildet. Ein metaphorisches Bild dieses Wesens-
zugs wurde auf witzige und geistreiche Weise in dem brillanten Singspiel
„Der Schauspieldirektor“ von W. A. Mozart dargestellt, in welchem die
Sängerinnen, Madame Vogelsang und Mademoiselle Silberklang sich nicht
entscheiden können, wer von ihnen die Beste sei.
In diesem Zusammenhang sollte man an den Roman „Consuelo“
von George Sand erinnern, in dem sie nicht nur die professionelle, son-
9 Tatiana Tscherednitschenko, Musik in der Kulturgeschichte, in: 2 Bände, B. 1. (Mos-
kau: Allegro-Press, 1984), 108–109. [Татьяна Чередниченко. Музыка в истории
культуры. В 2-х томах. Т. 1. М.: Аллегро-Пресс, 1984. С. 108–109].
10 Ibid.
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Theater zu spielen oder Schwierigkeiten in einem Sportwettbewerb
zu überwinden“.9
Weiter schrieb die Forscherin der Musik – und in diesem Kontext vor
allem der Musik im Theater, der Oper – eine universal wirkende Kraft zu:
Die Kombination von symbolischen Werten in der Musik und be-
freiter Selbstdarstellung gibt der Tonkunst zwei wichtige Charakte-
ristika: sie ist ein „Buch“ (oft sogar ein „heiliges Buch“), das die Vor-
stellungen von den neuesten Grundlagen menschlicher Existenz
widerspiegelt, und gleichzeitig ein „Spiel“ (im Sinne von Theater
und Sport), das ihre bedingten Regeln erfasst und in ihrem Rahmen
faszinierende Konsequenzen aufdeckt.10
Gar nicht zufällig könnte man in der Position berühmter Opernsänger
und Sängerinnen mehr als zwei Jahrhunderte lang (praktisch bis zum Ende
des 19. Jahrhunderts) eine manchmal stark erhöhte Selbstbewertung beo-
bachten, demnach der Begriff „Primadonna“ so oft im übertragenen Sinne
verstanden wurde. Insbesondere betrifft diese Beobachtung jene Verhal-
tensformen, die vom Marktwert der Waren, die sie verkaufen sollten, inspi-
riert sind. Die Hauptsache für sie war die Konzentration auf sich selbst, auf
ihr Talent, die ausschließliche Fürsorge für die Stimme, die oft zu so wenig
attraktiven Persönlichkeitszügen neigte wie Egozentrismus, Intoleranz ge-
genüber anderen Fachkollegen und zu hartem Konkurrenzkampf, bei dem
im Streben nach dem Sieg unterschiedlichste Mittel verwendet wurden (die
geflügelten Wörter „Intrige hinter den Kulissen“ oder „Intrigenspiel“ sind
in diesem Umfeld nicht zufällig entstanden). Obwohl dieser psychologische
Typ manchmal nicht attraktiv aussieht, wurden viele typische Züge in die-
sem professionellen Charakter als Ergebnis des harten Überlebenskampfes
in einem Marktumfeld gebildet. Ein metaphorisches Bild dieses Wesens-
zugs wurde auf witzige und geistreiche Weise in dem brillanten Singspiel
„Der Schauspieldirektor“ von W. A. Mozart dargestellt, in welchem die
Sängerinnen, Madame Vogelsang und Mademoiselle Silberklang sich nicht
entscheiden können, wer von ihnen die Beste sei.
In diesem Zusammenhang sollte man an den Roman „Consuelo“
von George Sand erinnern, in dem sie nicht nur die professionelle, son-
9 Tatiana Tscherednitschenko, Musik in der Kulturgeschichte, in: 2 Bände, B. 1. (Mos-
kau: Allegro-Press, 1984), 108–109. [Татьяна Чередниченко. Музыка в истории
культуры. В 2-х томах. Т. 1. М.: Аллегро-Пресс, 1984. С. 108–109].
10 Ibid.
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