Page 68 - Weiss, Jernej, ur. 2020. Konservatoriji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela ▪︎ The conservatories: professionalisation and specialisation of musical activity. Koper/Ljubljana: Založba Univerze na Primorskem in Festival Ljubljana. Studia musicologica Labacensia, 4
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konservator iji: profesionalizacija in specializacija glasbenega dela
ander Moyzes (1906–1984), der Komposition und die zugeordneten Fächer
unterrichtete. Dabei studierte er in den ersten zwei Jahren parallel noch ex-
tern in der Meisterschule des Prager Konservatoriums in der Klasse von
Vítězslav Novák. Zum Professor wurde er 1936 ernannt. Moyzes orientier-
te sich ursprünglich auf die avantgardistischen Kunstrichtungen,15 nach
und nach jedoch wurde sein Kompositionsstil gemäßigter. In der pädago-
gischen Praxis zeigte er sich als strenger Professor, dessen Ziel es war, eine
Professionalisierung in Bezug auf das neue slowakische Musikschaffen zu
erreichen. Von seinen Schülern verlangte er daher in erster Linie die Bewäl-
tigung des Kompositionshandwerks. Als einer der bedeutendsten slowaki-
schen Pädagogen für Komposition widmete er sich dieser Tätigkeit fünf
Jahrzehnte, nach 1949 schon in der neuerrichteten Hochschule für musi-
sche Künste.
Zu den begehrten Fachbereichen des Konservatoriums zählte ne-
ben dem Klavier- auch das Gesangfach. Seit 1922 leitete dieses Josef Egem
(1874–1939), der ursprünglich Violine und Komposition am Prager Kon-
servatorium und später Gesang am Wiener Konservatorium studiert hat-
te. „In seinem Unterrichtssystem legte er großen Wert auf Atmung, präg-
nanten Rhythmus, Verständlichkeit des gesungenen Textes und stilgerechten
Vortrag.“16 Er bildete eine Reihe exzellenter Sänger aus. Die Absolventin
des Brünner Konservatoriums Darina Žuravlevová, geborene Pavlovičová
(1906–1988), unterrichtete mehr als dreißig Jahre (1941–1972) Sologesang
am Bratislavaer Konservatorium. Neben neuen Lehrplänen konzipierte sie
auch die erste slowakische Gesangsmethodik, wobei sie die Spezifik der Ar-
tikulation der Vokale und Konsonanten in der slowakischen Sprache be-
rücksichtigte,17 was man als eine Pioniertat bezeichnen kann. Eine kurze
Zeit (1939–1945) wirkte an der Akademie auch Arnold Flögl (1885–1950), So-
list der Oper des Slowakischen Nationaltheaters, dessen Gesangstechnik
sich mehr auf die italienische Gesangsschule stützte.
Der Unterricht in der Instrumentalabteilung war vor allem auf die
Vorbereitung von Orchestermusikern gerichtet. Hervorragende pädago-
gische Ergebnisse erzielten die Professoren für Violine Gustáv Náhlovský
(1885–1946) und Norbert Kubát (1891–1966), die Absolventen der tschechi-
15 Vladimír Bokes, „Kompozičná pedagogika na Slovensku“, Slovenská hudba 25, no. 4
(1999): 459.
16 Magda Martinčeková, „Vývoj vokálnej pedagogiky od prof. Egema po súčasnosť“, in
Hudobná výchova a umelecké školstvo v Bratislave, hrsg. von Katarína Horváthová
(Bratislava: MDKO, 1982), 63.
17 Ibid., 63–64.
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ander Moyzes (1906–1984), der Komposition und die zugeordneten Fächer
unterrichtete. Dabei studierte er in den ersten zwei Jahren parallel noch ex-
tern in der Meisterschule des Prager Konservatoriums in der Klasse von
Vítězslav Novák. Zum Professor wurde er 1936 ernannt. Moyzes orientier-
te sich ursprünglich auf die avantgardistischen Kunstrichtungen,15 nach
und nach jedoch wurde sein Kompositionsstil gemäßigter. In der pädago-
gischen Praxis zeigte er sich als strenger Professor, dessen Ziel es war, eine
Professionalisierung in Bezug auf das neue slowakische Musikschaffen zu
erreichen. Von seinen Schülern verlangte er daher in erster Linie die Bewäl-
tigung des Kompositionshandwerks. Als einer der bedeutendsten slowaki-
schen Pädagogen für Komposition widmete er sich dieser Tätigkeit fünf
Jahrzehnte, nach 1949 schon in der neuerrichteten Hochschule für musi-
sche Künste.
Zu den begehrten Fachbereichen des Konservatoriums zählte ne-
ben dem Klavier- auch das Gesangfach. Seit 1922 leitete dieses Josef Egem
(1874–1939), der ursprünglich Violine und Komposition am Prager Kon-
servatorium und später Gesang am Wiener Konservatorium studiert hat-
te. „In seinem Unterrichtssystem legte er großen Wert auf Atmung, präg-
nanten Rhythmus, Verständlichkeit des gesungenen Textes und stilgerechten
Vortrag.“16 Er bildete eine Reihe exzellenter Sänger aus. Die Absolventin
des Brünner Konservatoriums Darina Žuravlevová, geborene Pavlovičová
(1906–1988), unterrichtete mehr als dreißig Jahre (1941–1972) Sologesang
am Bratislavaer Konservatorium. Neben neuen Lehrplänen konzipierte sie
auch die erste slowakische Gesangsmethodik, wobei sie die Spezifik der Ar-
tikulation der Vokale und Konsonanten in der slowakischen Sprache be-
rücksichtigte,17 was man als eine Pioniertat bezeichnen kann. Eine kurze
Zeit (1939–1945) wirkte an der Akademie auch Arnold Flögl (1885–1950), So-
list der Oper des Slowakischen Nationaltheaters, dessen Gesangstechnik
sich mehr auf die italienische Gesangsschule stützte.
Der Unterricht in der Instrumentalabteilung war vor allem auf die
Vorbereitung von Orchestermusikern gerichtet. Hervorragende pädago-
gische Ergebnisse erzielten die Professoren für Violine Gustáv Náhlovský
(1885–1946) und Norbert Kubát (1891–1966), die Absolventen der tschechi-
15 Vladimír Bokes, „Kompozičná pedagogika na Slovensku“, Slovenská hudba 25, no. 4
(1999): 459.
16 Magda Martinčeková, „Vývoj vokálnej pedagogiky od prof. Egema po súčasnosť“, in
Hudobná výchova a umelecké školstvo v Bratislave, hrsg. von Katarína Horváthová
(Bratislava: MDKO, 1982), 63.
17 Ibid., 63–64.
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