Page 31 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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paris – pr ag – wien: zur frühen entwicklung musikpädagogischer konzepte
Akzentuierung und Deklamation etc. etc.“25 zu vermeiden. Zu den ersten
Gesangs-Schülerinnen zählte übrigens die berühmte Henriette Sontag, die
Sopranistin von Beethovens 9. Symphonie, die im Alter von 11 Jahren in das
Conservatorium aufgenommen wurde und es 4 1/2 Jahre besuchte, ehe sie
das Institut wegen häufiger externer Auftritte verlassen mußte; sie hatte ih-
ren Weg bereits vorzeitig gemacht.
Am 21. Februar 1815 ging das erste öffentliche Konzert des Conserva-
toriums im Redoutensaal über die Bühne und vereinigte Lehrer und Schü-
ler „zu allgemeiner Befriedigung“26. Auf dem Programm stand eine „große
Symphonie“ von J.[ohann] W.[ilhelm] Wilms, eine „Partie für Blasinstru-
mente“ von F.[ranz] Krommer, ein „Chor mit vorausgehendem Marsch“
aus Mozarts „Idomeneo“ sowie die Ouverture zu „Les deux Aveugles de
Tolede“ (Die zwei Blinden von Toledo) von Étienne-Nicolas Mehul. Im 3.
Konzert vom 21. März 1815 war eine Symphonie von Haydn zu hören, im 4.
Konzert vom 19. März 1816 eine von Mozart, im 5. Konzert vom 26. März
1816 eine von Beethoven.27 Und 1816 hörte man erstmals auch Solo-Kon-
zerte, und zwar in hohem Ausmaß: für Klarinette von [Antonio Casimir]
Carte[l]lieri, für 2 Violinen von [Rodolphe] Kreutzer, für Waldhorn von
[Frédéric] Duvernoy, für „Hoboe“ von „Bahrdt“ (Joseph Barth ?), für Vi-
oline von [Pierre] Rode sowie für Fagott von [Johann Christian] Stumpf.28
Eine köstliche Begebenheit soll unseren Blick auf das Prager Conser-
vatorium beschließen. Als die Direktion erfuhr, daß Kaiser Franz im Som-
mer 1812 nach Prag reisen werde, beschloß sie, „Ihrer Majestät dem Kaiser
bei Seiner Anwesenheit in Prag“ das Conservatorium „in Seine Allerhöchs-
te Protektion zu empfehlen und zu ersuchen, solches mit Seiner höchsten Ge-
genwart zu beglücken“. Der Besuch unterblieb allerdings, weil der Kaiser
und sein Stab das Conservatorium am „Tag vor Ihrer Abreise aus Irrtum im
Galli- und Jakobs-Gebäude suchten und ohne [es] gefunden zu haben, wie-
der zurückfuhren“.29 Zwar waren die beiden genannten Klöster St. Gallus
und St. Jakob kurz als Mietobjekte für den Unterricht im Gespräch gewe-
sen, doch hatten sich die diesbezüglichen Gespräche zerschlagen, was of-
fensichtlich nicht bis Wien gedrungen war.
25 Ibid., 38.
26 Ibid.
27 Hier gibt es keine genaueren Angaben.
28 Ibid., 273.
29 Ibid., 33f.
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Akzentuierung und Deklamation etc. etc.“25 zu vermeiden. Zu den ersten
Gesangs-Schülerinnen zählte übrigens die berühmte Henriette Sontag, die
Sopranistin von Beethovens 9. Symphonie, die im Alter von 11 Jahren in das
Conservatorium aufgenommen wurde und es 4 1/2 Jahre besuchte, ehe sie
das Institut wegen häufiger externer Auftritte verlassen mußte; sie hatte ih-
ren Weg bereits vorzeitig gemacht.
Am 21. Februar 1815 ging das erste öffentliche Konzert des Conserva-
toriums im Redoutensaal über die Bühne und vereinigte Lehrer und Schü-
ler „zu allgemeiner Befriedigung“26. Auf dem Programm stand eine „große
Symphonie“ von J.[ohann] W.[ilhelm] Wilms, eine „Partie für Blasinstru-
mente“ von F.[ranz] Krommer, ein „Chor mit vorausgehendem Marsch“
aus Mozarts „Idomeneo“ sowie die Ouverture zu „Les deux Aveugles de
Tolede“ (Die zwei Blinden von Toledo) von Étienne-Nicolas Mehul. Im 3.
Konzert vom 21. März 1815 war eine Symphonie von Haydn zu hören, im 4.
Konzert vom 19. März 1816 eine von Mozart, im 5. Konzert vom 26. März
1816 eine von Beethoven.27 Und 1816 hörte man erstmals auch Solo-Kon-
zerte, und zwar in hohem Ausmaß: für Klarinette von [Antonio Casimir]
Carte[l]lieri, für 2 Violinen von [Rodolphe] Kreutzer, für Waldhorn von
[Frédéric] Duvernoy, für „Hoboe“ von „Bahrdt“ (Joseph Barth ?), für Vi-
oline von [Pierre] Rode sowie für Fagott von [Johann Christian] Stumpf.28
Eine köstliche Begebenheit soll unseren Blick auf das Prager Conser-
vatorium beschließen. Als die Direktion erfuhr, daß Kaiser Franz im Som-
mer 1812 nach Prag reisen werde, beschloß sie, „Ihrer Majestät dem Kaiser
bei Seiner Anwesenheit in Prag“ das Conservatorium „in Seine Allerhöchs-
te Protektion zu empfehlen und zu ersuchen, solches mit Seiner höchsten Ge-
genwart zu beglücken“. Der Besuch unterblieb allerdings, weil der Kaiser
und sein Stab das Conservatorium am „Tag vor Ihrer Abreise aus Irrtum im
Galli- und Jakobs-Gebäude suchten und ohne [es] gefunden zu haben, wie-
der zurückfuhren“.29 Zwar waren die beiden genannten Klöster St. Gallus
und St. Jakob kurz als Mietobjekte für den Unterricht im Gespräch gewe-
sen, doch hatten sich die diesbezüglichen Gespräche zerschlagen, was of-
fensichtlich nicht bis Wien gedrungen war.
25 Ibid., 38.
26 Ibid.
27 Hier gibt es keine genaueren Angaben.
28 Ibid., 273.
29 Ibid., 33f.
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