Page 34 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
P. 34
konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela
meisterhaft umreißenden Vortrag, in dem auch der denkwürdige Satz fiel,
der die nächsten 95 Jahre der „Gesellschaft der Musikfreunde des österrei-
chischen Kaiserstaates“38 nachhaltig bestimmen sollte:
Welcher Kunstfreund würde sich nicht bey jedem dieser einzelnen
Zwecke des geschlossenen Bundes freuen, und davon Vortheile für
die Kunst erwarten, wenn auch die Errichtung eines Conservato-
riums der schönste und wichtigste Zweck von allen seyn sollte [...].39
Dementsprechend wurde bereits in der ersten Ausschuß-Sitzung vom
25. März ein drei Personen umfassendes Gremium eingesetzt, das „gemein-
schaftlich den Entwurf zu einem Conservatorium anzulegen“40 hatte: „Herr
Hofkonzipist Mosel, Herr Hofkapellmeister Saliere [!] u. Herr von Tost“.
Und sie entwarfen die dann 1814 genehmigten Statuten, laut denen in dem
Conservatorium
Zöglinge beyderley Geschlechts aus den gesamten k. k. österreichi-
schen Staate im Gesang, in der Declamation, auf Instrumenten,
im praktischen Generalbaß, im Tonsatze, in Sprachen, und andern
Nebengegenständen gebildet werden41,
wobei der Zusatz „in Sprachen“ über ausdrücklichen Wunsch Salieris42 Au-
fnahme fand.
Diese umfassendere Formulierung basierte bereits auf den Ergebnis-
sen „der Commitee zum Entwurf eines Planes für die Errichtung eines mu-
sical. Conservatoriums“, die Ignaz Mosel in der Sitzung vom 22. April 1813
vorgetragen hatte. Es war dies ein in die Zukunft weisendes, ja geradezu
utopisches Konzept, aus dem ihrer modernen, ganzheitlichen Auffassung
wegen einige wichtige Punkte zitiert sein mögen:
38 Der Name wurde am 28. März von dem 12 Mann umfassenden „engeren Ausschuß“
beschlossen.
39 Abgedruckt in: Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, Nr. 15
(19. Februar 1814): 86.
40 Alle Protokolle, Briefe, Entwürfe, Berichte, Schulstatuten, Lehrpläne, Statistiken,
Programme u. a. befinden sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien.
41 Im Protokoll vom 28. März 1813 lautete es noch: „Zöglinge beyderley Geschlechts aus
den gesamten k. k. österreichischen Staaten im Gesang, in der Deklamation, auf Inst-
rumenten, und im Tonsatze.“
42 In der Sitzung vom 11. Februar 1814.
32
meisterhaft umreißenden Vortrag, in dem auch der denkwürdige Satz fiel,
der die nächsten 95 Jahre der „Gesellschaft der Musikfreunde des österrei-
chischen Kaiserstaates“38 nachhaltig bestimmen sollte:
Welcher Kunstfreund würde sich nicht bey jedem dieser einzelnen
Zwecke des geschlossenen Bundes freuen, und davon Vortheile für
die Kunst erwarten, wenn auch die Errichtung eines Conservato-
riums der schönste und wichtigste Zweck von allen seyn sollte [...].39
Dementsprechend wurde bereits in der ersten Ausschuß-Sitzung vom
25. März ein drei Personen umfassendes Gremium eingesetzt, das „gemein-
schaftlich den Entwurf zu einem Conservatorium anzulegen“40 hatte: „Herr
Hofkonzipist Mosel, Herr Hofkapellmeister Saliere [!] u. Herr von Tost“.
Und sie entwarfen die dann 1814 genehmigten Statuten, laut denen in dem
Conservatorium
Zöglinge beyderley Geschlechts aus den gesamten k. k. österreichi-
schen Staate im Gesang, in der Declamation, auf Instrumenten,
im praktischen Generalbaß, im Tonsatze, in Sprachen, und andern
Nebengegenständen gebildet werden41,
wobei der Zusatz „in Sprachen“ über ausdrücklichen Wunsch Salieris42 Au-
fnahme fand.
Diese umfassendere Formulierung basierte bereits auf den Ergebnis-
sen „der Commitee zum Entwurf eines Planes für die Errichtung eines mu-
sical. Conservatoriums“, die Ignaz Mosel in der Sitzung vom 22. April 1813
vorgetragen hatte. Es war dies ein in die Zukunft weisendes, ja geradezu
utopisches Konzept, aus dem ihrer modernen, ganzheitlichen Auffassung
wegen einige wichtige Punkte zitiert sein mögen:
38 Der Name wurde am 28. März von dem 12 Mann umfassenden „engeren Ausschuß“
beschlossen.
39 Abgedruckt in: Vaterländische Blätter für den österreichischen Kaiserstaat, Nr. 15
(19. Februar 1814): 86.
40 Alle Protokolle, Briefe, Entwürfe, Berichte, Schulstatuten, Lehrpläne, Statistiken,
Programme u. a. befinden sich im Archiv der Gesellschaft der Musikfreunde in
Wien.
41 Im Protokoll vom 28. März 1813 lautete es noch: „Zöglinge beyderley Geschlechts aus
den gesamten k. k. österreichischen Staaten im Gesang, in der Deklamation, auf Inst-
rumenten, und im Tonsatze.“
42 In der Sitzung vom 11. Februar 1814.
32