Page 33 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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paris – pr ag – wien: zur frühen entwicklung musikpädagogischer konzepte
Bearbeitung;33 die musikalische Oberleitung der Aufführung hatte Ignaz
Mosel inne.34
„Wenige Tage vor der zweiten Aufführung“, also durch den exorbitan-
ten Erfolg der Premiere ermutigt,
ergriff Herrn Joseph Sonnleithner der Gedanke, daß die allgemei-
ne Begeisterung, welche das classische Werk Händels erweckt hat-
te, hoffen lasse, einen lang genährten Wunsch in die Wirklichkeit
zu rufen, diese große Zahl von Musikfreunden fest zu halten, und
zu einer bleibenden Gesellschaft zu verbinden, welche die Beförde-
rung der Musik in allen Zweigen und die Gründung eines Conser-
vatoriums der Musik zum Zwecke hätte35 –
Sonnleithner hatte Mosels Aufsätze sicher gelesen, und zudem ist eine
diesbezügliche Unterredung zwischen Organisator und Aufführungslei-
ter36 höchstwahrscheinlich. Ein – wohl schon vorbereiteter, 45 Paragraphen
umfassender – „Vorschlag zur Organisierung des Dilettantenvereines“ wur-
de gedruckt und am 3. Dezember an alle Mitwirkenden mit der Aufforde-
rung verteilt, sich im Falle ihres Interesses binnen zweier Wochen in eine
im Palais Lobkowitz aufliegende Liste einzutragen. So kamen 507 Beitritts-
erklärungen zustande, der Verein wurde gegründet und vom Kaiser am 22.
Jänner 1813 genehmigt.37
Vor fünfzig als „Bevollmächtigte“ gewählten Mitgliedern hielt Sonn-
leithner dann am 15. März 1813 einen Aufgabe und Zweck der Vereinigung
33 Zur Händel-Pflege in Wien siehe Hartmut Krones, »„Die Gewalt der Musik“. 590
Mitwirkende und 5000 Lauschende. G. F. Händel als Initialzündung für Wiens Mu-
sikleben«, Händel-Jahrbuch 53 (2007): 79–102.
34 Zu weiteren allgemeinen Fakten siehe insbesondere: Monatsberichte der Gesellschaft
der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates, Wien 1829 und 1830; Ge-
schichte der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1. Abteilung: 1812–1870 ver-
faßt von Richard von Perger, 2. Abteilung: 1870–1912 verfaßt von Robert Hirschfeld,
Zusatzband: Die Sammlungen und Statuten, zusammengestellt von Eusebius Man-
dyczewski, Wien 1912.
35 „Entstehung und Wirksamkeit der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichi-
schen Kaiserstaates“, Monatsberichte der Gesellschaft der Musikfreunde des Oester-
reichischen Kaiserstaates I (1829): 3.
36 Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß Mosels Leitung der beiden Konzerte
mittels des Dirigentenstabes geschah, was damals in Wien völlig neu war. Laut Edu-
ard Hanslick (Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien: Braumüller, 1869), 94)
erinnerten sich „ältere Musiker“ genau daran, wie sehr dies für Aufsehen gesorgt
habe.
37 Endgültig rechtskräftig wurde der Verein erst durch die Sanktionierung der Statu-
ten am 30. Juni 1814.
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Bearbeitung;33 die musikalische Oberleitung der Aufführung hatte Ignaz
Mosel inne.34
„Wenige Tage vor der zweiten Aufführung“, also durch den exorbitan-
ten Erfolg der Premiere ermutigt,
ergriff Herrn Joseph Sonnleithner der Gedanke, daß die allgemei-
ne Begeisterung, welche das classische Werk Händels erweckt hat-
te, hoffen lasse, einen lang genährten Wunsch in die Wirklichkeit
zu rufen, diese große Zahl von Musikfreunden fest zu halten, und
zu einer bleibenden Gesellschaft zu verbinden, welche die Beförde-
rung der Musik in allen Zweigen und die Gründung eines Conser-
vatoriums der Musik zum Zwecke hätte35 –
Sonnleithner hatte Mosels Aufsätze sicher gelesen, und zudem ist eine
diesbezügliche Unterredung zwischen Organisator und Aufführungslei-
ter36 höchstwahrscheinlich. Ein – wohl schon vorbereiteter, 45 Paragraphen
umfassender – „Vorschlag zur Organisierung des Dilettantenvereines“ wur-
de gedruckt und am 3. Dezember an alle Mitwirkenden mit der Aufforde-
rung verteilt, sich im Falle ihres Interesses binnen zweier Wochen in eine
im Palais Lobkowitz aufliegende Liste einzutragen. So kamen 507 Beitritts-
erklärungen zustande, der Verein wurde gegründet und vom Kaiser am 22.
Jänner 1813 genehmigt.37
Vor fünfzig als „Bevollmächtigte“ gewählten Mitgliedern hielt Sonn-
leithner dann am 15. März 1813 einen Aufgabe und Zweck der Vereinigung
33 Zur Händel-Pflege in Wien siehe Hartmut Krones, »„Die Gewalt der Musik“. 590
Mitwirkende und 5000 Lauschende. G. F. Händel als Initialzündung für Wiens Mu-
sikleben«, Händel-Jahrbuch 53 (2007): 79–102.
34 Zu weiteren allgemeinen Fakten siehe insbesondere: Monatsberichte der Gesellschaft
der Musikfreunde des Oesterreichischen Kaiserstaates, Wien 1829 und 1830; Ge-
schichte der k. k. Gesellschaft der Musikfreunde in Wien. 1. Abteilung: 1812–1870 ver-
faßt von Richard von Perger, 2. Abteilung: 1870–1912 verfaßt von Robert Hirschfeld,
Zusatzband: Die Sammlungen und Statuten, zusammengestellt von Eusebius Man-
dyczewski, Wien 1912.
35 „Entstehung und Wirksamkeit der Gesellschaft der Musikfreunde des Oesterreichi-
schen Kaiserstaates“, Monatsberichte der Gesellschaft der Musikfreunde des Oester-
reichischen Kaiserstaates I (1829): 3.
36 Von besonderem Interesse ist die Tatsache, daß Mosels Leitung der beiden Konzerte
mittels des Dirigentenstabes geschah, was damals in Wien völlig neu war. Laut Edu-
ard Hanslick (Geschichte des Concertwesens in Wien (Wien: Braumüller, 1869), 94)
erinnerten sich „ältere Musiker“ genau daran, wie sehr dies für Aufsehen gesorgt
habe.
37 Endgültig rechtskräftig wurde der Verein erst durch die Sanktionierung der Statu-
ten am 30. Juni 1814.
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