Page 38 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela
auch in den nächsten Jahren Tradition blieb. Am 30. August 1821 begann
die Veranstaltung sogar
mit dem theoretischen Theile und zwar vermittelst der Anfangs-
gründe der Singkunst [...]. Um dem Ganzen den Anschein des ma-
schinenmäßig Eingelernten zu benehmen, wurde der als Gast [...]
zunächststehende Herr Capellmeister Gyrowetz ersucht, einen Ge-
sang nach seinem Belieben aufzuschreiben, damit er von den Schü-
lern Prima vista, all’Unisono abgesungen würde.
Dieser „Gesang“ war dann sowohl rhythmisch als auch intervallmäßig
schwierig, konnte aber „prima vista“ bewältigt werden, was den Zöglingen
ein hohes Lob eintrug.
Mit 1. April 1821 wurden der Klarinettist Joseph Fridlowsky und der
Hornist Michael Herbst als Professoren angestellt, mit 1. Mai der Violoncel-
list Joseph Merk, der Oboist Joseph Sellner und der Fagottist August Mittag;
Sellner leitete bald auch die Gesamtübungen und die Konzerte der Zöglin-
ge. Man kaufte die für die vorgesehene Anzahl von Schülern notwendigen
Instrumente44 und nahm geeignete Zöglinge aus der eigenen Singschule in
die Bläserklassen auf – Ende des Schuljahres 1820/21 zählte das „Conserva-
torium“ 105 Schüler. 1824 waren es bereits 154 Zöglinge, ein Jahr später 175,
und der Andrang wurde immer größer. So entschloß man sich erneut, das
Lehrangebot zu erweitern und engagierte mit Herbst 1826 „einen Lehrer für
Contrabaß und Posaune“, der diese beiden ,Baß-Instrumente‘ unterrichtete,
sowie ab Herbst 1827 einen Lehrer für Trompete. – Der große Aufschwung,
den das Conservatorium nahm, führte dann auch zu einer Verlängerung
der Ausbildungszeit auf sechs Jahre, wobei die „erste Classe“ immer dem
Gesang gewidmet war; zweite und dritte Klasse dienten der Spezialisierung
auf ein Instrument (oder auf Gesang).
Noch einen Schritt weiter ging man 1827, als die Gesamtstudiendau-
er auf sieben Jahre erhöht wurde: eine „allgemeine Vorbereitungs-Classe“
deckte die Inhalte „Elemente der Musik und des Gesanges“ ab, dann erst
folgten sechs Jahre Hauptfachstudium. Von Interesse erscheint noch, daß
ab der Saison 1833/34 jeweils im Winter Zöglingskonzerte „zur Gründung
von Stipendien für talentvolle, fleißige und wohlgesittete“ Studenten abge-
halten wurden; denn diese sollten vor allem nicht gezwungen sein, „aus
Mangel an Lebensunterhalt sich an öffentlichen Orten oder bei Tanzmusi-
ken gebrauchen [zu] lassen“ und dadurch unter anderem „ihre Moralität au-
44 Fünf Violoncelli sowie je vier Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner.
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auch in den nächsten Jahren Tradition blieb. Am 30. August 1821 begann
die Veranstaltung sogar
mit dem theoretischen Theile und zwar vermittelst der Anfangs-
gründe der Singkunst [...]. Um dem Ganzen den Anschein des ma-
schinenmäßig Eingelernten zu benehmen, wurde der als Gast [...]
zunächststehende Herr Capellmeister Gyrowetz ersucht, einen Ge-
sang nach seinem Belieben aufzuschreiben, damit er von den Schü-
lern Prima vista, all’Unisono abgesungen würde.
Dieser „Gesang“ war dann sowohl rhythmisch als auch intervallmäßig
schwierig, konnte aber „prima vista“ bewältigt werden, was den Zöglingen
ein hohes Lob eintrug.
Mit 1. April 1821 wurden der Klarinettist Joseph Fridlowsky und der
Hornist Michael Herbst als Professoren angestellt, mit 1. Mai der Violoncel-
list Joseph Merk, der Oboist Joseph Sellner und der Fagottist August Mittag;
Sellner leitete bald auch die Gesamtübungen und die Konzerte der Zöglin-
ge. Man kaufte die für die vorgesehene Anzahl von Schülern notwendigen
Instrumente44 und nahm geeignete Zöglinge aus der eigenen Singschule in
die Bläserklassen auf – Ende des Schuljahres 1820/21 zählte das „Conserva-
torium“ 105 Schüler. 1824 waren es bereits 154 Zöglinge, ein Jahr später 175,
und der Andrang wurde immer größer. So entschloß man sich erneut, das
Lehrangebot zu erweitern und engagierte mit Herbst 1826 „einen Lehrer für
Contrabaß und Posaune“, der diese beiden ,Baß-Instrumente‘ unterrichtete,
sowie ab Herbst 1827 einen Lehrer für Trompete. – Der große Aufschwung,
den das Conservatorium nahm, führte dann auch zu einer Verlängerung
der Ausbildungszeit auf sechs Jahre, wobei die „erste Classe“ immer dem
Gesang gewidmet war; zweite und dritte Klasse dienten der Spezialisierung
auf ein Instrument (oder auf Gesang).
Noch einen Schritt weiter ging man 1827, als die Gesamtstudiendau-
er auf sieben Jahre erhöht wurde: eine „allgemeine Vorbereitungs-Classe“
deckte die Inhalte „Elemente der Musik und des Gesanges“ ab, dann erst
folgten sechs Jahre Hauptfachstudium. Von Interesse erscheint noch, daß
ab der Saison 1833/34 jeweils im Winter Zöglingskonzerte „zur Gründung
von Stipendien für talentvolle, fleißige und wohlgesittete“ Studenten abge-
halten wurden; denn diese sollten vor allem nicht gezwungen sein, „aus
Mangel an Lebensunterhalt sich an öffentlichen Orten oder bei Tanzmusi-
ken gebrauchen [zu] lassen“ und dadurch unter anderem „ihre Moralität au-
44 Fünf Violoncelli sowie je vier Oboen, Klarinetten, Fagotte und Hörner.
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