Page 29 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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paris – pr ag – wien: zur frühen entwicklung musikpädagogischer konzepte
re verteilt, nicht nur „deutsche Sprachlehre“, „Prosodie“ und „Bildung des
Stils“, sondern auch Anthropologie, Arithmetik, Elementar-Geometrie,
Naturgeschichte und Naturlehre, Geographie, Geschichte, Logik, Mytho-
logie, Ästhetik sowie Italienische Sprache. Und in diesen Disziplinen gab
es unter der Aufsicht des erzbischöflichen Konsistoriums sowie des „für
die Hauptstadt Prag bestimmten Schuldistriktionsaufsehers“20 halbjährliche
Prüfungen.
Der täglich 3 Stunden unterrichtende Professor für Violine (Friedrich
Pixis) erhielt 900 Gulden Gehalt jährlich, alle anderen Professoren, die täg-
lich 2 Stunden zu unterrichten hatten, 600 Gulden. Und in dem die Lehrer
aufzählenden „Anstellungsbuch“ wird das Institut nun per 29. Jänner 1811
„Conservatorium“ genannt.21 Das erste Semester währte vom 24. April bis
16. September 1811, die Prüfungen fanden am 9. September statt; das zwei-
te begann am 4. November und endete mit den Prüfungen vom 15. und 16.
April 1812. Bereits am 28. Februar war eine Zwischenprüfung abgehalten
worden, über deren Ergebnisse die Conservatoriums-Leitung zwar „Zu-
friedenheit“ äußerte, dennoch aber bemerkte, daß die Lehrer „ihre Auf-
merksamkeit dahin zu richten“ hätten, daß
die Schüler nicht früher zu schwierigen und schwer zu bezwingen-
den Tonstücken übergehen, als bis sie die sämtlichen auf ihren Ins-
trumenten ausübbaren Skalen mit der erforderlichen Reinheit,
Deutlichkeit, Fertigkeit und Fülle des Tones zu exekutieren imstan-
de sind.
Und da die Direktion „die Bildung nach einer einzigen festgesetzten Lehr-
methode als einen Hauptgegenstand eines musikalischen Institutes betrach-
tet[e]“, war es ihr (in unserer Gesamt-Betrachtung besonders interessanter)
Wunsch[,] daß die Herren Lehrer [...] sich der vorgeschriebenen
L e h r b ü c h e r d e s P a r i s e r C o n s e r v a t o r i u m s a l s L e i t
f a d e n b e d i e n e n , wobei es einem jeden unbenommen bleibt,
seine besseren Einsichten und neuen Verbesserungen des Instru-
mentes in den Unterricht mit aufzunehmen.22
Am 10. Februar 1815 beschloß man dann die Gründung einer „Bil-
dungsschule für Sänger und Sängerinnen“, die am 1. Mai „6 männliche [3
20 Ibid., 29.
21 Ibid., 28.
22 Ibid., 33. Sperrung original.
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re verteilt, nicht nur „deutsche Sprachlehre“, „Prosodie“ und „Bildung des
Stils“, sondern auch Anthropologie, Arithmetik, Elementar-Geometrie,
Naturgeschichte und Naturlehre, Geographie, Geschichte, Logik, Mytho-
logie, Ästhetik sowie Italienische Sprache. Und in diesen Disziplinen gab
es unter der Aufsicht des erzbischöflichen Konsistoriums sowie des „für
die Hauptstadt Prag bestimmten Schuldistriktionsaufsehers“20 halbjährliche
Prüfungen.
Der täglich 3 Stunden unterrichtende Professor für Violine (Friedrich
Pixis) erhielt 900 Gulden Gehalt jährlich, alle anderen Professoren, die täg-
lich 2 Stunden zu unterrichten hatten, 600 Gulden. Und in dem die Lehrer
aufzählenden „Anstellungsbuch“ wird das Institut nun per 29. Jänner 1811
„Conservatorium“ genannt.21 Das erste Semester währte vom 24. April bis
16. September 1811, die Prüfungen fanden am 9. September statt; das zwei-
te begann am 4. November und endete mit den Prüfungen vom 15. und 16.
April 1812. Bereits am 28. Februar war eine Zwischenprüfung abgehalten
worden, über deren Ergebnisse die Conservatoriums-Leitung zwar „Zu-
friedenheit“ äußerte, dennoch aber bemerkte, daß die Lehrer „ihre Auf-
merksamkeit dahin zu richten“ hätten, daß
die Schüler nicht früher zu schwierigen und schwer zu bezwingen-
den Tonstücken übergehen, als bis sie die sämtlichen auf ihren Ins-
trumenten ausübbaren Skalen mit der erforderlichen Reinheit,
Deutlichkeit, Fertigkeit und Fülle des Tones zu exekutieren imstan-
de sind.
Und da die Direktion „die Bildung nach einer einzigen festgesetzten Lehr-
methode als einen Hauptgegenstand eines musikalischen Institutes betrach-
tet[e]“, war es ihr (in unserer Gesamt-Betrachtung besonders interessanter)
Wunsch[,] daß die Herren Lehrer [...] sich der vorgeschriebenen
L e h r b ü c h e r d e s P a r i s e r C o n s e r v a t o r i u m s a l s L e i t
f a d e n b e d i e n e n , wobei es einem jeden unbenommen bleibt,
seine besseren Einsichten und neuen Verbesserungen des Instru-
mentes in den Unterricht mit aufzunehmen.22
Am 10. Februar 1815 beschloß man dann die Gründung einer „Bil-
dungsschule für Sänger und Sängerinnen“, die am 1. Mai „6 männliche [3
20 Ibid., 29.
21 Ibid., 28.
22 Ibid., 33. Sperrung original.
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