Page 35 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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paris – pr ag – wien: zur frühen entwicklung musikpädagogischer konzepte
Die aufzustellenden Lehrgegenstände wären folgende:
a) Gesang. b) Orgel und Pianoforte. c) Generalbaß und Bezifferung.
d) Die italienische Sprache. e) Die französische Sprache. f) Decla-
mation in deutscher, ital., und franz. Sprache. g) Violine und Vio-
la. h) Violoncello. i) Contrabaß. k) Alle im Orchester gewöhnlichen
Blase-Instrumente. I) Kesselpaucken. m) Tanzkunst, in so ferne sie
zur guten und anständigen Haltung u. Bewegung des Körpers nöt-
hig ist. n) Der Tonsatz in allen seinen Theilen. o) Die Aesthetik der
Tonkunst.
Da es aber, um die Lehrstunden des Conservatoriums mit jenen der
öffentl. Schulen nicht in Collision zu bringen, erwünschlich, ja no-
thwendig wäre, daß auch von jenen Gegenständen, welche in den
unteren Schulen docirt werden, die unumgänglich nöthigen eben-
falls im Conservatorium gelehrt würden, um die Zöglinge bloß al-
lein auf diese Lehranstalt beschränken zu können, wären noch fol-
gende Lehrgegenstände beyzusetzen:
p) Religionswissenschaft. q) Deutsche Sprachlehre, Ortographie
und Caligraphie. r) Rechenkunst. s) Geschichte. t) Geographie.
u) Die lateinische Sprache mit Einschluß der Rhetorik und Poesie.
S. Maj(estät) würden von der Gesellschaft gebetten, die Zeugnisse
über diese letztbenannten, eigentlichen Gymnasialgegenstände, zu
deren Vortrag ohnehin geprüfte, und dazu autorisierte Lehrer ge-
wählt werden müßten, für eben so gültig zu erklären, als die Zeug-
nisse der Lehrer an den öffentl. Schulen.
S. Maj(estät) würden ferner gebetten, die Zöglinge des Conservato-
riums, so lange sie dort ihren Lehrkurs fortsetzen, von der Militär-
stellung zu befreyen.
Das Dreier-Gremium hatte also nicht nur die „künstlerischen Haupt-
fächer“, sondern auch einen ansehnlichen Block von ergänzenden Diszipli-
nen bedacht. Und auch die Idee, daß man Allgemeinbildende Schule und
Musikunterricht vernünftig verknüpfen müsse, heute im Schultyp des Mu-
sikgymnasiums zum Teil verwirklicht, nimmt viele späteren Bestrebungen
vorweg – sie mußte allerdings ebenso fallengelassen werden wie das Ansin-
nen um Aufschub des Militärdienstes.
Die vielen Punkte, die administrative Fragen behandeln, können hier
nicht erörtert werden; ein Paragraph mag aber noch von Interesse sein, da
er ein wichtiges inhaltliches Prinzip anspricht:
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Die aufzustellenden Lehrgegenstände wären folgende:
a) Gesang. b) Orgel und Pianoforte. c) Generalbaß und Bezifferung.
d) Die italienische Sprache. e) Die französische Sprache. f) Decla-
mation in deutscher, ital., und franz. Sprache. g) Violine und Vio-
la. h) Violoncello. i) Contrabaß. k) Alle im Orchester gewöhnlichen
Blase-Instrumente. I) Kesselpaucken. m) Tanzkunst, in so ferne sie
zur guten und anständigen Haltung u. Bewegung des Körpers nöt-
hig ist. n) Der Tonsatz in allen seinen Theilen. o) Die Aesthetik der
Tonkunst.
Da es aber, um die Lehrstunden des Conservatoriums mit jenen der
öffentl. Schulen nicht in Collision zu bringen, erwünschlich, ja no-
thwendig wäre, daß auch von jenen Gegenständen, welche in den
unteren Schulen docirt werden, die unumgänglich nöthigen eben-
falls im Conservatorium gelehrt würden, um die Zöglinge bloß al-
lein auf diese Lehranstalt beschränken zu können, wären noch fol-
gende Lehrgegenstände beyzusetzen:
p) Religionswissenschaft. q) Deutsche Sprachlehre, Ortographie
und Caligraphie. r) Rechenkunst. s) Geschichte. t) Geographie.
u) Die lateinische Sprache mit Einschluß der Rhetorik und Poesie.
S. Maj(estät) würden von der Gesellschaft gebetten, die Zeugnisse
über diese letztbenannten, eigentlichen Gymnasialgegenstände, zu
deren Vortrag ohnehin geprüfte, und dazu autorisierte Lehrer ge-
wählt werden müßten, für eben so gültig zu erklären, als die Zeug-
nisse der Lehrer an den öffentl. Schulen.
S. Maj(estät) würden ferner gebetten, die Zöglinge des Conservato-
riums, so lange sie dort ihren Lehrkurs fortsetzen, von der Militär-
stellung zu befreyen.
Das Dreier-Gremium hatte also nicht nur die „künstlerischen Haupt-
fächer“, sondern auch einen ansehnlichen Block von ergänzenden Diszipli-
nen bedacht. Und auch die Idee, daß man Allgemeinbildende Schule und
Musikunterricht vernünftig verknüpfen müsse, heute im Schultyp des Mu-
sikgymnasiums zum Teil verwirklicht, nimmt viele späteren Bestrebungen
vorweg – sie mußte allerdings ebenso fallengelassen werden wie das Ansin-
nen um Aufschub des Militärdienstes.
Die vielen Punkte, die administrative Fragen behandeln, können hier
nicht erörtert werden; ein Paragraph mag aber noch von Interesse sein, da
er ein wichtiges inhaltliches Prinzip anspricht:
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