Page 28 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela

größten Meisterwerke, welche seit Generationen der Stolz der Na-
tionen waren, fad, trocken und ungenießbar und erdreistet sich,
mit dem modischen Machtspruch: E s h e i ß t n i c h t s ! selbe aus
dem Repertoire der Kunst schändlich zu verbannen. So erstirbt nun
mit einemmal die Empfänglichkeit und das Gefühl für das Große.
Edle und wahrhaft Schöne der Kunst, und das musikalische Pub-
likum, die himmlische Muse mißhandelnd, wirft sich in die Arme
der niedrigen plebeischen Dirnen, die jetzt leider Theater und Kon-
zertsäle füllen.

Und das phantastisch formulierte Fazit lautet:

Daher wäre es zweckwidrig, alle Bemühungen dahin zu richten,
bloß Konzertisten oder Solospieler daraus hervorgehen zu machen,
indem noch dazu die Erfahrung lehrt, daß ein großer Teil dieser
Leute, in der musikalischen Theorie und den dazu gehörigen Hilfs-
zweigen unerfahren, alles für entbehrlich und überflüssig erach-
tet, was mit seinem Instrumente nicht in unmittelbarer Berührung
steht.17

Entsprechend dieser Überlegungen, die die Musik nicht nur als Hand-
werk, sondern auch, wie dies damals üblich war, als Wissenschaft sahen,
wurden dann Lehrer für folgende Fächer angestellt: Violine und Viola, Vi-
oloncello, Kontrabaß, Flöte, Oboe, Klarinette, Fagott, Horn, später noch
Trompete und Posaune. Als Direktions-Assistent fungierte ein „Singemeis-
ter“, der den Gesang laut Protokoll „nach den Pestalozzischen Grundsätzen,
methodisch bearbeitet vom H. G. Nejedlý“, zu unterrichten hatte, welches
Lehrbuch man daher „pränummerierte“18. Der Singemeister war sowohl
für Gehörbildung und Blattsingen zuständig als auch für „die Anfangs-
gründe vom Klavier“, damit die Schüler „sich selbst in Akkorden akkompa-
gnieren imstande sind“.19

Und um die jungen Musiker auf mehreren Instrumenten einsetzbar
zu machen, mußten die Posaunisten noch entweder Viola, Violoncello oder
Kontrabaß lernen, die Trompeter noch Violine. Jeder Schüler (zunächst gab
es nur männliche) mußte aber auch literarischen sowie religiösen Unter-
richt besuchen, wofür ein eigener Lehrer und ein Katechet angestellt wur-
den. Der „literarische“ Unterricht umfaßte, auf die sechs Ausbildungsjah-

17 Zit. nach Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag, 22f. Sperrung original.
18 Ibid., 246.
19 Ibid., 20.

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