Page 151 - Weiss, Jernej, ur. 2019. Vloga nacionalnih opernih gledališč v 20. in 21. stoletju - The Role of National Opera Houses in the 20th and 21st Centuries. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 3
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oper als markt: opernaufführung als marketing-trick
„Das Phantom der Oper“ von E. L. Webber sehen, auch in der sowjetischen
Opernmusik – „Juno und Avos´“ von A. Rybnikov u. m. a.
Das 21. Jahrhundert - ?
Dieses Fragezeichen symbolisiert deutlich die aktuelle Situation rund um
die Oper und berührt sie als ein aktuelles Genre, dem sich die zeitgenös-
sischen Komponisten zuwenden, ihre Werke sind gelegentlich ausgestellt.
Viel häufiger betrachtet man die Oper jedoch als wichtigstes Zeichen der
Musikgeschichte und zugleich als das teuerste und prägnanteste künstle-
rische Spielzeug der heutigen Zivilisation.
Wenn man sich wieder dem historischen Exkurs zuwendet, sollte man
ehrlich zugeben, dass der Marktcharakter der Oper keine Fiktion des ver-
drehten 20. Jahrhunderts ist, sondern während der gesamten Zeit ihrer
Entwicklung präsent war und sich um zwei zentrale Figuren entfaltete: den
Komponisten und den Sänger.
Wenn man zur Gestaltung der Vision eines Opernsängers im kultu-
rellen Raum der Vergangenheit zurückkehrt, scheint es logisch, an jene
goldene Zeit des 17. bis 18. Jahrhunderte zu erinnern, als dank der damals
entdeckten und rasch verbreiteten Manier bel canto die Opernsänger und
Sängerinnen in kurzer Zeit zu Idolen der Gesellschaft geworden waren . Zu-
nächst einmal gab es dafür biologische und psychologische Gründe, denn
die „übermenschliche“ Fähigkeit, mit der eigenen Stimme solche Kunst-
stücke zu schaffen, führte die Menschen, weit entfernt von ihrer eigenen
künstlerischen Praxis, in einen Zustand der Ehrfurcht. Sehr treffend darü-
ber schrieb Tatiana Tscherednitschenko (Татьяна Чередниченко), die me-
taphorisch die musikalische Einflusskraft erklärte:
Jede Musik, wenn sie gut ist, verursacht eine besondere Freude – die
Freude an der Freiheit der Stimme und des Atems im Gesang, die
Präzision und Verfeinerung der motorischen Fähigkeiten im In-
strumentalspiel (Zuhören ist ein verstecktes Lied und verstecktes
Spiel), das Vergnügen, die Stimme oder den Klang des Instruments
ausdrucksvoll zu machen. Der Mensch wandelt seine Hände, Mus-
keln, seine Atmung, seine Stimmbänder in Töne um, überträgt sie
in Klänge und es bringt das gleiche Vergnügen, wie eine Rolle im
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„Das Phantom der Oper“ von E. L. Webber sehen, auch in der sowjetischen
Opernmusik – „Juno und Avos´“ von A. Rybnikov u. m. a.
Das 21. Jahrhundert - ?
Dieses Fragezeichen symbolisiert deutlich die aktuelle Situation rund um
die Oper und berührt sie als ein aktuelles Genre, dem sich die zeitgenös-
sischen Komponisten zuwenden, ihre Werke sind gelegentlich ausgestellt.
Viel häufiger betrachtet man die Oper jedoch als wichtigstes Zeichen der
Musikgeschichte und zugleich als das teuerste und prägnanteste künstle-
rische Spielzeug der heutigen Zivilisation.
Wenn man sich wieder dem historischen Exkurs zuwendet, sollte man
ehrlich zugeben, dass der Marktcharakter der Oper keine Fiktion des ver-
drehten 20. Jahrhunderts ist, sondern während der gesamten Zeit ihrer
Entwicklung präsent war und sich um zwei zentrale Figuren entfaltete: den
Komponisten und den Sänger.
Wenn man zur Gestaltung der Vision eines Opernsängers im kultu-
rellen Raum der Vergangenheit zurückkehrt, scheint es logisch, an jene
goldene Zeit des 17. bis 18. Jahrhunderte zu erinnern, als dank der damals
entdeckten und rasch verbreiteten Manier bel canto die Opernsänger und
Sängerinnen in kurzer Zeit zu Idolen der Gesellschaft geworden waren . Zu-
nächst einmal gab es dafür biologische und psychologische Gründe, denn
die „übermenschliche“ Fähigkeit, mit der eigenen Stimme solche Kunst-
stücke zu schaffen, führte die Menschen, weit entfernt von ihrer eigenen
künstlerischen Praxis, in einen Zustand der Ehrfurcht. Sehr treffend darü-
ber schrieb Tatiana Tscherednitschenko (Татьяна Чередниченко), die me-
taphorisch die musikalische Einflusskraft erklärte:
Jede Musik, wenn sie gut ist, verursacht eine besondere Freude – die
Freude an der Freiheit der Stimme und des Atems im Gesang, die
Präzision und Verfeinerung der motorischen Fähigkeiten im In-
strumentalspiel (Zuhören ist ein verstecktes Lied und verstecktes
Spiel), das Vergnügen, die Stimme oder den Klang des Instruments
ausdrucksvoll zu machen. Der Mensch wandelt seine Hände, Mus-
keln, seine Atmung, seine Stimmbänder in Töne um, überträgt sie
in Klänge und es bringt das gleiche Vergnügen, wie eine Rolle im
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